Mit nachwachsenden Rohstoffen und Biotechnologie zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz – der Internationale Bioökonomiekongress hat ein durchweg positives Fazit der bisherigen Aktivitäten im Land gezogen.
Der Internationale Bioökonomiekongress Baden-Württemberg hat zum Start seiner inzwischen dritten Auflage am Montag, 21. September 2020, ein durchweg positives Fazit der bisherigen Aktivitäten im Land gezogen. Es sei in den vergangenen Jahren gelungen, eine breit aufgestellte gesamtgesellschaftliche Debatte anzustoßen, berichtete Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. „Die entwickelten Technologien und Konzepte müssen nun ihren Weg in die Anwendung finden“, sagte sie zum Auftakt des zweitägigen Kongresses, der in diesem Jahr von vier Landesministerien gemeinsam finanziert wird. Getragen wird das gemeinsame Ziel eines nachhaltigen und ressourcenschonenden Wirtschaftens auch von den Ressorts für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz sowie Wirtschaft und Arbeit.
Innovative Ansätze aus der Forschung
„Um den großen Herausforderungen der Zukunft wie dem Klimawandel zu begegnen, brauchen wir innovative Ansätze aus der Forschung“, betonte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Das Forschungsprogramm Bioökonomie BW des Wissenschaftsministeriums habe eine gute Grundlage gelegt. Zum Ziel führe aber nur ein gesamtgesellschaftliches Denken über Ressortgrenzen hinweg. Hierfür haben Umwelt- und Landwirtschaftsressort inzwischen die Landesstrategie nachhaltige Bioökonomie BW mit einem konkreten Aktionsplan für die erforderliche Transformation auf den Weg gebracht. Wie gestalten wir eine nachhaltige Wirtschaft? Wie nutzen wir natürliche Ressourcen? Welche Methoden wenden wir an? „Solche Fragen können nur im Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik sinnvoll beantwortet werden“, sagte Theresia Bauer weiter. Den anderen Ressorts sei sie für die Umsetzung des nachhaltigen Bioökonomieansatzes in die Praxis dankbar.
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut ließ mitteilen: „Die Biointelligenz ist ein Zukunftsthema mit großem Potential für unsere Wirtschaft im Land. Mit dem Einsatz biointelligenter Lösungen können eine Vielzahl von Produktionsprozessen revolutioniert und völlig neue Fertigungsverfahren, Materialien und Produkte entwickelt werden. Baden-Württemberg hat die Chance, hier zum Vorreiter zu werden und dieses Zukunftsfeld mit herausragenden Konzepten mitzugestalten - diese gilt es, zu nutzen.“
Orientierung an natürlichen Stoffkreisläufen
Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, sieht den Schlüssel in einer leistungsfähigen Land- und Forstwirtschaft: „Bioökonomie orientiert sich an natürlichen Stoffkreisläufen und bezieht biologisches Wissen mit ein. Mit der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie wollen wir unsere Wirtschaft auf ein klimaneutrales Fundament stellen und die Stärken des Ländlichen Raums weiter ausbauen. Als Grundlage hierfür brauchen wir eine leistungsfähige Land- und Forstwirtschaft, die uns mit nachwachenden Rohstoffen versorgt. Ich bin überzeugt, dass innovative Lösungsansätze der Bioökonomie die regionale Wertschöpfung steigern werden, attraktive Arbeitsplätze entstehen lassen und substantielle Beiträge zum Umwelt- und Ressourcenschutz leisten können.“
Umweltminister Franz Untersteller betonte: „Seit langem machen wir uns bei der Behandlung von Abwasser und Biomüll biologische Prozesse zu Nutze. Inzwischen gelingt es uns sogar, diese Reststoffe aus industriellen und urbanen Räumen mittels biotechnologischer Prozesse in neue Ressourcen zu verwandeln und so die Lücke zu einer vollständigen und ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft weiter zu schließen. Ein besonderes Anliegen ist für mich eine nachhaltige und klimaneutrale Wirtschaft. Hier brauchen wir neue Verfahren zum effizienten Recycling von CO2 mittels biotechnologischer Prozesse, um so neue Rohstoffe zum Beispiel für den Chemie- oder Energiesektor zu gewinnen. So erhalten wir nicht nur eine ressourceneffiziente Produktion, sondern entwickeln gleichzeitig innovative Technologien. Baden-Württemberg wird so zu einer Modellregion für nachhaltige Bioökonomie und leistet gleichzeitig einen Beitrag zu den nationalen und internationalen Klima- und Nachhaltigkeitszielen.“
Der Internationale Bioökonomiekongress
Nach 2014 und 2017 präsentiert sich die vielfältig aufgestellte baden-württembergische Forschung im Bereich der Bioökonomie dieses Jahr bereits zum dritten Mal zwei Tage einem internationalen Publikum. Pandemiebedingt findet der Austausch diesmal online statt. Organisiert wurde er von der Geschäftsstelle zum Forschungsprogramm Bioökonomie BW an der Universität Hohenheim. Außerdem wirkt die Landesagentur BIOPRO Baden-Württemberg mit. Auf dem Kongress werden auch Ergebnisse aus dem Forschungsprogramm Bioökonomie präsentiert, für das das Wissenschaftsministerium in den vergangenen sechs Jahren insgesamt rund 13,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. Der Kongress ist außerdem eine von 37 Maßnahmen, die die „Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie“ zur Weiterentwicklung der nachhaltigen Bioökonomie in Baden-Württemberg definiert.
Für die Umsetzung der Landesstrategie haben das Umweltministerium sowie das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in den nächsten Jahren insgesamt 50 Millionen Euro vorgesehen.
In diesem Jahr lautet das Motto des Kongresses „The contribution of bioeconomy to the Green Deal“. Zum Auftakt geht es um die Frage „Wie kann die Bioökonomie zur Eindämmung des Klimawandels beitragen?“ Am zweiten Tag geht es dann um die Nachhaltigkeit bioökonomischer Wertschöpfung. Der Kongress ist ein Schaufenster neuer Technologien und Konzepte etwa für Bioraffinerien, für neue Anbau- und Produktionssystemen, innovative Produkte aus Biomasse, die Gewinnung von Industrierohstoffen mit Hilfe von Biotechnologie oder auch die Digitalisierung der Landwirtschaft. Auch Fragen der Nachhaltigkeit und der gesellschaftlichen Akzeptanz und tragfähiger Geschäftsmodelle für bioökonomische Produkte und Verfahren werden gestellt.
Bioökonomie
Die Bioökonomie hat zum Ziel, die Rohstoffbasis der Wirtschaft hin zu einer vermehrten Nutzung von biogenen Rohstoffen zu verändern sowie stärker auf biologische Prozesse und biologisches Wissen zu setzen und dabei Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz stärker zur Geltung zu bringen. Neue Technologien und Verfahren sollen dabei helfen, Rohstoffe und Produkte in Zukunft anders zu erzeugen beziehungsweise zu gewinnen, zu verarbeiten und zu gebrauchen. Dies schließt auch Rohstoffe wie Metalle oder Phosphor mit ein.
Forschungsprogramm Bioökonomie
Während den vergangenen sechs Jahren wurden im Rahmen des Forschungsprogramms Bioökonomie nicht nur vielfältige neue Konzepte und Verfahren für die nachhaltige Nutzung nachwachsender Rohstoffe entwickelt. Durch die Ausrichtung des Programms auf die interdisziplinäre Betrachtung ganzer Wertschöpfungsketten hat sich ein standortübergreifendes Forschungsnetzwerk entwickelt. „Nun gilt es, die in den größtenteils interdisziplinär aufgestellten Forschungsverbünden entwickelten Konzepte und Methoden in die Anwendung zu bringen“, sagte Theresia Bauer.
Nachhaltige Bioökonomie im Land
Zur Weitentwicklung der Bioökonomie in Baden-Württemberg, hat die Landesregierung im Sommer 2019 die „Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg“ beschlossen, die vorhandene und geplante Aktivitäten ressortübergreifend bündelt. Bei der Ausarbeitung der Strategie wurden die im Rahmen des Forschungsprogramms Bioökonomie gewonnenen Erkenntnisse ebenso berücksichtigt wie die in einem breit angelegten Beteiligungsprozess unter Einbeziehung von Stakeholdern aus Wirtschaft und Gesellschaft erarbeiteten Handlungsempfehlungen. Mit innovativen biologischen Konzepten will das Land erneuerbare oder recycelbare Rohstoffe erschließen, die Treibhausgasemissionen senken und die Biodiversität stärken. Baden-Württemberg soll zu einem Beispielland für eine nachhaltige und kreislauforientierte Wirtschaftsform werden.
Universität Hohenheim: Dritter Internationaler Bioökonomiekongress
Forschungsprogramm Bioökonomie Baden-Württemberg
Umweltministerium: Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie (PDF)