Mit dem Förderprogramm Quartiersimpulse unterstützt das Land Gemeinden, Städte und Landkreise bei der Entwicklung alters- und generationengerechter Quartiere. In der aktuellen Förderrunde erhalten zehn Projekte insgesamt 820.000 Euro.
Die demografischen und sozialen Veränderungen stellen Baden-Württembergs Kommunen vor große Herausforderungen, denn es gibt beispielsweise immer mehr ältere Menschen, die alleine leben, oftmals mit eingeschränkter Mobilität und steigendem Unterstützungsbedarf. Um auf diesen Wandel zu reagieren, unterstützt das Land Gemeinden, Städte und Landkreise mit dem Förderprogramm Quartiersimpulse bei der Entwicklung alters- und generationengerechter Quartiere. Für die aktuelle Förderrunde wurden zehn Projekte ausgewählt, diese erhalten zusammen insgesamt 820.000 Euro. Dabei handelt es sich um Projekte in Ottenbach, Blaustein, Mannheim, Kornwestheim, Reutlingen, Pforzheim, Beimerstetten, Berg sowie im sogenannten Kommunalen Verbund Rheinfelden/Schwörstadt und im Bodenseekreis.
„In Zeiten, in denen die Auswirkungen des demografischen Wandels immer deutlicher zu spüren sind, sollten Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft so effektiv wie möglich zusammenarbeiten“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha am Donnerstag am 2. Februar 2023 in Stuttgart. „Deshalb freue ich mich sehr, dass wir auch in der aktuellen Förderrunde wieder zahlreiche kreative Projekte und Initiativen unterstützen können. Sie alle fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land.“
Das Zusammenleben der Generationen fördern
Bei den geförderten Quartiersimpulsen geht es darum, ältere Menschen und solche mit Pflegebedarf noch besser im Alltag zu unterstützen. Zusätzlich sollen Angebote geschaffen werden, durch die unterschiedliche Generationen zusammenkommen. In Mannheim soll beispielsweise ein Seniorentreff weiter ausgebaut sowie ein zusätzlicher lokaler Pflegestützpunkt eröffnet werden. Im Pforzheimer Sozialraum Sonnenberg entsteht ein Netzwerk, das es älteren Menschen zwischen Arbeit und Ruhestand erleichtert, soziale Kontakte zu knüpfen. Die Stadt Blaustein plant gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern einen generationen- und kulturübergreifenden Quartiersplatz in einem Wohnviertel.
Damit Quartiersprojekte gelingen, ist es zentral, dass sich zivilgesellschaftliche und kommunale Akteure austauschen. Bei allen Projekten werden die Bürgerinnen und Bürger direkt einbezogen und können dabei helfen, das Zusammenleben in den Kommunen besser zu gestalten. Wenn sich Kommunen mit Quartiersimpulsen für die Belange ihrer Bürgerinnen und Bürger einsetzen, steigert dies letztendlich auch deren Vertrauen und Identifikation in Institutionen.
„Indem wir eine gesundheitsfördernde Umgebung schaffen, die auch das soziale Miteinander und die Teilhabe verschiedenster Generationen berücksichtigt, können einerseits Kommunen durch die aktive Bewohnerschaft entlastet werden, andererseits wird der gesellschaftliche Zusammenhalt vor Ort erlebbar“, unterstreicht Sozialminister Manne Lucha.
Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“
Das Förderprogramm „Quartiersimpulse. Beratung und Umsetzung von Quartiersprojekten vor Ort“ ist Teil der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Es unterstützt Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteure bei einer alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung. Hierbei werden gezielt Quartiersprojekte in Städten und Gemeinden für eine Laufzeit von zwei Jahren mit einem Zuschuss von bis zu 85.000 Euro gefördert. Bei kommunalen Verbünden und Landkreisen in Verbindung mit kreisangehörigen Gemeinden oder Städten sind Förderungen von bis zu 115.000 Euro möglich. Die Kommunen erhalten den finanziellen Zuschuss nicht nur für Sach- und Personalkosten, sondern auch explizit für Beratungskosten.
Das Förderprogramm wird von derInitiative Allianz für Beteiligung im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg durchgeführt. Unterstützend zur Förderung können Kommunen sich beim Gemeinsamen Kommunalen Kompetenzzentrum für Quartiersentwicklung (GKZ.QE) von Städtetag, Gemeindetag und Landkreistag beraten lassen. Darüber hinaus bietet die Quartiersakademie interessierten Haupt- und Ehrenamtlichen in zivilgesellschaftlichen Organisationen und den kommunalen Verwaltungen Qualifizierungen zu Quartiersentwicklung und weiteren Themen an.
Projektliste der 19. Förderrunde des Programms "Quartiersimpulse"
- Kommune: Gemeinde Ottenbach
- Information: Im Jahr 2019 sollte in Ottenbach ein kleines Pflegeheim entstehen. Kurz vor Realisierung der Planungen ist jedoch der Träger des Vorhabens abgesprungen. Damit konnte das Projekt nicht umgesetzt werden. Für die Gemeinde war das ein herber Rückschlag, zumal die Folgen des demografischen Wandels gerade für eine kleine Gemeinde sehr herausfordernd sind. Im November 2021 haben der Gemeinderat und die Verwaltung einen erneuten Vorstoß unternommen, um dasThema Älterwerden in Ottenbach neu und selbst anzugehen. In einem ersten moderierten Kreativ-Workshop ist die Idee für das Projekt „Gut Älterwerden in Ottenbach“ entstanden: gemeinsam mit der Bürgerschaft, dem Gemeinderat, der Verwaltung und Fachleuten soll eine ganzheitliche Konzeption erstellt und in Umsetzung gebracht werden, um die Lebens-, Teilhabe- Wohn-, Unterstützungs- und Pflegesituation von älteren Menschen und deren Angehörigen im Ort zu verbessern.
- Summe: 83.200 Euro
- Kommune: Stadt Blaustein
- Information: Im Stadtzentrum von Blaustein, Ortsteil Ehrenstein, wurde auf einer Industrie-Brache, an einem angrenzenden stillgelegten Steinbruch, das Wohnquartier Höhwiesen für circa 200 Menschen geschaffen. Das Quartier ist von einer lebendigen Vielfalt geprägt. So leben dort junge Familien, Seniorinnen und Senioren, Lebensgemeinschaften mit unterschiedlichen nationalen und sozialen Wurzeln und Menschen mit Behinderungen. Die Stadt Blaustein hat in ihrem Bebauungsplan für diesen Bereich eine Grünfläche ausgewiesen, welche nun mit dem Projekt – Quartiersplatz Höhwiesen, Gemeinschaft gemeinsam schaffen – als Bürgerbeteiligungsprojekt zu einem generationenübergreifenden Quartiersplatz gestaltet werden soll. Gemeinsam mit der Bürgerstiftung Blaustein und engagierten Anwohnerinnen und Anwohnern soll die Umsetzung des Quartiersplatzes erfolgen. Der Quartiersplatz soll barrierefrei und im Einklang mit der besonderen Natursituation (Steinbruch) gestaltet werden. Es soll ein lebendiger, generationen- und kulturübergreifender Ort geschaffen und mit Leben gefüllt werden, der als „Aufschnauf-Plätzle“ seniorengerechte Sitzmöglichkeiten haben wird, und zum Beispiel mit einem Bouleplatz zum gemeinsamen Spiel einladen wird.
- Summe: 80.000 Euro
- Kommune: Stadt Mannheim
- Information: Mit dem Mannheimer Modell werden im „ältesten“ Stadtteil Mannheims quartiersnahe integrierte Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen auf- und ausgebaut. Kernelement ist der dort ansässige und perspektivisch an zentraler Stelle im Stadtteil verortete, baulich ertüchtigte SeniorenTreff (Angebot der offenen Altenhilfe) unter professioneller Leitung. Weitere Bausteine sind die Errichtung eines zusätzlichen lokalen Pflegestützpunktes, das Wohnen mit Versorgungssicherheit, die mobile Sachbearbeitung mit aufsuchender Hilfe sowie die Stärkung des ehrenamtlichen, nachbarschaftlichen Engagements von und für ältere Bürgerinnen und Bürger. Im Förderprojekt „Quartiersimpulse: Modellprojekt Vogelstang“ werden die einzelnen Bausteine sinnhaft verknüpft. Damit eine nachhaltige Implementation sichergestellt werden kann, wird eine ständige Prozessbegleitung und Qualitätssicherung benötigt. Das Förderprogramm bietet die Chance, eine (zunächst befristete) Projektkoordination und wissenschaftliche Begleitung einzusetzen und unter Einbezug des Seniorenrats Mannheim e. V. als Projektpartner die Prozessbegleitung, Vernetzung und nachhaltige Implementation der Bausteine sicherzustellen.
- Summe: 70.490 Euro
- Kommune: Große Kreisstadt Kornwestheim
- Information: Durch „Wir im Quartier“ sollen, aufbauend auf der Bedarfserhebung durch eine Sozialraumanalyse, konkrete Handlungsschritte formuliert werden, die in der Projektphase dann umgesetzt werden. Die Sozialraumanalyse erfolgt gesamtstädtisch, während die Partizipations-, Planungs- und Umsetzungsphase auf das Pilotquartier Südlich Salamander-Stadtpark beschränkt ist. Hierbei liegt der Fokus auf generationenübergreifenden Angeboten sowie alters- und pflegegerechtem Wohnen.
- Summe: 72.000 Euro
- Kommune: Stadt Reutlingen
- Information: Unter dem Motto „Wir fürs Quartier“ sollen die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils Hohbuch/Schafstall in ihrer Vielfalt gewonnen werden, bei der Gestaltung eines guten und generationengerechten Zusammenlebens mitzuwirken. In einem fortlaufenden, breiten Beteiligungsprozess soll ein Konzept für eine passgenaue und partizipative Quartiersarbeit entwickelt werden. Es soll eine zentrale Anlaufstelle, ein Stadtteilbüro mit Koordinatorin/Koordinator, eingerichtet werden, wo Bedarfe gesammelt, Ideen gebündelt und Aktivitäten gemeinsam geplant und umgesetzt werden können. Die Engagement-Strukturen vor Ort sollen gefestigt und weiter ausgebaut werden. Nach einer Auftaktveranstaltung sollen verschiedene niederschwellige Angebote konzipiert und realisiert werden, die auf Austausch, Begegnung und Teilhabe zielen. Die Räumlichkeiten bietet unter anderem das Evangelische Gemeindezentrum, das zu einem Quartierszentrum „für alle“ weiterentwickelt werden könnte. Durch das Projekt wird das soziale Miteinander gefördert und die Lebensqualität im Stadtteil gesteigert. Es wird durch eine Steuerungsgruppe realisiert und vom Arbeitskreis Hohbuch/Schafstall, einer Stadtteilrunde aus lokalen Einrichtungen und Akteurinnen sowie Akteuren, begleitet.
- Summe: 60.500 Euro
- Kommune: Stadt Pforzheim
- Information: Im Pforzheimer Sozialraum Sonnenberg, Sonnenhof und Wacholder bestehen derzeit nur wenige Strukturen und Angebote, die das Knüpfen sozialer Kontakte und damit das Entstehen eines lebendigen Miteinanders unterstützen. Der Aufbau eines ZWAR-Netzwerks – „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ - soll diese Lücke füllen. Das Netzwerk richtet sich schwerpunktmäßig an Personen zwischen 60 und 75 Jahren. Das Projekt umfasst die Gründung, Begleitung und Qualifizierung des selbst organisierten Netzwerks. Kernelemente bilden die regelmäßigen Treffen einer Basisgruppe sowie der Zusammenschluss verschiedener Interessengruppen wie etwa einer Lauf-, einer Gartengruppe oder auch einer Boule-Gruppe. ZWAR-Netzwerke folgen einem basisdemokratischen Ansatz und basieren wesentlich auf Selbstorganisation. Daher ist das Netzwerk weder als Verein organisiert noch parteiisch oder konfessionell gebunden. Auch Mitgliedsbeiträge werden nicht erhoben. Dieser Ansatz ermöglicht eine niederschwellige Ansprache von Bürgerinnen und Bürgern in unterschiedlichen sozialen Lebenslagen und unterschiedlicher kultureller Herkunft.
- Summe: 54.656 Euro
- Kommune: Gemeinde Beimerstetten
- Information: Bürgerschaftliches Engagement und ein vielfältiges, aktives und funktionierendes Vereinsleben sind eine wesentliche Grundlage, um in der Gemeinde Beimerstetten nachhaltige Strukturen für das Gemeinwohl aufzubauen. Dies zeigt sich unter anderem im ehrenamtlichen Engagement für den im Jahr 2018 gegründeten Verein Nachbarschaftshilfe e.V. Dieser hat sich die Alten- und Jugendhilfe, die Unterstützung im Alltag und die Förderung von Bildung und Erziehung zum Ziel gesetzt. Beimerstetten steht in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Die Gestaltung und Entwicklung der Ortsmitte, die Erschließung neuer Baugebiete (Wohnbebauung und Gewerbe), eine gesicherte Anbindung an den ÖPNV, der demographische Wandel, die Sicherung der Daseinsvorsorge und das Voranbringen von Klima- und Energiethemen stehen im Fokus. Diese Themen lassen sich nur gemeinsam mit der Bevölkerung und generationsübergreifend bewältigen. Mit einem umfassenden Beteiligungsprozess sollen Prioritäten (Was ist der Bevölkerung wichtig?) herausgearbeitet, Ziele entwickelt und definiert werden. Konkrete Maßnahmen und deren Umsetzung sollen das Ergebnis des Bürgerbeteiligungsprozesses
- Summe: 84.174 Euro
- Kommune: Gemeinde Berg
- Information: Es ist überall spürbar, dass das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern für eine aktive Gemeinde in den letzten Jahren abgenommen hat. Das betrifft nicht nur die Vereine und bekannten Gruppierungen, sondern alle sozialen und generationsübergreifenden Bereiche. Woran liegt das? Einerseits an den demographischen und sozialen Veränderungen in der Gesellschaft, andererseits auch am Ort selbst: Etliche Begegnungsmöglichkeiten und Infrastrukturangebote gibt es nicht mehr. Hier setzt der „BERGER ZUKUNFTSDIALOG“ an. Die Akteurinnen und Akteure dieser Initiative wollen alle Bürgerinnen und Bürger motivieren, über die Situation in Berg nachzudenken, um das Interesse an ihrem Ort und am Miteinander wieder neu zu wecken. Dazu braucht es in der Konzeptphase viele Ideen und Anregungen, die Schritt für Schritt in konkrete Projekte münden und umgesetzt werden, zum Beispiel ein Bürgertreff. Und dabei sollen die Anliegen aller (Senioren, Jugendliche, Vereine, Familien, Kirchen, Neubürger, Flüchtlinge) mit einfließen. Das wird ein spannender Prozess! Man kann sich eine Vielzahl von Ergebnissen vorstellen. Zusammen mit der Gemeinde und den bestehenden Gruppierungen wollen wir Visionen entwerfen, die unser Berg attraktiver und lebenswerter machen.
- Summe: 85.000 Euro
- Kommune: Stadt Rheinfelden und Gemeinde Schwörstadt (Kommunaler Verbund)
- Information: So lange und so gut wie möglich selbstständig zu Hause leben zu können, ist ein zentraler Wunsch älterer Menschen. Sie bei der Erfüllung dieses Wunsches zu unterstützen, ist ein zentrales Ziel der Gesundheits- und Sozialpolitik in Deutschland. Zur Erhaltung der gewünschten Selbstständigkeit braucht es familiäre und private Netzwerke und Unterstützung, aber auch professionelle Angebote und Hilfeleistungen. Mit einer neu eingerichteten Stelle zum Case-Management bei Seniorinnen und Senioren, also einer eingreifenden und steuernden Einzelfallbegleitung, soll das Projekt ältere Menschen in ihrem häuslichen Umfeld unterstützen und Eigenständigkeit, Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe fördern und sichern. Dabei setzt das Projekt auf die vorhandene Vernetzung im Gemeindeverbund Rheinfelden und Schwörstadt. Beide Kommunen verfügen über ein breites Netzwerk zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure sowie engagierter Bürgerinnen und Bürger, die im Rahmen des Projekts eingebunden werden. Für den Landkreis Lörrach ist das Projekt ein Exemplar für die Einführung von Case-Management für Seniorinnen und Senioren auf kommunaler Ebene. Die Ergebnisse des Projektes fließen auf Kreisebene sodann in die Weiterentwicklung von Pflegestützpunkten im Landkreis
- Summe: 115.000 Euro
- Kommune: Bodenseekreis
- Information: Mit dem Konzept „Gut älter werden im Bodenseekreis“ bietet der Landkreis seinen Gemeinden ein modulares Baukastensystem für einen niederschwelligen Einstieg in die Quartiersentwicklung und zur Gestaltung der Herausforderungen des demographischen Wandels mit aktiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Die Veranstaltungen haben das Ziel, gemeinsam mit den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und Interessierten vor Ort den Handlungsbedarf in der jeweiligen Gemeinde zu erheben, zu konkretisieren und auf ihre Umsetzbarkeit hin zu überprüfen. Mit der kreisangehörigen Stadt Meersburg sowie mit der Gemeinde Langenargen ist eine intensive Zusammenarbeit vereinbart, die die Begleitung und Unterstützung konkreter Maßnahmen und Schritte zur „Sorgenden Gemeinde“ umfasst. Darüber hinaus soll im Rahmen der landkreisweiten Vernetzung, bürgerschaftlich Engagierten und Verantwortlichen aus ähnlichen Projekten die Gelegenheit zum kreisweiten Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung eröffnet werden.
- Summe: 115.000 Euro