Coronavirus

Südländer warnen vor schnellen Corona-Lockerungen

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (l.) und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (r.) (Bild: Staatsministerium Baden-Württemberg)

Bei einem gemeinsamen Treffen in Ulm haben die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und Bayern, Winfried Kretschmann und Markus Söder, vor schnellen Corona-Lockerungen gewarnt. Zum Schutz der Allgemeinheit vor Ansteckungen seien jegliche Lockerungen nur mit strengen Sicherheitsauflagen möglich.

Er halte den „anschwellenden Chor der Öffnung“ für wenig durchdacht, sagte Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann am Donnerstag nach einem Treffen mit Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder in Ulm. Söder betonte, dass sich die beiden Bundesländer in Süddeutschland mit Kanzlerin Angela Merkel bei dem Thema in einer „Gemeinschaft der Umsichtigen“ sehen. „Leichtsinn wäre ein schlechter Berater in dieser Situation.“

„Wenn wir jetzt zu sorglos handeln, wird sich das bitter rächen“

„Wenn wir jetzt nachlassen, kann die Pandemie mit aller Macht zurückkommen“, sagte Kretschmann. Zwar verstehe er den Wunsch nach mehr Öffnung etwa aus der Wirtschaft. Eine zweite Infektionswelle führe aber erst recht zu einem gigantischen Schaden für die Unternehmen. „Wenn wir jetzt zu sorglos handeln, wird sich das bitter rächen.“ Er und Söder teilten die Position der Kanzlerin. Man stehe nicht am Ende der Pandemie, sondern mittendrin.

Beide Ministerpräsidenten erklärten, dass aus ihrer Sicht zum Schutz der Allgemeinheit vor Ansteckungen jegliche Lockerungen nur mit strengen Sicherheitsauflagen möglich seien. An die Adresse aller anderen Länder müsse weiterhin das Infektionsgeschehen Grundlage aller Entscheidungen sein. „Nicht jede Maßnahme muss gleich sein, aber die Maßstäbe müssen die gleichen sein“, sagte Söder. Gleichwohl müsse man bedenken, dass zu unterschiedliche regionale Öffnungen die Geduld und die Bereitschaft der Bevölkerung bundesweit gefährdeten.

Jegliche Lockerungen nur mit strengen Sicherheitsauflagen

Von diesem Kurs würden beide Länder auch bei der geplanten Beratung der Ministerpräsidenten nicht abweichen. „Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Konferenz der Ministerpräsidenten nächste Woche eigentlich zu früh ist, um einen weiteren vernünftigen Plan zu machen“, sagte Söder. Am 30. April wollen die Länderchefs und die Kanzlerin über das weitere Vorgehen in der Krise beraten.

Forderungen nach einem generellen Ende der Beschränkungen erteilten beide Politiker eine Absage: „Wir raten dazu, auch bei der weiteren Entwicklung vorsichtig zu bleiben. Wer jetzt alles auf einen Schlag aufmacht, riskiert einen schweren Rückfall“, sagte Söder. Zudem könne sich das Virus innerhalb Deutschlands verlagern, wenn jetzt „zu viele Länder zu schnell und zu viel machen“.

Vor diesem Hintergrund hielten es beide Regierungschefs aber auch weiter für angemessen, dass Bayern bei einigen Lockerungen etwa im Handel oder an den Schulen langsamer vorgehe als etwa Baden-Württemberg oder andere Länder. Ihnen sei bewusst, dass dies im Grenzgebiet zu Einkaufspendlern und Diskussionen führe. Hintergrund sei, dass es auch unterschiedliche Betroffenheiten gebe. Bayern hat bundesweit die höchsten Fallzahlen mit Corona-Infizierten.

Merkel hatte zuvor das Vorgehen einzelner Bundesländer scharf kritisiert. Die Umsetzung der Öffnungsbeschlüsse von Bund und Ländern der vergangenen Woche wirke auf sie „in Teilen sehr forsch, um nicht zu sagen zu forsch“, sagte sie in ihrer Regierungserklärung im Bundestag. Welche Länder sie meinte, sagte die Kanzlerin – genau wie Söder und Kretschmann – nicht.

Einschränkungen bis es einen Impfstoff gibt

Einig waren sich Söder und Kretschmann auch in dem Punkt, dass das Leben in der Pandemie so lange Einschränkungen unterliegen müsse, bis es einen Impfstoff gebe. Söder betonte dabei, dass er perspektivisch einer Impfpflicht sehr offen gegenüberstehe, auch damit danach das Leben wieder schneller seinen normalen Gang nehmen könne.

Fragen und Antworten zur Corona-Verordnung und zur Maskenpflicht

Aktuelle Informationen zum Coronavirus in Baden-Württemberg

Quelle:

dpa

Weitere Meldungen

Weihnachtskarte: Die Anbetung der Könige
Weihnachten

Weihnachtsgrüße des Ministerpräsidenten

Auslandseinsatz in Gambia, Polizei Baden-Württemberg
Polizei

Weihnachtliche Grüße an Einsatzkräfte im Ausland

Die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd (rechts) schüttelt der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen (links), nach einer Pressekonferenz die Hand.
Europa

Land begrüßt neues Abkommen zwischen EU und Schweiz

Blick von vorne auf Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Mitte), der mit vier Kindern am Kabinettstisch in der Villa Reitzenstein sitzt. Rechts von ihm sitzen zwei Jungen, links zwei Mädchen.
Interview

„Wichtig ist, dass man miteinander redet, damit man weiß, was andere denken.“

Ein Mann betrachtet auf einem Computermonitor die Elektronenmikroskopaufnahme eines MERS-Coronavirus, einem engen Verwandten des neuartigen Coronavirus. (Bild: Arne Dedert/dpa)
Gesundheit

Ergebnisse des Long COVID-Forschungsprojekts

Der Erste Senat beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verkündet das Urteil zur Grundsteuer (Foto: © dpa)
Bundesrat

Stärkung der Resilienz des Bundesverfassungsgerichts

von links nach rechts: Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth, Dr. Horst Mehl, Staatssekretär Siegfried Lorek
Auszeichnung

Staufermedaille in Gold an Dr. Horst Mehl

Eine Laborantin untersucht Lebensmittel im Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart. (Foto: © dpa)
Verbraucherschutz

Prüfung von Advents- und Weihnachtsprodukten

Ein Baufahrzeug hobelt auf der Salierbrücke in Speyer den Asphalt ab. Die Brücke, eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, ist wegen Modernisierungsarbeiten für mehr als zwei Jahre gesperrt.
Verkehrsinfrastruktur

Land reagiert bei Brückensicherheit

Drei Kinder stehen lachend um ein Spielgerät beim Klosterpark Adelberg.
Familie

Landesfamilienpass auch 2025 mit vielen Vergünstigungen

Eine gebrochene Tafel "Dubai-Schokolade" von "Kikis Kitchen"
Verbraucherschutz

Vorsicht bei importierter Dubai-Schokolade

Wappen der Polizei Baden-Württemberg. (Bild: © Steffen Schmid)
Polizei

International agierende Diebesbanden zerschlagen

Geldscheine mit dem Wert von 100 und 50 Euro und Münzen liegen auf einem Tisch.
Haushalt

Landeshaushalt 2025/2026 verabschiedet

Datenarbeit und Tablet, Laptop mit Architekturprojekt auf der Baustelle am Schreibtisch im Büro.
Landes- und Regionalplanung

Änderungen des Landesplanungsgesetzes

Ein Mann tippt auf einer Tastatur eines Laptops.
Polizei

Klares Zeichen gegen Antisemitismus und digitale Hetze