Mit einem innovativen und zukunftsgerichteten Konzept sichert sich die Energiegenossenschaft Virngrund eG aus Ellwangen den ersten Platz bei dem mit insgesamt 50.000 Euro dotierten Ideenwettbewerb 2019 „Neue Geschäftsmodelle für Energiegenossenschaften“.
Sieger des Ideenwettbewerbs 2019 „Neue Geschäftsmodelle für Energiegenossenschaften“ ist die Energiegenossenschaft Virngrund eG in Ellwangen. Die Genossenschaft aus dem Ostalbkreis erhält den von den Elektrizitätswerken Schönau und dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) ausgeschriebenen Preis für ihre clevere Kombination mehrerer Geschäftsfelder rund um ein Parkhaus-Projekt.
„Dieses starke Konzept überzeugt auf ganzer Linie. Solche Projekte können auch andere Energiegenossenschaften sehr gut umsetzen“, lobt Dr. Roman Glaser, Präsident des BWGV, auf dem gemeinsamen Energietag des Verbands mit dem Umweltministerium in Stuttgart. Der Ideenwettbewerb ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Weitere Preisträger sind die Erneuerbare Energien Neckar-Alb eG in Reutlingen mit ihrem innovativen Mieterstrom-Modell und die Weiler Wärme eG (Kreis Freudenstadt) mit einem ganzheitlichen Konzept zur Quartiersversorgung.
„Energiegenossenschaften können wesentlich zum Gelingen der Energiewende und zum Klimaschutz beitragen. Mit ihren innovativen Ideen und ihrem großen Engagement sind sie wichtige Partner auf dem Weg in die neue Energiewelt“, betont Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann. „Der Bund lässt uns mit seinem mutlosen Klimapaket im Stich. Auf die Energiegenossenschaften hingegen können wir uns verlassen.“
Mieterstrom-Modelle werden bedeutsamer
„Das Thema strategische Weiterentwicklung wird immer wichtiger“, sagt BWGV-Präsident Glaser. „Auch wenn die Bürgerenergie vor viele Hürden gestellt wird, spürt man im Kreise der Genossenschaften, dass gerade dies dazu führt, weiterhin innovative und nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu finden. Wir dürfen nicht auf die Politik warten, sondern müssen schon heute die Dinge selbst umkrempeln“, fordert Glaser. „Lassen Sie uns weiter mutig sein. Nur gemeinsam kann die Energiewende geschafft werden.“ Knapp die Hälfte aller Energiegenossenschaften in Deutschland plant eine Änderung oder Ergänzung ihres bisherigen Geschäftsmodells. Dies haben jüngst Umfragen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen sowie der Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften beim Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) ergeben. Viele Genossenschaften wollen den Eigenverbrauch der Mitglieder stärker in den Mittelpunkt rücken und so den Strom vermehrt direkt dort verbrauchen, wo er produziert wird.
Mieterstrom-Modelle werden in diesem Zusammenhang zunehmend bedeutsam – und auch ganzheitliche Quartierskonzepte. Weiter wollen bereits zahlreiche Genossenschaften über den Ausbau von Kooperationen untereinander sowie mit anderen Marktteilnehmern wie etwa Kommunen oder Stadtwerken neue Geschäftsfelder erschließen. Immer mehr Energiegenossenschaften sehen ihre Zukunft auch in den Bereichen Elektromobilität, Aufbau von Ladestationen und Energieeinsparung. „Wurden in der Vergangenheit vor allem Bürgersolaranlagen umgesetzt, werden die Projekte, in denen sich die Menschen im Land für die Energiewende engagieren, immer vielfältiger“, berichtet Glaser. Genossenschaftlich betriebene Windkraftanlagen und Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung entstehen, Nahwärmenetze und Effizienzprojekte werden betrieben und auch die Elektromobilität findet vermehrt in Bürgerhand statt. 150 Energiegenossenschaften mit knapp 38.000 Einzelmitgliedern gibt es mittlerweile im Südwesten. Damit weist Baden-Württemberg eine so hohe Dichte an Energiegenossenschaften auf wie kein anderes Bundesland.
Ideenwettbewerb: Drei Sieger erhalten zusammen 50.000 Euro
Wie innovativ Genossenschaften sind und wie sie ihre Geschäftsmodelle auf die Zukunft ausrichten, zeigt der mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Ideenwettbewerb „Neue Geschäftsmodelle für Energiegenossenschaften“, der von den Elektrizitätswerken Schönau und dem BWGV vergeben wird. Der mit 25.000 Euro ausgestattete Hauptpreis geht in diesem Jahr an die Energiegenossenschaft Virngrund eG in Ellwangen. Bei deren Projekt steht weniger ein neues Geschäftsmodell für Energiegenossenschaften im Fokus als vielmehr das Zusammenspiel mehrerer Geschäftsfelder. Die Jury war von dem „ganzheitlichen Ansatz“ überzeugt, da die Genossenschaft aufzeige, „welches Potenzial in Energiegenossenschaften steckt und welche auch komplexeren Projekte durch Energiegenossenschaften umgesetzt werden können“. Im Mittelpunkt des Konzepts steht die Auf- und Umrüstung eines Parkhauses in Ellwangen.
Dabei wurde eine veraltete Neonröhren-Beleuchtung durch stromsparende LED-Leuchten ersetzt. Das Einsparungspotenzial liegt bei 16.200 Kilowattstunden beziehungsweise 3.277 Euro pro Jahr. Zusätzlich wurden die vorhandenen Bedachungen der Auffahrrampen mit Photovoltaik-Anlagen versehen. Diese Anlagen erzeugen nun circa 27.000 Kilowattstunden pro Jahr. Da der erzeugte Strom möglichst komplett selbst genutzt werden soll, wurden zudem zwei Batteriespeicher installiert. Der selbst erzeugte Strom wird für die Beleuchtung des Parkhauses genutzt. Auch eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge wird dort errichtet. „Dieses Zusammenspiel verschiedener Geschäftsfelder zeigt, welche Möglichkeiten es bei der Umsetzung von Projekten noch gibt“, so die Laudatoren. „Immer mehr bürgergetragene Energiegenossenschaften müssen sich nicht mehr hinter größeren Planungsbüros verstecken, sondern haben sich ein entsprechendes Know-how angeeignet“, sagt BWGV-Präsident Glaser, der die Preisverleihung gemeinsam mit Armin Komenda, Vorstandsmitglied der Elektrizitätswerke Schönau, sowie Karl Greißing, Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im Umweltministerim, vornahm.
Platz zwei für Mieterstrom-Konzept aus Reutlingen
Der zweite Platz und damit 15.000 Euro gehen an die Erneuerbaren Energien Neckar-Alb eG in Reutlingen. Hierbei hat die Jury das Modell der Integration eines Mieterstrom-Konzepts in eine Wohnungseigentümer-Gemeinschaft überzeugt. Ausschlaggebend für die Auszeichnung war nicht zuletzt „der große Kooperationsgedanke“, heißt es. „Auch wir sehen noch enormes Potenzial in der Kooperation – insbesondere zwischen Wohnungseigentümer-Gemeinschaften beziehungsweise Wohnungsbau-Genossenschaften und Energiegenossenschaften“, sagt BWGV-Präsident Glaser.
„Wenn Bürger-Energiegenossenschaften den Eigentümerinnen und Eigentümern von Mehrfamilienhäusern die Projektierung, die Installation und den Betrieb mittels Dachgestattungsvertrag anbieten können, ergeben sich für alle Beteiligten erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Gefreut hat uns auch das entsprechende wirtschaftliche Potenzial und die Übertragbarkeit des Projekts auf andere Energiegenossenschaften“, betont Glaser.
Dritter Platz für ganzheitliches Konzept zur Quartiersversorgung
Den mit 10.000 Euro dotierten dritten Platz belegt die Weiler Wärme eG in Pfalzgrafenweiler. Die bereits 2008 gegründete Energiegenossenschaft überzeugte die Jury mit einem ganzheitlichen Konzept zur Quartiersversorgung, das Strom- und Wärmeversorgung mit Breitband-Ausbau und Mobilität verbindet. Dafür hat die Genossenschaft ein eigenes Stromnetz für Pfalzgrafenweiler aufgebaut. Zudem wird die nachhaltige Mobilität durch ein Car-Sharing-System mit Elektrofahrzeugen gefördert.
Ebenfalls integriert in das lokale Versorgungsnetz ist ein Breitbandnetz, das die Zukunftsfähigkeit des Ortes zusätzlich erhöht. „Quartierskonzepte können eine der führenden Zukunftsideen für Energiegenossenschaften sein“, sagt BWGV-Präsident Glaser. Das Konzept zeige auf, wie lokal und dezentral eine umweltfreundliche und CO2-neutrale Strom- und Wärmeversorgung sowie ein umweltfreundliches Mobilitätsangebot geschaffen werden können.
Fotos in Druckqualität finden Sie am 8. November 2019 ab circa 14 Uhr hier.
Broschüre mit Erfolgsbeispielen aus Baden-Württemberg
Weitere Beispiele, wie Energiegenossenschaften wirken und welche unterschiedlichen Geschäftsfelder sie besetzen, werden in der Broschüre „Energiegenossenschaften – Erfolgsbeispiele aus Baden-Württemberg“ anschaulich beschrieben. Die Publikation steht hier zum Download bereit.
Ansprechpartner
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Quelle:
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-WürttembergBaden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V.
Elektrizitätswerke Schönau eG