Im Rahmen eines bundesweiten Projekts wird das Vorkommen der Mopsfledermaus in allen Waldbereichen des Landes erhoben.
„Leitbild der Waldwirtschaft in Baden-Württemberg sind naturnahe und stabile Mischwälder. Dabei sind unsere Wälder wertvolle Rückzugsorte für viele Tier- und Pflanzenarten. Im Rahmen der Teilnahme an einem bundesweiten Projekt sollen Daten zum Vorkommen der Mopsfledermaus in allen Waldbereichen des Landes erhoben werden. Dazu dienen sogenannte ‚Batcorder‘, spezielle Aufnahmegeräte für die Laute der Fledermäuse, die von Forstpersonal und Ehrenamtlichen ab Mai in einzelnen Waldregionen installiert werden“, sagte Forstminister Peter Hauk anlässlich des Auftakts zu den Feldforschungsarbeiten zur Mopsfledermaus in Baden-Württemberg.
Seit 2019 kooperiert das Land mit dem NABU Baden-Württemberg in einem bundesweiten Projekt zum Schutz der Mopsfledermaus. „Unser Konzept der naturnahen Waldwirtschaft, die Arbeit der rund 240.000 Waldbesitzer im Land sowie das Fachwissen unserer Förster sind die Grundlagen für die Erhaltung bedrohter Arten im Wald“, betonte Minister Hauk. Bereits seit zehn Jahren werde das Alt- und Totholzkonzept auch mit Fokus auf die Fledermausansprüche umgesetzt. „Die Mopsfledermaus profitiert im durch die ForstBW bewirtschafteten Staatswald des Landes von einem Totholzanteil, der weit über dem Bundesdurchschnitt liegt. Wir sind dabei, für diese naturschutzfachlich wichtigen Maßnahmen auch den Kommunal- und Privatwald verstärkt ins Boot zu holen, um so einen noch größeren Beitrag zum Überleben der Mopsfledermaus leisten zu können“, so Hauk.
Lebensraum und Gewohnheiten im Fokus
Baden-Württemberg kommt noch eine weitere wichtige Rolle zu: In ausgewählten Modellregionen mit bekannten Mopsfledermauspopulationen sollen alle Details zu deren Lebensraum und Gewohnheiten erfasst werden. Mit den Daten wird dann ein Habitatmodell erstellt, welches die wichtigsten Bedingungen für einen optimalen Lebensraum der Mopsfledermaus veranschaulicht. Dies erleichtert Vorhersagen für ein Vorkommen in bestimmten Waldbereichen mit entsprechender Ausstattung, weiterhin hilft es bei der Schaffung geeigneter Strukturen.
Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, vertreten durch die Forstverwaltung, hat zum 20. März 2019 mit dem NABU Baden-Württemberg eine Kooperationsvereinbarung für das bundesweite Projekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus (Barbastrella barbastellus) in Deutschland“ getroffen. Dieses auf sechs Jahre angelegte Projekt wird größtenteils über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt finanziert. In Baden-Württemberg beteiligen sich neben dem NABU das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz beziehungsweise die Landesforstverwaltung sowie die ForstBW, die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg sowie das Umweltministerium teils finanziell oder informell an dem Projekt.
Die Mopsfledermaus ist streng geschützt nach Anhang II (Paragraph 33 des Bundesnaturschutzgesetzes) und Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (Paragraph 44 des Bundesnaturschutzgesetzes). Sie lebt vorzugsweise in laubwaldreichen Gebieten mit hohem Alt- und Totholzanteil, die geeignete Quartierstrukturen aufweisen. Populationsbegrenzend sind das Quartierangebot (Baumspalten, hinter abstehender Rinde oder in Gebäudespalten) sowie die Nahrungsverfügbarkeit.
Die Sommerkolonien der Weibchen wie auch die meist alleinlebenden Männchen wohnen in Stammrissen oder hinter der abstehenden Borke von Bäumen. Zwischen November und März sind die Tiere in ihren Winterquartieren (Höhlen, Stollen, Keller, Steinbrüche, auch Bäume) anzutreffen. Ab Mitte Juni bringt die Mopsfledermaus ein bis zwei Junge zur Welt. Meist schließen sich zehn bis zwanzig Weibchen bis in den August in Wochenstuben zusammen. Das Höchstalter für die Tiere dürfte zwischen 18 und 23 Jahren liegen.
Die Mopsfledermaus ist eine ortstreue Art. Sie verlässt ihr Tagesversteck mit Anbruch der Dunkelheit und jagt in Wäldern, aber auch an Hecken, Waldrändern und Lichtungen. Jedes Tier nutzt bis zu zehn verschiedene Jagdgebiete in einem Aktionsradius von acht bis zehn Quadratkilometern um das Quartier, das überdies häufig gewechselt wird. Die Nahrung besteht aus Kleinschmetterlingen, Mücken und anderen Insekten mit weichem Körper.