Im Rahmen des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt fand auf dem Hofgut Bettenreute im Landkreis Ravensburg ein „Feld- und Demonstrationstag zur Biodiversität“ statt. Im Fokus standen dabei Projekte, welche die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft erhöhen sollen.
„Wir brauchen intelligente, zukunftsfähige Ansätze und Maßnahmen zur Stärkung der biologischen Vielfalt in unserem Land, bei deren Umsetzung die Belange des Naturschutzes berücksichtigt und die landwirtschaftlichen Betriebe möglichst wenig beeinträchtigt werden“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.
Bewahrung der Biodiversität in Partnerschaft mit den Landwirten
„Nur in Partnerschaft mit unseren Landwirten können wir die Biodiversität in Baden-Württemberg bewahren. Die von den landwirtschaftlichen Landesanstalten durchgeführte Versuchs- und Forschungsarbeit ist von zentraler Bedeutung bei der Integration biodiversitätsfördernder Maßnahmen in die landwirtschaftliche Produktion“, so Hauk in Stuttgart anlässlich des Feld- und Demonstrationstags zur Biodiversität auf dem Hofgut Bettenreute in der Gemeinde Fronreute im Landkreis Ravensburg. Dieser Tag wurde gemeinsam vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) und dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) organisiert und durchgeführt.
Im Fokus des Feld- und Demonstrationstags standen Projekte, welche die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft erhöhen sollen. So werden beispielsweise Versuche zum System regenerative Landwirtschaft sowie Maßnahmen der Allianz für Niederwild vorgestellt. „Klimatisch extreme Jahre erfordern immer deutlicher eine Anpassung der Bewirtschaftung hinsichtlich der nachhaltigen Förderung des Humusaufbaus und des Bodenlebens. Durch die Etablierung von Untersaaten und (winterharten) Zwischenfrüchten kann die Wasserspeicherfähigkeit landwirtschaftlich genutzter Flächen verbessert und fruchtbarer Ackerboden vor Erosionsereignissen geschützt werden. Die durchgehende Bodenbedeckung mit vitalen Pflanzen bietet eine ‚grüne Brücke‘, welche günstige Bedingungen für das Bodenleben schafft und dadurch die Fruchtbarkeit des Bodens insgesamt fördert“, betonte Hauk.
Diese Projekte zeigte der Feld- und Demonstrationstag
Die „Diversifizierung des Maisanbaus mit blühenden Mischungspartnern“ (z.B. mit Saatwicke, Luzerne, Kürbis, Kapuziner Kresse, Stangenbohne) untersucht naturverträglichere Alternativen zum reinen Maisanbau für die Praxis.
Das Projekt „Gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung – Kommunikation und Bildung“ soll die Biodiversitätsberatung in unserem Land weiter ausbauen, indem die landwirtschaftlichen Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich gestärkt werden. Ein Schwerpunkt ist die Erarbeitung von Lerninhalten und -materialien um den Fachschulunterricht, einschließlich didaktischer Konzepte, sinnvoll zu ergänzen.
Ein weiteres Projekt befasst sich mit Möglichkeiten zur Förderung der Biodiversität im intensiver genutzten Grünland z.B. durch das Stehenlassen von Altgrasstreifen und die Etablierung blühender Randstreifen.
Das Projekt „Allianz für Niederwild“ beschäftigt sich mit der Verbesserung von bestehenden und der Schaffung von neuen Lebensräumen für das Niederwild wie Rebhuhn und Hase und mit Beratungs- und Förderansätzen für landwirtschaftliche Betriebe im Offenlandbereich. Neben der Aussaat spezieller Blühmischungen werden gezielte ackerbauliche Ansätze wie verringerte Saatstärken, Erweiterung von Drillreihenabständen im Getreideanbau in der praktischen Anwendung demonstriert.
Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt
Um dem Verlust der biologischen Vielfalt zu begegnen, wurde im November 2017 von der Landesregierung das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt beschlossen, welches gemeinsam vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und vom Ministerium für Verkehr umgesetzt wird. Das Ziel des Sonderprogramms ist die Stärkung der biologischen Vielfalt in Schutzgebieten, aber vor allem in der von Menschen genutzten Kulturlandschaft. Beim MLR bestehen seit Jahren eine Reihe von Programmen und Konzepten zur Stärkung der biologischen Vielfalt. Mit dem Sonderprogramm werden weitere Akzente gesetzt. Insgesamt stehen 30 Millionen Euro für Projekte und Maßnahmen, sowie sechs Millionen Euro für Monitoring zur Verfügung.
Allein im Jahr 2018 sind im Rahmen des zentralen Agrarumweltprogramms des Landes „FAKT“ beispielsweise über 15.000 Hektar Blühmischungen in der Landwirtschaft mit rund acht Millionen Euro gefördert worden. Zusätzlich wird seit 2019 die neue FAKT-Maßnahme „Blüh-, Brut- und Rückzugsflächen für Niederwild“ angeboten.
Darüber hinaus fördert das MLR Projekte zur Förderung der biologischen Vielfalt in Ackerbauregionen, zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und zur Sicherung genetischer Ressourcen. Das Projekt Außer-Haus-Verpflegung zielt darauf ab, den Anteil an regional und ökologisch erzeugten Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung zu erhöhen. Auch im Bereich Forstwirtschaft werden im Rahmen des Sonderprogramms Projekte gefördert. Dabei handelt es sich um blühende Naturparke und Natura 2000, Wildtiermanagement, Biodiversitätsmanagement von Wäldern, Beratung und Vertragsnaturschutz, sowie Monitoring von Waldlebensräumen.