Fahrgäste können sich ab Mitte Juni auf deutliche Angebotsverbesserungen auf der Neckar-Alb-Bahn zwischen Stuttgart und Tübingen freuen. Der bisher nur zweistündlich verkehrende schnelle Interregio-Express fährt künftig im Stundentakt.
Verkehrsminister Winfried Hermann und der Geschäftsführer von Abellio Baden-Württemberg, Rolf Schafferath, haben das neue Verkehrsangebot auf der Neckar-Alb-Bahn zwischen Stuttgart und Tübingen vorgestellt, das am Sonntag, 14. Juni 2020, startet. Abellio übernimmt zu diesem Zeitpunkt einen wesentlichen Teil der bisher auf dieser Strecke von der DB Regio erbrachten Verkehre. Das Unternehmen hatte das entsprechende Los der vom Land durchgeführten Ausschreibung der Stuttgarter Netze gewonnen.
Ab 14. Juni Angebotsverbesserungen der Neckar-Alb-Bahn
Die Fahrgäste können sich ab Mitte Juni auf deutliche Angebotsverbesserungen zwischen Stuttgart und Tübingen freuen. Der bisher nur zweistündlich verkehrende schnelle Interregio-Express (IRE) Stuttgart-Tübingen(-Sigmaringen) fährt künftig im Stundentakt verdichtet. „Dieser schnelle IRE verbindet Tübingen mit Stuttgart in nur 45 Minuten: Ein starkes Angebot für eine stark nachgefragte Strecke“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann. Zudem wird der Regionalexpress, der bisher nur zur Hauptverkehrszeit im Halbstundentakt verkehrt, künftig an allen Werktagen durchgehend bis 20 Uhr (an Samstagen bis 18 Uhr) im 30 Minuten-Takt angeboten.
Leider sind durch den Fahrzeughersteller Bombardier bisher nicht alle Fahrzeuge des Typs Talent geliefert worden, um alle Linien von Abellio vollständig mit Neufahrzeugen bedienen zu können. Stand Mittwoch, 27. Mai, hat der Hersteller erst insgesamt 27 Fahrzeuge an Abellio übergeben, davon sind momentan 23 abgenommen und damit einsatzfähig. Bis zur dritten Inbetriebnahme kündigt Bombardier die Lieferung von drei weiteren Fahrzeugen an, die vorbehaltlich ihrer Abnahme zur Verfügung stehen.
Abellio wartet weiter auf Neufahrzeuge
Ausstehend ist auch die vollständige Zulassung der Fahrzeug-Flotte in Mehrfach- und Mischtraktion, wodurch Abellio die bereits vorhandenen Neufahrzeuge zunächst nicht vollumfänglich zum Einsatz bringen kann. „Abellio hat sich aber rechtzeitig mit Unterstützung des Landes um Ersatzfahrzeuge gekümmert. Deshalb können wir trotz des Lieferverzuges von Bombardier alle Angebotsausweitungen wie geplant umsetzen“, erläuterte Minister Hermann. Unter großem planerischen und finanziellen Aufwand hat Abellio ein Ersatzkonzept erstellt, das auch diese Betriebsaufnahme sicherstellt.
„Bombardier möchte sich für die Verzögerungen bei der Auslieferung entschuldigen, insbesondere auch bei den hiervon betroffenen Fahrgästen. Der Auftrag, TALENT 2-Züge für das Neckartal zu liefern, ist für Bombardier von herausragender Bedeutung. Daher haben wir nun auch unser Werk in Bautzen als zusätzlichen Fertigungsstandort einbezogen. Mein Team hat trotz Corona-Einschränkungen alles getan, um unsere Produktion aufrechtzuerhalten, sodass bislang 27 Züge ausgeliefert werden konnten. Diese Züge überzeugen besonders durch ein großzügiges Raumkonzept, was heute wichtiger ist als je zuvor“, so Michael Fohrer, Deutschlandchef bei Bombardier Transportation.
Ersatzkonzept ermöglicht Start trotz Lieferschwierigkeiten
„Wir hätten uns für unsere Fahrgäste und Mitarbeiter sehr gewünscht, wenigstens in unserer dritten und finalen Betriebsaufnahmestufe wie geplant mit modernen und komfortablen Neufahrzeugen im Regelbetrieb an den Start gehen zu können“, sagt Rolf Schafferath, Vorsitzender der Geschäftsführung von Abellio Baden-Württemberg. „Wir hatten uns früh darauf eingestellt, dass der Hersteller seinen Lieferverzug nicht aufholen wird, so dass uns das jetzt nicht aus der Bahn wirft. Auch wenn Bombardier in den kommenden vier Wochen kein einziges Fahrzeug mehr liefert, können wir dank unseres Ersatzkonzeptes dennoch starten und alle Verkehre bedienen“, betont Schafferath.
Als Ersatzfahrzeuge kommen von der Deutschen Bahn (DB) angemietete Elektrotriebwagen der Baureihen 425 und 426 sowie von Dritten angemietete Lok-Wagen-Garnituren zum Einsatz. Die DB wird auf der Neckar-Alb-Bahn weiterhin den IRE-Langläufer von Stuttgart über Tübingen und Sigmaringen nach Aulendorf betreiben. Ebenso fährt sie weiterhin die von Herrenberg kommende Regionalbahn (RB) bis nach Metzingen/Bad Urach.
„Wir freuen uns als DB Regio auch in den Landkreisen Tübingen und Reutlingen weiterhin Partner des Landes sein zu dürfen. Unseren Fahrgästen auf der Regional-Express-Strecke Tübingen-Stuttgart danken wir für die Treue. Unverändert bieten wir mit unserer IRE-Linie Aulendorf-Tübingen-Stuttgart mit unseren Neigetechnikzügen ein schnelles Angebot in die Landeshauptstatt“, so Markus Kaupper, Verkehrsvertragsmanager der DB Regio.
Bempflingen wieder auf der Schiene anbinden
Der bisherige RB-Halt in Oberboihingen wird künftig stündlich von Abellio bedient. Oberboihingen erhält damit eine schnelle Direktverbindung sowohl nach Tübingen als auch nach Stuttgart. Diese war auch für Bempflingen vorgesehen. Allerdings können die Ersatzfahrzeuge an den kurzen Bahnsteigkanten in Bempflingen nicht halten, da sich bei ihnen im Gegensatz zu den Bombardier-Fahrzeugen das Öffnen der Türen nicht auf nur bestimmte Eingangsbereiche beschränken lässt. Dort wird daher ersatzweise ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Nur bei einzelnen Fahrten am frühen Morgen und in den Abendstunden ist ein Halt in Bempflingen möglich. „Sobald Bombardier aber genügend Fahrzeuge geliefert hat, wird Bempflingen wieder auf der Schiene bedient“, sagte Verkehrsminister Hermann.
Auf der Linie RE 10 a/b kommen zwischen Mannheim und Heilbronn Talent 2-Neufahrzeuge zum Einsatz. Von Heilbronn bis nach Tübingen verkehren Ersatzzüge des Subunternehmens Wedler Franz Logistik GmbH & Co. KG und der Train Rental International sowie vereinzelt Talent 2-Neufahrzeuge. Hier ist, wie bisher auch – ein Umstieg am Heilbronner Hauptbahnhof erforderlich.
Der IRE 6 von Stuttgart nach Tübingen wird durch das Subunternehmen Wedler Logistik im Unterauftrag von Abellio gefahren. Die Untervergabe einzelner Verbindungen ist erforderlich, da nicht ausreichend Leihfahrzeuge erhältlich sind, um den vollen Leistungsumfang abzudecken. Die Linie RB 17 a/b/c (Stuttgart-Pforzheim/Heidelberg) wird von Abellio auch weiterhin mit Neufahrzeugen befahren.