Verkehrsminister Winfried Hermann hat Gewerkschafts- und Arbeitnehmervertreter aus der Autobranche getroffen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die umfassenden Veränderungen in der Automobilindustrie und die Herausforderungen einer gesundheitsorientierten Luftreinhaltepolitik.
Die umfassenden Veränderungen in der Automobilindustrie und die Herausforderungen einer gesundheitsorientierten Luftreinhaltepolitik standen am 23. Mai 2017 im Mittelpunkt eines Gesprächs von Landesverkehrsminister Winfried Hermann mit Gewerkschafts- und Arbeitnehmervertretern von Autoherstellern und Zulieferbetrieben. Der Minister sagte: „Der Umbau des Mobilitätssektors zu nachhaltiger und moderner Mobilität der Zukunft hin zu umweltfreundlichen Antrieben sind bedeutsame landes- und bundespolitische Handlungsfelder der kommenden Jahre. Diese Veränderungen sind angesichts des Klimawandels und der zu hohen Schadstoffwerte in der Luft unvermeidbar. Sie werden die Fahrzeugindustrie massiv und entlang der gesamten Wertschöpfungskette betreffen. Deshalb ist es mir sehr wichtig, auch mit den Beschäftigten als Betroffene dieser Entwicklung zu sprechen.“
Chancen für sichere Arbeitsplätze von Morgen überwiegen
Roman Zitzelsberger, der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, erklärte: „Anspruchsvolle Abgasnormen betrachten wir in erster Linie als Chance für sichere Arbeitsplätze und nicht als Bedrohung. Wenn Umwelttechnologien rund um das Auto gestärkt werden sollen, verlangt das enorme Anstrengungen von der Industrie. Diese Herausforderung bedeutet viel Arbeit für die Beschäftigten. Wenn die Balance stimmt, überwiegen die Chancen für sichere Arbeitsplätze von Morgen. Auto, Umwelt und Verkehr müssen stärker in Einklang gebracht werden. Wir müssen umsteuern, bevor es zu spät ist. Weder eine Vogel-Strauß-Politik noch ein pauschales Diesel-Bashing helfen, um saubere Luft und Mobilität miteinander zu verbinden. Die IG Metall setzt bei der bevorstehenden Transformation auf die gleichrangige Berücksichtigung von Umweltbelangen mit den Interessen der Beschäftigten. Für Ballungszentren wie Stuttgart geht es um einen Mix aus intelligenten Verkehrsleitsystemen, einem attraktiven öffentlichen Personennahverkehr und um beste Umwelttechnologien rund ums Auto.“
Zeitenwende in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung
Porsche Betriebsratschef Uwe Hück erklärte: „Zum Wandel der Automobilindustrie gehört die Zeitenwende in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung. Der Wandel der Automobilindustrie wird sich in den kommenden Jahren rasant von Verbrennermotoren hin zu Elektro- und Hybridantrieben entwickeln und beschleunigen. Zur Verringerung der Luftverschmutzung wird es in Zukunft generelle Fahrverbote in globalen Metropolen wie Peking, London und Paris für Autos mit Verbrennungsmotoren geben. Dann werden nur noch Hybrid-Autos und reine Stromer in diesen Städten zugelassen sein. Das gilt nach meiner Einschätzung auch für Stuttgart. Der Stadtverwaltung wird gar nichts anderes übrig bleiben, um das Feinstaubproblem in den Griff zu bekommen. Deshalb müssen wir alle aufwachen und sollten keine Autos bauen, die wir vor den Städten stehen lassen müssen, um auf das Fahrrad umsteigen zu können. Wer deshalb den Wandel nicht ernst nimmt, dem geht es wie Kodak. Die waren zu lange in der Dunkelkammer und haben dort die eigene Zukunft verschlafen. Das darf uns nicht passieren, sonst werden massiv Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette gefährdet. Um Wachstum und Beschäftigung in der Automobilregion Stuttgart zu sichern, brauchen wir die Zeitenwende. Wir müssen sie jetzt gestalten.“
Rolf Klotz, Vorsitzender des Betriebsrats der AUDI AG Neckarsulm, sagte: „Umweltpolitisch wurden bereits große Fortschritte erreicht. Ich denke dabei an die Wasserqualität unserer Flüsse und den Ausstieg aus der Atomkraft. Deshalb sollte es auch in Sachen Mobilität möglich sein, die Freiheit mit der Ökologie zu verbinden. Dabei müssen Lösungen Vorrang vor Verboten haben.“
Innovationskraft für neue Antriebskonzepte in der Region stärken
Der Betriebsratsvorsitzende im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim, Wolfgang Nieke, betonte: „Stuttgart und Baden Württemberg sind stark geprägt von der Automobilindustrie. Allein im Werk Untertürkheim arbeiten tausende Menschen in der Entwicklung und Produktion von Verbrennungsmotoren und Getrieben. Den Wandel hin zur Elektromobilität so zu gestalten, dass Baden Württemberg und die Region Stuttgart auch in Zukunft beschäftigungs- und wachstumsstark bleibt und damit eine attraktive Region, ist die Herausforderung von Politik, Gewerkschaften und Betriebsräten. Dazu gehört zuallererst die technologische Innovationskraft für die neuen Antriebskonzepte in der Region zu stärken.“