Nach einem verheerenden Brand an der Jagst 2015 kam es zur Umweltkatastrophe und der Fluss war über viele Kilometer tot. Der Aktionsplan Jagst hat seitdem viele Maßnahmen ergriffen, um die Jagst wiederzubeleben. Nach gut drei Jahren zeigen sich die ersten Erfolge. Nicht nur kehrt langsam das Leben in den Fluss zurück, die ökologische Sanierung ist auch zu einem Pilotprojekt für andere Flüsse geworden.
Drei Jahre nach Start des Aktionsprogramms für die Jagst hat Umweltminister Franz Untersteller im Kabinett Bilanz gezogen. Das Aktionsprogramm Jagst war 2015 nach dem verheerenden Brand in der Lobenhausener Mühle im Landkreis Schwäbisch Hall aufgelegt worden. Damals war mit Mineraldünger verunreinigtes Löschwasser in die Jagst geflossen und hatte den Fischbestand auf rund 25 Kilometern Flusslänge nahezu komplett vernichtet.
„Fische kommen langsam zurück“
Ministerpräsident Winfried Kretschmann würdigte die Arbeit, die in den vergangenen drei Jahren im Rahmen des Aktionsprogramms geleistet worden ist, als vorbildlich: „2015 gab es die Befürchtung, dass die Jagst für sehr lange Zeit ein klinisch toter Fluss ist. Heute, nachdem unzählige kleinere und größere Maßnahmen zur ‚Wiederbelebung‘ und zur ökologischen Verbesserung der Jagst umgesetzt worden sind, können wir sagen: Die Jagst lebt und die Fische kommen langsam zurück!“ Alle Beteiligten könnten und müssten aus dem Schadensfall an der Jagst lernen. Ein Brand sei vielleicht nicht immer zu verhindern, katastrophale Folgen, wie an der Jagst, dagegen schon, so Kretschmann.
Im Rahmen des Aktionsprogramms Jagst haben die Behörden deshalb die gewerblichen Düngemittellager und ihre Vorkehrungen zur Löschwasserrückhaltung überprüft. Ausgehend von einem Pilotprojekt im Ostalbkreis sollen künftig außerdem in einer landesweiten Schwerpunktaktion der Gewerbeaufsicht kleine und mittlere Betriebe unterschiedlicher Branchen in Gewässernähe über Umweltgefahrenpotenziale und mögliche Vorbeugungsmaßnahmen informiert werden.
Schutzniveau insgesamt erhöhen
„Es geht darum, das Schutzniveau insgesamt zu erhöhen“, sagte Umweltminister Franz Untersteller. „Dazu müssen wir informieren und beraten, nicht nur die Betreiber von Düngemittellagern, sondern zum Beispiel auch Betriebe der Holz- und Kunststoffverarbeitung, Abfall- und Recyclingbetriebe oder Baumärkte.“ Eine weitere Konsequenz aus dem Jagstunglück sei die Anpassung der Alarm- und Einsatzpläne der unteren Wasserbehörden, um schädliche Umweltauswirkungen zu verhindern oder zumindest möglichst klein zu halten.
Die Jagst selbst, sagte Umweltminister Untersteller, zeige sich dank des Aktionsprogramms des Landes tatsächlich bereits relativ gut erholt. Doch auch wenn die Spuren des Schadensereignisses von 2015 nicht mehr offensichtlich seien, gebe es noch sehr viel zu tun: „Drei Millionen Euro sind bereits in die Umsetzung des Aktionsprogramms geflossen, ein Vielfaches von dem wird noch nötig sein, um das Ökosystem Jagst als wiederhergestellt bezeichnen zu können.“
Natürliche Prozesse in Gang setzen
Der Wert des Aktionsprogramms liege aber nicht nur in der Schadensbehebung nach dem Mühlenbrand, so Untersteller. Ziel des Programms sei auch gewesen, die Jagst im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie und zur Stärkung ihrer Widerstandskraft ökologisch aufzuwerten, die Gewässerstrukturen zu verbessern und den Fluss wieder durchgängig zu machen. Auch dies sei bereits in weiten Teilen gelungen: „Wehranlagen wurden zurückgebaut und Wanderhindernisse für die Fische beseitigt, Neben- und Altarme der Jagst wurden revitalisiert und Uferabschnitte renaturiert. Kiesinseln wurden im Fluss angelegt und Totholz eingebaut. Das alles setzt natürliche Prozesse in Gang und wird sich mittel- bis langfristig positiv auswirken.“
Auch bei der Gewässerqualität, namentlich bei der Reduzierung von Nährstoff- einträgen, tue sich etwas an der Jagst, sagte Untersteller. „Insgesamt ist es gelungen, die Jagst mit Hilfe des Aktionsprogramms zu einem großen Pilotprojekt zu machen. Die Erkenntnisse aus dem Jagstunglück und dem Aktionsprogramm werden wir, wo möglich, auf andere Gewässer im Land übertragen.“
Brand in der Lobenhausener Mühle
Der verheerende Brand in der Lobenhausener Mühle war in der Nacht vom 22. zum 23. August 2015. Mit Mineraldünger verunreinigtes Löschwasser gelangte damals in die Jagst und vernichtete in kürzester Zeit Tausende von Fischen – fast 20 Tonnen. Die Gewässerökologie der Jagst war nachhaltig geschädigt.
Unter Federführung des Regierungspräsidiums Stuttgart wurde gemeinsam mit den betroffenen Landkreisen Heilbronn, Hohenlohekreis, Schwäbisch Hall und Ostalbkreis sowie der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und der Fischereiforschungsstelle (FFS) das Aktionsprogramm Jagst aufgestellt. Ende 2015 begann die Umsetzung des Programms. Ziele waren:
- Schadenserhebung und Schadensbehebung
- Stärkung der Widerstandskraft des Gewässers
- Entwicklung von Maßstäben und Maßnahmen, um ähnliche Ereignisse und Schäden an anderen Gewässern möglichst zu verhindern