Für innovatives und vorbildliches unternehmerisches Engagement hat Umweltminister Franz Untersteller den Effizienzpreis des Netzwerks regionale Kompetenzstellen Energieeffizienz (KEFF) verliehen.
Umweltminister Franz Untersteller hat in Leinfelden-Echterdingen zum zweiten Mal den Gipfelstürmer-Award des Netzwerks Regionale Kompetenzstellen Energieeffizienz (KEFF) verliehen. In seiner Laudatio würdigte der Minister die Schaffer-Mentalität und den Erfolg nicht nur der Preisträger, sondern aller engagierter Unternehmer im ganzen Land. „Sie haben nicht nur darüber gesprochen jetzt etwas fürs Klima tun zu wollen, sie haben tatsächlich die Ärmel hochgekrempelt und wichtige Maßnahmen auch umgesetzt. Und dies mit ganz konkret messbarem Erfolg“, lobte Untersteller beim achten Energieeffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress.
Dem Umweltminister imponierte, wie leidenschaftlich und entschlossen manche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Überzeugungen einstehen. Der Gewinner des Gipfelstürmer-Awards beispielsweise, Eigentümer einer kleinen Bäckerei auf der Schwäbischen Alb, ließ sich ein Blockheizkraftwerk in sein Haus einbauen, das nicht nur seine Backstube mit Strom und Wärme beliefert, sondern auch noch das benachbarte Seniorenheim versorgt. Mit dem Gipfelstürmer-Award werden Unternehmen geehrt, die betriebliche Energieeffizienzmaßnahmen vorbildlich umsetzen. Vergeben werden Preise für die besten drei Bewerbungen, die restlichen sieben Finalisten erhalten Urkunden. Dotiert ist die Auszeichnung mit insgesamt 18.000 Euro.
Gipfelstürmer-Award belohnt vorbildliches Verhalten im Bereich Energieeffizienzpotenzial
Voraussetzung für die Teilnahme ist neben der Maßnahmenumsetzung ein sogenannter KEFF-Check, eine kostenfreie Erstanalyse der Effizienzpotenziale in einem Unternehmen. Diese Analysen werden durch KEFF-Effizienzmoderatoren und Effizienzmoderatorinnen in allen zwölf Regionen Baden-Württembergs angeboten. Seit dem Start des Projekts im Frühjahr 2016 hat es bereits weit mehr als 2000 sogenannte KEFF-Checks gegeben.
In allen Branchen des produzierenden Gewerbes, des Handels und des Dienstleistungssektors gebe es zum Teil erhebliche Energieeffizienzpotenziale, die derzeit nicht hinreichend ausgeschöpft würden, sagte Untersteller weiter. Der Gipfelstürmer-Award soll deshalb nicht nur vorbildliche Leistungen würdigen, sondern andere Unternehmen auch dazu inspirieren und anstiften, es ihnen gleichzutun. „Es lohnt sich ökologisch und ökonomisch, seine Arbeitsabläufe oder betrieblichen Einrichtungen energetisch effizient zu gestalten“, betonte Minister Untersteller. Die KEFF-Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen vor Ort könnten wertvolle Tipps geben, wie und wo die Energieeffizienz konkret gesteigert werden könne.
Auch im kommenden Jahr wird das Umweltministerium den KEFF-Gipfelstürmer-Award für vorbildliche Umsetzungen von Energieeffizienzmaßnahmen in Industrie, im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor verleihen.
Die Preisträger des Gipfelstürmer-Awards
1. Platz „Gipfelstürmer des Jahres 2019“ (10.000 Euro Preisgeld): Dorfbäckerei Tiefenbach, St. Johann-Würtingen (Landkreis Reutlingen)
Unmittelbar nach der Übernahme der Bäckerei im Jahr 2010 begann Philipp Tiefenbach mit der Modernisierung und energetischen Optimierung des Betriebs, die bis heute andauert und in die er etwa 200.000 Euro investiert hat. Was mit dem Aufbau einer Photovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung und der Umstellung von Ölbefeuerung auf Elektro-Ladenbackofen und Holzheizkessel plus Pufferspeicher begann, setzte sich nach dem ersten KEFF-Check 2016 und dem Folgebesuch 2018 eindrucksvoll fort. Heute liefert ein Blockheizkraftwerk mit zwei Modulen und einem Pufferspeicher zusätzlich Strom für den Eigenbedarf sowie Wärme zur Heizung des Betriebs und des benachbarten Seniorenheims. Zudem brachte die Umstellung der Dampfbefeuchtung des Garraums von einem strombeheizten Dampferzeuger auf eine Ultraschall-Vernebelung eine Ersparnis von 94 Prozent der Stromenergie in diesem Prozessschritt ein.
2. Platz Gipfelstürmer 2019 (5.000 Euro Preisgeld): Jebens GmbH, Korntal-Münchingen (Landkreis Ludwigsburg)
Die Fima Jebens hat sich vom klassischen Stahlhändler zu einem der führenden Spezialisten für hochwertige Brennteile und geschweißte Komponenten entwickelt. Schon in den vergangenen Jahren hat der Stahlverarbeiter durch eine Vielzahl von Maßnahmen seine Energiebilanz optimiert und den Carbon Footprint des Unternehmens spürbar reduziert. Jebens erhielt im Jahr 2012 die Zertifizierung nach dem Energiemanagementsystem ISO 50.001. Mit einem Energiemix von 61 Prozent Propangas, 24 Prozent Erdgas und 15 Prozent Strom sind Effizienzmaßnahmen bereits eine echte Herausforderung.
Durch den KEFF-Check ließen sich trotzdem weitere Einsparpotenziale sichten und Handlungsoptionen daraus ableiten. So wurde im Unternehmen die Lüftungsanlage so modernisiert, dass eine Wärmerückgewinnung möglich ist, der Betriebsdruck der Druckluftanlage wurde gesenkt und eine Nachtabschaltung für die Maschinen initiiert.
3. Platz Gipfelstürmer 2019 (3.000 Euro Preisgeld): Gasthaus BAD, Furtwangen (Schwarzwald-Baar-Kreis)
Das Gasthaus wird in dritter Generation von Mike Schlageter und seiner Frau Gertrud geführt. Mike Schlageter ist in vielerlei Hinsicht engagiert, was die Optimierung von Geräten und Abläufen in seiner Küche betrifft. Schon seit mehr als zwanzig Jahren wird die Abwärme der Restaurant-Kühlhäuser für die Erhitzung des Brauchwassers im gesamten Gebäude, inklusive der fünf Wohnungen, verwendet.
Nach dem KEFF-Check wurde das Haus 2018/2019 komplett energetisch saniert und entspricht nun dem Standard KfW-Effizienzhaus 70. Außerdem wurde die komplette Außenbeleuchtung auf LED umgestellt. Diese Maßnahmen mit einer Investitionssumme von 300.000 Euro senken natürlich unmittelbar und langfristig den Energieverbrauch. Hinzu kommt, dass Mike Schlageter sehr lange selbst daran getüftelt hat, dass durch Wärmedämmung und Zeitschaltuhren, also mit geringem finanziellen Aufwand, nun ein Großteil seiner Küchengeräte energetisch optimiert werden konnte.