Bereits zum vierten Mal zeichnet das Land verdiente Unternehmen im Land mit dem Energieeffizienzpreis des Netzwerks regionaler Kompetenzstellen Energieeffizienz aus.
Umweltministerin Thekla Walker hat in Stuttgart den Gipfelstürmer-Award des Netzwerks regionale Kompetenzstellen Energieeffizienz (KEFF) verliehen. Mit dem Preis, der in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben wird, werden Unternehmerinnen und Unternehmer ausgezeichnet, die in ihren Betrieben Energieeffizienzmaßnahmen vorbildlich umgesetzt haben.
Energieeffizienz-Potenziale aufspüren und heben
„Energie einzusparen und effizient einzusetzen, ist das Fundament der Energiewende. Denn Energie, die gar nicht erst verbraucht wird, muss nicht erzeugt werden und verursacht keine schädlichen Kohlenstoffdioxid(CO2)-Emissionen. Für eine klimaneutrale Energiewelt ist es deshalb essentiell, dass wir möglichst sorgsam mit Energie umgehen und wir den verbleibenden Bedarf an Strom und Wärme aus regenerativen Quellen erzeugen“, betonte die Umweltministerin in ihrer Laudatio zur Vergabe des Gipfelstürmer-Awards. Mit viel persönlichem Engagement, Tatkraft und Ideenreichtum machen sich bereits zahlreiche Unternehmen im Land daran, die Energieeffizienzpotenziale in ihren Betrieben aufzuspüren und zu heben. „Es imponiert mir sehr, welche umfassenden und vielfältigen Maßnahmen die Unternehmerinnen und Unternehmer ergreifen. Hier wird über Klimaschutz und die Energiewende nicht nur geredet, sondern auch gehandelt.“ Oftmals ist dies verbunden mit einer tiefen örtlichen Verwurzelung wie im Falle der Bäckerei Paul in Lörrach, dem diesjährigen Gewinner des Gipfelstürmer-Awards. Trotz Platzmangel in der Backstube entschied sich die Eigentümerfamilie ganz bewusst dafür, den Standort ihrer Traditionsbäckerei in der Lörracher Innenstadt zu behalten. Um mehr Platz zu schaffen, baute das Ehepaar Paul das Gebäude der alten Bäckerei um und erweiterte den Bau um ein neues, vergrößertes Nebengebäude, das mit einem KfW-55-Standard hohen Effizienzanforderungen entspricht. Die Umweltministerin würdigte diese Verbundenheit und Identifikation mit der Gemeinschaft vor Ort als gelebte Nachhaltigkeit.
Gipfelstürmer in eine neue Energiewelt
Mit dem Gipfelstürmer-Award zeichnet das Umweltministerium Unternehmen in Industrie, im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor aus, deren Konzepte und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz im Betrieb überzeugen. Teilnehmen können alle Unternehmen, die im Rahmen eines sogenannten KEFF-Check eine kostenlose Erstanalyse ihrer Energieeffizienz-Potenziale durch die regionalen KEFF-Effizienzmoderatoren und Effizienzmoderatorinnen wahrgenommen haben. Aus allen eingegangenen Bewerbungen wählt eine Jury aus Fachexpertinnen und -experten erst zehn Finalisten und dann die drei besten Bewerbungen aus. Diese erhalten ein Preisgeld von insgesamt 18.000 Euro, die Leistung der restlichen Finalisten wird durch eine Urkunde gewürdigt. „Egal ob Preisträger oder nicht, für mich sind alle Finalisten Gipfelstürmer auf dem Weg in eine neue Energiewelt. Sie sind wichtige Vorbilder, die die Energiewende auch für andere im Land konkret und erlebbar machen“, lobte die Ministerin den Einsatz der beteiligten Unternehmen.
Die ausgezeichneten Unternehmen
Seit dem Jahr 1907 steht die Bäckerei Paul im Stadtzentrum von Lörrach für traditionelles Bäckerhandwerk. Das wird auch in Zukunft so bleiben, denn im selben Jahr, in dem die Eigentümerfamilie Paul im Rahmen eines KEFF-Checks die Energieeffizienzpotenziale für ihre Bäckerei ermitteln ließ, fiel die Entscheidung am bisherigen Standort in der Stadtmitte zu bleiben. Ein Umzug „auf die grüne Wiese“ war trotz Platzmangel keine Option. Stattdessen baute das Ehepaar Paul das bestehende Firmengebäude um und erweiterte es um ein neues, vergrößertes Nebengebäude. Die Produktionsfläche konnte so mehr als verdoppelt werden. Das neue fünfgeschossige Gebäude entspricht dem KfW-55-Standard und die Obergeschosse sind in ökologischer Holzbauweise errichtet. Eine neue CO2-Kälteverbundanlage ersetzt die veraltete Kältetechnik der Bäckerei; die Abwärme wird in die Heizzentrale des Neubaus eingespeist. Damit kann die Bäckerei ihren Energiebedarf erheblich verringern. Zudem beleuchten Leuchtdioden (LEDs) mit Bewegungsmeldern die Produktionsräume und der Lieferwagen wurde auf Elektroantrieb umgestellt. Insgesamt erreicht die Bäckerei Paul mit ihrem kombinierten Alt- und Neubaukonzept Energieeinsparungen von über 80 Prozent.
Das im Jahr 1935 gegründete Unternehmen Mader bietet mit seinen insgesamt 83 Mitarbeitenden individuelle, energieeffiziente und herstellerunabhängige Lösungen für den kompletten Druckluftprozess an. Der KEFF-Check im Jahr 2016 und eine anschließende Energieberatung lieferten den Anstoß für zahlreiche und umfangreiche Energieeffizienzmaßnahmen im Unternehmen, die im Rahmen einer Kernsanierung und eines zusätzlichen Anbaus bis ins Jahr 2019 umgesetzt wurden. Zu den Maßnahmen gehörten die Dämmung der Außenwände und der Dächer sowie die Verkleinerung der großen Fensterfront, um so den Wärmeeintrag im Sommer und den Wärmeverlust im Winter zu verringern. Zudem tauschte das Unternehmen Fenster aus und rüstete die Beleuchtung auf LED und eine intelligente Lichtsensorik um. Die neue fassadenintegrierte Photovoltaikanlage deckt inzwischen gut ein Drittel des Strombedarfs des Unternehmens ab. In der Logistikhalle ersetzt eine Pelletheizung die bisherige Ölheizung, eine Wärmepumpe und eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung ergänzen die Maßnahmen für eine effiziente und CO2-arme Wärmeversorgung. Mit diesem umfassenden Rundumkonzept ist es der Firma Mader gelungen, etwa 37 Prozent ihres gesamten Energieverbrauchs einzusparen.
Das Familienunternehmen Hofmaier Fenstertechnik setzt sich mit seinen zwölf Mitarbeitenden sowohl im Betrieb als auch in der Kundenberatung für Nachhaltigkeit ein. Nach einem KEFF-Check im Jahr 2016 hat das im Jahr 1960 gegründete Unternehmen bis heute Schritt für Schritt zahlreiche Effizienzmaßnahmen umgesetzt. So nutzt das Unternehmen für die Beheizung das in der Produktion anfallende Restholz und kann so jährlich rund 15.000 Liter Heizöl einsparen. Zudem installierten die Eigentümer eine Photovoltaik-Anlage, um den Strombedarf in der Produktion zu decken, die im vergangenen Jahr sogar erweitert werden konnte. Ein Stromspeicher und eine Stromcloud ergänzen die Stromerzeugung aus Sonnenenergie. Durch die Installation von Durchlauferhitzern für die Warmwasserversorgung kann die Heizung im Sommer abgestellt werden. Außerdem wurde die Beleuchtung auf LED umgestellt und elektrisch betriebene Flurförderfahrzeuge angeschafft. Für einen effizienten Betrieb erhielt die Druckluftanlage neue Regler und Leckagen wurden abgedichtet. Mit diesen umfangreichen Maßnahmen ist es Hofmaier Fenstertechnik gelungen, den Strom- und Wärmebedarf komplett auf erneuerbare Energien umzustellen.