Die Zahl der Rauschgiftdelikte in Baden-Württemberg ist das sechste Jahr in Folge gestiegen. Besonders Cannabis, Kokain, Ecstasy, Amphetamin und Heroin sind im Südwesten verbreitet. Drogenabhängigkeit sei zuallererst eine Krankheit und erst dann eine Gesetzeswidrigkeit, so Gesundheitsminister Manne Lucha.
Angesichts der heutigen Vorstellung des Jahresberichts 2016 zur Rauschgiftkriminalität in Deutschland und der Zunahme der Rauschgiftdelikte auch in Baden-Württemberg sagte Gesundheitsminister Manne Lucha: „Die in Baden-Württemberg erneut angestiegene Zahl der Rauschgiftdelikte zeigt einmal mehr, dass wir bei der Suchtprävention mit Verboten und Strafen allein nicht weiterkommen. Drogenabhängigkeit ist zuallererst eine Krankheit und erst dann eine Gesetzeswidrigkeit. Strafe allein hilft den Betroffenen kein Stück dabei, gesund zu werden. Eine verantwortungsvolle Drogen- und Suchtpolitik beruht deshalb nicht auf Restriktionen, sondern auf Prävention und Beratung, Hilfeangeboten und Therapie sowie Schadensminderung und Überlebenshilfen. Vor allem bei der Suchtprävention bei Jugendlichen hat die Landesregierung in den vergangenen Jahren sehr viel Sinnvolles auf den Weg gebracht. Diesen Weg werden wir konsequent weitergehen und dafür auch Geld in die Hand nehmen.“
Bessere Unterstützung von Schwerstabhängigen
Lucha begrüßte, dass der Bund hinsichtlich einer besseren Unterstützung von Schwerstabhängigen harter Drogen endlich in Bewegung gekommen sei. „Bundesgesundheitsminister Gröhe hat – auch auf Druck aus Baden-Württemberg – nach langem Stillstand endlich einen Gesetzesentwurf vorgelegt, mit dem die von Substitutionsärzten zurecht kritisierte Überregulierung bei der Behandlung von schwerstabhängigen Patienten abgebaut wird. Ich hoffe sehr, dass diese neuen Regelungen zeitnah in Kraft treten“, so der Minister.
Bislang tragen bei der Substitutionsversorgung enge bundesrechtliche Vorgaben der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV) zu einer schwierigen Versorgungslage auch in Baden-Württemberg bei. Diese machen die Tätigkeit für junge Ärztinnen und Ärzten wenig attraktiv, so dass es verhältnismäßig wenig Nachwuchs gebe. Diese Situation soll durch die neue Verordnung verbessert werden.
Leichte Verfügbarkeit und risikoarmer Erwerb im Internet
Eine Zunahme der Rauschgiftdelikte in Baden-Württemberg gab es vor allem beim Besitz und Erwerb von Kokain, die Zahl der Fälle stieg um 18,4 Prozent auf 1.101. Cannabis legte um 13,5 Prozent zu (22.821 Fälle), Ecstasy um 12,1 Prozent (1.381). Kaum eine Rolle spielt Crystal Meth. Landesweit gab es 2016 nur 33 Fälle. Den Anstieg der Rauschgiftdelikte im Land führt das Innenministerium unter anderem auf verstärkte Kontrollen der Polizei zurück. „Die leichte Verfügbarkeit und der risikoarme Erwerb im Internet sind ein weiterer Faktor“, sagte ein Ministeriumssprecher.
An den Folgen ihres Drogenkonsums sind deutlich mehr Menschen gestorben. 2016 gab es in Baden-Württemberg 170 Drogentote, knapp 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders drastisch ist die Zunahme der Todesfälle nach dem Konsum so genannter Legal Highs. Die Substanzen werden oft in Form von Kräutermischungen, Badesalzen oder ähnlichem verkauft und als vermeintlich ungefährliche Alternativ-Droge beworben. 14 Menschen starben daran – zehn mehr als 2015.
Quelle:
dpa/lsw mit Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg