Kultur

Eine Million Euro für Kunst und Kultur

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Innovationsfonds Kunst 2017 – Kunst des Zufalls – Kunstmuseum Stuttgart (Foto: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst)

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst stellt fast eine Million Euro für Kunst- und Kultureinrichtungen aus ganz Baden-Württemberg bereit. 45 Projekte in den Programmlinien „Innovative Kunst- und Kulturprojekte“, „Kulturelle Bildung“ und „Kunst und Kultur für das ganze Land“ werden mit dem Innovationsfonds Kunst gefördert.

Der Innovationsfonds Kunst belegt auch 2017 wieder nachdrücklich seine Bedeutung als richtungsweisendes Instrument, das Kunst- und Kultureinrichtungen die Möglichkeit gibt, neue künstlerische Strategien und Vermittlungspraktiken zu entwickeln. „Die Förderung von Kunst und Kultur im ganzen Land setzen wir auch 2017 mit dem Innovationsfonds Kunst fort. Wir wollen gezielt neue Denkweisen und experimentelle, künstlerische Strategien fördern. Die künstlerischen Innovationsprojekte liefern wichtige Impulse, die auch in die Gesellschaft wirken. Denn künstlerische Freiheit ist zentral für eine offene, tolerante und demokratische Gesellschaft“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski anlässlich der Bekanntgabe der Förderentscheidung.

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst stellt fast eine Million Euro bereit. Kunst- und Kultureinrichtungen aus ganz Baden-Württemberg haben sich mit über 150 Anträgen in den Programmlinien „Innovative Kunst- und Kulturprojekte“, „Kulturelle Bildung“ und „Kunst und Kultur für das ganze Land“ um eine Förderung beworben. Eine unabhängige Jury hat 45 Projekte ausgewählt.

Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt

„Die Qualität und Vielfalt der Projekte ist beeindruckend: Die Vereine und Institutionen liefern durch innovative Ansätze wertvolle Impulse für die Kunst, sie greifen aktuelle gesellschaftliche Themen auf, stellen Bewährtes und Bekanntes in Frage, regen zum Nachdenken an, bringen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Lebenswelten und Generationen zusammen und leisten damit auch einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass kulturelle Angebote im ganzen Land etabliert sind. Ich bin froh, dass wir im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst auch in diesem Jahr die Möglichkeiten haben, so viele spannende, vielversprechende und neuartige Projekte finanziell unterstützen zu können“, so Olschowski.

Eine Förderung durch den Innovationsfonds Kunst ist für alle Sparten offen – mehr noch: Gefördert werden insbesondere transdisziplinäre Ansätze, Formate zur Öffnung kreativer Freiräume, Vorhaben zur Stärkung von Kunst und Kultur als wichtigem Standortfaktor und Maßnahmen zur Erprobung neuer und partizipativer Vermittlungskonzepte. Förderungen gehen unter anderem nach Aalen, Bad Mergentheim, Erlenbach, Göppingen, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, Ludwigsburg, Mannheim, Müllheim, Offenburg, Pforzheim, Rottweil, Scheer, Sindelfingen, Stuttgart, Staufen, Tübingen und Winnenden.

Innovation landesweit

In der Programmlinie „Innovative Kunst- und Kulturprojekte“ reicht die Palette von  einem breit aufgestellten Projekt des Badischen Staatstheaters zur Erprobung neuer Begegnungsformate an der Schnittstelle von künstlerischer Forschung und Produktion – inklusive künstlerischer Reaktion auf die anstehende Sanierung des Theaters – bis hin zu einem wohl einzigartigen und sinnlichen Theaterprojekt von Goldstaub e.V. in Ludwigsburg, welches das Randthema Hypersensibilität beleuchtet und in ein neues ästhetisches Erlebnis verpackt. In Mannheim entsteht die erste frei zugängliche Urban Art Gallery für Fassadenkunst im öffentlichen Raum in Baden-Württemberg. Ein internationaler Künstleraustausch soll die Idee in andere europäische Städte weitertragen und die Vernetzung der Künstler auf europäischer Ebene fördern. Mit dem Verhältnis von Original und Kopie und dem Sampling als zentraler Kulturtechnik der digitalen Globalisierung befasst sich ein interdisziplinäres Festival in Heidelberg. In Erlenbach/Heilbronn wird „Das Magnificat für Kinder“ realisiert – ein überkonfessionelles, überregionales und inklusives Musikprojekt. In Stuttgart entwickelt LOKSTOFF! mit RETROTOPIA eine Wasser-Theaterfantasie über Rückkehr, Nostalgie und Fortschritt und stellt mit der „German Angst“ und dem „German Mut“ zwei Extreme gegenüber – Ort dafür ist der laufende Badebetrieb in einem Schwimmbad.

Kultur bildet

Im Bereich „Kulturelle Bildung“ entwickelt die Bürgerstiftung Sindelfingen im Lauf eines Schuljahres eine bühnenreife Performance der Lebenswelten von Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitäten an einer Berufsschule. Die Musikakademie im Bund Deutscher Blasmusikverbände e.V. in Staufen geht mit „Querwind“ neue Wege: mit einem innovativen Flötenfestival und einem Musikvermittlungskonzept zwischen Profis und Amateuren. Der Karlstorbahnhof in Heidelberg wendet sich mit dem Projekt „Shared Reading“ einem offenen Literaturvermittlungskonzept zu, das sich in England bereits seit einigen Jahren erfolgreich etabliert hat, und will damit eine offene Stadtgesellschaft mit freiem Zugang zu Kulturprojekten für alle schaffen. Die Stiftung Centre culturel franco-allemand Karlsruhe setzt sich in einem Projekt unter dem Titel „Vous n'aurez pas ma haine“ mit künstlerischen Strategien im Umgang mit Gewalt auseinander. Das Badische Landesmuseum Karlsruhe macht sich in Kooperation mit der Universität und der Hochschule Konstanz an die zukunftsweisende, digitale Vermittlung der Ur- und Frühgeschichte - „Museum Interaktiv Nutzerorientiert Digital“. In Tübingen entsteht mit dem Museumsgarten ein interkultureller Gemeinschaftsgarten für alle und ein nachhaltiger Ort der Vernetzung und kulturellen Diversität im urbanen Raum. Das Stadttheater Konstanz erarbeitet in der Justizvollzugsanstalt Ravensburg mit Inhaftierten und Nicht-Inhaftierten eine Theaterinszenierung.

Kunst und Kultur für das ganze Land

In der Programmlinie „Kunst und Kultur für das ganze Land“ stärkt das BAAL novo Theater in Offenburg mit einer visuellen Theatersymphonie über Luther die kulturelle Infrastruktur in der Ortenau. Vereinfachenden Formeln des Populismus etwas entgegensetzen wird die Stadtkapelle Scheer (Landkreis Sigmaringen) mit „Die Gesänge des Maldoror“, einem verbotenen Buch aus dem 19. Jahrhundert und Klassiker der schwarzen Romantik. Eine Demokratie-Collage entsteht im Zimmertheater Rottweil 2002 e.V. mit Schauspielern und dem Rottweiler Bürgerchor. Aufgezeigt werden die gefährdeten Zonen und der Ausstieg aus grundlegenden Übereinkünften einer demokratischen rechtstaatlichen Gesellschaft; plastisch vor Augen geführt wird aber auch der gemeinsame Horizont europäischer Grundwerte  – „Wenn der Kahn nach links kippt, setze ich mich nach rechts“. Im Theater der Stadt Aalen wagt man das Faustexperiment und stellt sich Fragen wie „Was bleibt dem Menschen, wenn immer mehr Aufgaben von Maschinen übernommen werden?“. Das Projekt findet in Kooperation mit der Hochschule Aalen statt. In Mannheim setzt sich das theater oliv e.V. mit der Überalterung unserer Gesellschaft auseinander und inszeniert ältere Menschen an „jungen“ Orten, konfrontiert Alt und Jung. In Bad Mergentheim entsteht mit der „Odysee des Lebens“ ein selbsterarbeitetes Theaterprojekt auf der Basis von Homers Odysee mit Einheimischen und Migranten. Das Kommunale Kino Pforzheim macht in filmischen Kurzporträts die Lebensgeschichten von Pforzheimer Bürgerinnen und Bürgern, Migrantinnen und Migranten und Flüchtlingen sichtbar. Präsentiert wird „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht´s“ im Kino und an anderen Orten, umrahmt von Gesprächen.

Der Innovationsfonds Kunst

Der im Jahr 2012 eingeführte Innovationsfonds Kunst ist ein wichtiger Baustein in der Kulturpolitik des Landes. Mit dem Fonds schafft die Landesregierung neue Spielräume in der Kunstszene – in sämtlichen Sparten und Bereichen. Die zusätzliche Förderung ermöglicht es, kulturelle Akzente zu setzen und Schwerpunkte auszubauen. Seit der Einführung des Innovationsfonds wurden insgesamt 465 Projekte mit mehr als elf Millionen Euro unterstützt.

Es gibt inzwischen fünf Förderlinien: interkulturelle Kulturarbeit, kulturelle Bildung, innovative Kunstprojekte, Kunst und Kultur für das ganze Land sowie Kulturprojekte zur Integration und Partizipation von Flüchtlingen. Für dieses Jahres geplant ist eine weitere Ausschreibungsrunde für die beiden Programmlinien interkulturelle Kulturarbeit und Kulturprojekte zur Integration und Partizipation von Flüchtlingen.

Adressaten des Innovationsfonds Kunst sind Kunsteinrichtungen und Kulturschaffende. Antragsberechtigt sind in der Regel nur gemeinnützige Institutionen wie Stiftungen, Vereine, öffentlich-rechtliche oder privatrechtliche Körperschaften, die dem Ressortbereich Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst zuzuordnen sind.

Die Jury der Ausschreibungsrunde 2017 bestand aus:

  • Susanne Kaufmann (Autorin und Moderatorin beim SWR),
  • Nicole Fritz (Leiterin Kunstmuseum Ravensburg),
  • Andrea Gronemeyer (Direktorin Schnawwl am Nationaltheater Mannheim; ab Spielzeit 17/18 Intendantin SchauBurg München),
  • Timo Brunke (freiberuflicher Literat, Poet, Dichter und Sprachpädagoge),
  • Steven Walter (Leiter PODIUM Festival Esslingen),
  • Jürgen Glocker (Kulturreferent & Pressesprecher Kulturamt Waldshut),
  • Erich W. Hacker (Direktor & Geschäftsführer „Stiftung Internationale Musikschulakademie Schloss Karpfenburg“).

Juryergebnis 2017: Innovative Kunst- und Kulturprojekte (PDF)

Juryergebnis 2017: Kulturelle Bildung (PDF)

Juryergebnis 2017: Kunst und Kultur für das ganze Land (PDF)

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