„Es ist unsere historische Verpflichtung, dass wir uns an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha bei der zentralen Gedenkfeier der Zentren für Psychiatrie für die Opfer des Nationalsozialismus in Ravensburg. „Indem wir die Erinnerungskultur an dieses dunkelste Kapitel der Psychiatrie-Geschichte pflegen, stärken wir auch unser Bewusstsein für Vielfalt, Toleranz und eine offene Gesellschaft.“
„Zu den NS-Opfern gehörten auch psychisch kranke und behinderte Menschen, die insbesondere ab 1940 systematisch ermordet wurden – in Baden-Württemberg unter anderem in Grafeneck auf der Schwäbischen Alb. Staatliche Behörden arbeiteten mit Heil- und Pflegeanstalten Hand in Hand, die Täter waren Polizisten, Verwaltungskräfte, Krankenpfleger und Ärzte. Es muss uns immer wieder fassungslos machen, wie scheinbar ganz normale Menschen grausame Massenmörder von hilflosen Mitmenschen wurden. Indem wir uns daran erinnern, können wir auch eine Lehre aus diesem dunkelsten Kapitel deutscher Psychiatriegeschichte ziehen. Sie kann nicht anders lauten, als dass wir vehement für eine offene Gesellschaft eintreten müssen, für Vielfalt, Toleranz, ein humanistisches Menschenbild und unsere freiheitlichen Werte“, sagte Lucha.
Gespür der Jugend für Rassismus, Ausgrenzung und Pauschalisierung schärfen
Die Zentren für Psychiatrie (ZfP) in Baden-Württemberg fördern seit Jahren die Aufarbeitung ihrer Geschichte. Unter anderem wird die Thematik in Gesundheits- und Krankenpflegeschulen behandelt, es gibt eine Psychiatrie-Historienforschung sowie Mahnmale wie insbesondere den „Grauen Bus“. Besonders hervorzuheben sei, dass die Zentren auch die Erinnerungskultur von Schüler- und Jugendgruppen unterstützten, so der Minister.
„Gerade jetzt, in einer Zeit gravierender gesellschaftlicher Veränderungen, müssen wir Jugendlichen die Möglichkeit bieten, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wir müssen ihr Gespür schärfen für unterschwelligen Rassismus, für Ausgrenzung, Pauschalisierung und Diskriminierung von Minderheiten“, sagte Lucha.
Gedenkveranstaltungen
Am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz befreit. Der Tag wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt.
Das Klinikum am Weissenhof in Weinsberg zeigt in Kooperation mit dem Arthaus-Kino Heilbronn am 27.01.2017 ab 16.45 Uhr den Film „Nebel im August“, einen Spielfilm, der das Thema Euthanasie zum Inhalt hat. Danach werden Schüler/innen der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Kerzen zum Gedenken austeilen und aufstellen.
Im ZfP Wiesloch wird in der Pflegefachschule BZG, Haus 50, in Wiesloch am 27.01.2017 ab 15 Uhr die gemeinsame Gedenkveranstaltung des Zentrums für Psychiatrie und der Stadt für die Opfer des Nationalsozialismus stattfinden. Am Ende der Veranstaltung werden die Ärztliche Direktorin des Zentrums, Dr. Barbara Richter, Pflegedirektor Walter Reiß sowie Oberbürgermeister Dirk Elkemann eine Gedenktafel am Gebäude enthüllen.
Im ZfP Reichenau wird Herr Johannes Daun, Vorsitzender Richter am Landgericht Waldshut-Tiengen, im Hörsaal in Haus 20 am 27.01.2017 von 10.30 bis 12.00 Uhr über die badische Justiz im Nationalsozialismus referieren. Daran anschließen wird sich eine Kranzniederlegung.
In ZfP Südwürttemberg Zwiefalten wird im Konventbau am 30.01.2017 ab 14 Uhr eine Gedenkfeier stattfinden.