Die diesjährige Netzwerkkonferenz Baukultur stand ganz im Zeichen des Grundprinzips europäischer Stadtentwicklungspolitik: die Zukunft von Städten und Gemeinden gemeinsam und gemeinwohl-orientiert zu gestalten. Die virtuelle Veranstaltung bildete zugleich den Auftakt in das Jubiläumsjahr „50 Jahre Städtebauförderung“.
Anlässlich der heutigen virtuellen Netzwerkkonferenz Baukultur hob Wohnungsbauministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut die Bedeutung der neuen europäischen „Leipzig-Charta“ hervor: „Die ‚Neue Leipzig-Charta‘ ist der großartige Entwurf einer gemeinsamen europäischen stadtentwicklungspolitischen Perspektive. Unsere diesjährige Netzwerkkonferenz steht ganz im Zeichen eines Grundprinzips der Charta: die Zukunft von Städten und Gemeinden gemeinsam und gemeinwohlorientiert zu gestalten“, so die Ministerin in ihrem Grußwort. Die Charta ist das zentrale politische Dokument auf EU-Ebene, mit dem Ziele und Arbeitsprinzipien für eine zukunftsgerechte Entwicklung von Städten und Gemeinden aller Größen und in allen Regionen beschrieben werden.
Die Netzwerkkonferenz, moderiert vom Intendanten der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart Andreas Hofer, stellt in diesem Jahr auch zugleich den Auftakt in das Jubiläumsjahr „50 Jahre Städtebauförderung“ dar. „Die Städtebauförderung ist das schlagkräftige Instrument, mit dem wir unsere Kommunen nach Kräften dabei unterstützen, die Lebenswelten von morgen zu realisieren. Seit nunmehr fünf Jahrzehnten ziehen Bund, Länder und Kommunen dabei erfolgreich an einem Strang, um unsere Städte und Gemeinden nicht nur zukunftsgerecht, sondern auch zukunftsweisend zu entwickeln. Unser gemeinsames Ziel ist es, dass Menschen auch künftig gesunde, sichere und in jeder Hinsicht zuträgliche Lebensbedingungen vorfinden“, betonte Hoffmeister-Kraut.
Neue „Leipzig-Charta“ ist Kompass für zukunftsgerechte Baukultur
Was es konkret bedeutet, Städte und Gemeinden zukunftsgerecht zu entwickeln, muss immer wieder neu bestimmt werden. „Die ‚Neue Leipzig-Charta‘ will dafür ein Kompass sein und bietet wichtige Orientierung für die Arbeit in den Städten und Gemeinden. Denn von dort müssen Impulse für eine Transformation der europäischen Gesellschaften ausgehen. Sie sollen Labore für innovative Lösungen sein. Darum brauchen wir auch eine zukunftsgerechte Planungs- und Baukultur“, unterstrich die Ministerin. Um dies zu konkretisieren und zu veranschaulichen, gab es im Rahmen der Konferenz sechs Themenforen mit Best-Practice-Projekten zu den wichtigsten Handlungsfeldern von Stadtentwicklung und städtebaulicher Erneuerung - so etwa zu Wohnungsbau und Quartiersentwicklung, zu nachhaltiger Mobilität oder öffentlichen Räumen.
Ein roter Faden, der sich durch sämtliche dieser Themenfelder zog, waren übergeordnete Ziele der Stadtentwicklung, insbesondere die Anpassung an den Klimawandel und dessen Bekämpfung, Ressourcenschonung, Integration und Partizipation oder das behutsame Weiterbauen von Bestand und Erbe: „Es geht um eine ganzheitliche Zukunftsstrategie, um Städte und Gemeinden im Sinne der „Leipzig-Charta“ als Orte der Vielfalt, Kreativität und Solidarität zu stärken und zu entwickeln. Gemeinwohl und Kooperation sind darum ein zeitgemäßer Kompass für eine Stadtentwicklungspolitik, deren Perspektive resiliente Städte und Gemeinden für eine nachhaltige Gesellschaft sind“, so Hoffmeister-Kraut.
Die Bedeutung dieser beiden Prinzipien nicht zuletzt für die Sicherung und Stärkung einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft stellten im Anschluss an das Statement der Staatssekretärin des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat, Anne Katrin Bohle, auch die mit Experten aus unterschiedlichen Handlungsfeldern und -ebenen besetzten Gesprächsrunden der Netzwerkkonferenz heraus. Dem Modell der kompakten und durchmischten Stadt mit bezahlbaren Wohnungen in lebenswerten Quartieren, mit attraktiven öffentlichen Räumen und bedarfsgerechten Infrastrukturen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Verbunden mit weiteren Faktoren seien dies die Maßstäbe einer zukunftsgerechten Baukultur im Sinne der „Neuen Leipzig-Charta“.
Initiative Baukultur Baden-Württemberg
Im Rahmen der Initiative Baukultur Baden-Württemberg stärkt und fördert das Land die Planungs- und Baukultur als strukturell gewichtigen Standortfaktor. Mit dem Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg, der 2020 zum zweiten Mal verliehen wurde, werden beispielhafte Projekte aus allen Bereichen des Planens und Bauens ausgezeichnet, die einen zukunftsweisenden Beitrag zur Entwicklung von Städten und Gemeinden leisten. Kommunen, die Gestaltungsbeiräte einrichten oder deren Einsatz verstetigen wollen, werden gefördert oder regionale Initiativen, wie zuletzt das Auszeichnungsverfahren Baukultur Kraichgau, unterstützt. Mit diesen und weiteren Aktivitäten leistet das Land einen wichtigen Beitrag dazu, die aktuellen und künftigen Aufgaben und Herausforderungen, die sich Kommunen, Unternehmen und weiteren Akteuren stellen, als Chance für Verbesserungen unserer gebauten Umwelt zu nutzen und das Land so als wettbewerbsfähigen Wohn- und Wirtschaftsstandort zu sichern und weiterzuentwickeln.
Städtebauförderung
Die Programme der Städtebauförderung bieten seit fünf Jahrzehnten den Kommunen umfangreiche finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung einer nachhaltigen und integrierten städtebaulichen Entwicklung. Dabei stellen sie sich immer neuen Herausforderungen. So sind aktuell die Aktivierung von Wohnraum, die Unterstützung der Städte und Gemeinden ihre Zentren aufzuwerten und zu stärken, ihnen bei der Anpassung an den klimatischen und demografischen Wandel zu helfen sowie das soziale Miteinander im Quartier zu fördern besonders herausragende Schwerpunkte.
Die Städtebauförderung ist seit 50 Jahren eine bewährte Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Land und Kommunen. Zusammen mit weiteren an der Sanierung beteiligten Partnern wie der Arbeitsgemeinschaft der Sanierungs- und Entwicklungsträger Baden-Württemberg (ARGE), werden die Städte und Gemeinden bei ihren Anstrengungen unterstützt, zu einer zukunftsgerechten Kommune zu werden - ganz im Sinn der „Neuen Leipzig-Charta“.
„Neue Leipzig-Charta“
Die „Neue Leipzig-Charta“ wurde Ende November 2020 beim informellen Treffen der Stadtentwicklungs-Ministerinnen und -Minister der EU-Mitgliedsstaaten beschlossen. Sie aktualisiert die „Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“ aus dem Jahr 2007. Parallel zur Netzwerkkonferenz ist eine neue Broschüre des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau erschienen, in der die „Neue Leipzig-Charta“ ausführlich vorgestellt und am Beispiel vieler Best-Practice Projekte erläutert wird. Sie gibt hilfreiche Hinweise für die Praxis und zur Förderung von Vorhaben und Projekten vor Ort.
Wirtschaftsministerium Publikationen: Broschüre „Neue Leipzig-Charta“