Im Rahmen einer Delegationsreise nach London und Edinburgh will Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut ausloten, vor welchen Herausforderungen die Unternehmen im Zuge des Brexit stehen und wie die negativen Auswirkungen des Brexit begrenzt werden können.
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut reist am Dienstag, 18. Februar 2020, zu einer zweitätigen Delegationsreise nach London und Edinburgh. „Großbritannien ist für Baden-Württemberg ein wichtiger Handelspartner und es liegt im gemeinsamen Interesse, dass dies so bleibt. Es ist jetzt besonders wichtig, dass unsere Unternehmen und Regierungsmitglieder weiterhin im engen Dialog stehen und wir wissen, welche Herausforderungen konkret auf uns zukommen. Gemeinsam werden wir ausloten, wie die negativen Auswirkungen des Brexit begrenzt werden können“, so die Ministerin zum Reisestart.
Partnerschaftsinitiative geplant
Der 15-köpfigen Delegation gehören Vertreter von Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und Wirtschaftsfördereinrichtungen sowie der British Chamber of Commerce an. „Wir möchten uns vor Ort ein Bild davon machen, vor welchen aktuellen Herausforderungen die Unternehmen im Zuge des Brexit stehen. Dies sind natürlich auch die Herausforderungen, vor denen die Wirtschafts- und Handelspolitik steht“, so Hoffmeister-Kraut. Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zum Vereinigten Königreich haben für das Wirtschaftsministerium einen hohen Stellenwert. Bereits Anfang des Monats kündigte die Ministerin an, dass Baden-Württemberg und das Vereinigte Königreich eine „Economic Partnership Initiative“ planen. „Wir möchten mit dieser Partnerschaftsinitiative zeigen, dass wir die wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Vereinigten Königreich auch weiterhin erhalten wollen – trotz Brexit“, betonte die Ministerin.
Besuchsprogramm
Die Ministerin und ihre Delegation sind die ersten Vertreter eines deutschen Bundeslandes, die das Vereinigte Königreich seit dem Austritt am 31. Januar 2020 besuchen. In London sind Gespräche mit Vertretern baden-württembergischer Unternehmen mit Tochterunternehmen im Vereinigten Königreich sowie Vertretern der Deutsch-Britischen Handelskammer, der britischen Regierung und der Deutschen Botschaft geplant. In Edinburgh wird sich die Ministerin zu einem politischen Gespräch mit dem schottischen Minister für Handel, Investment und Innovation, Yvan McKee, Mitglied des schottischen Parlamentes, treffen. Im Rahmen des Besuchs in Edinburgh wird die Delegation zudem Gespräche mit Vertretern schottischer Unternehmen und von Kammern führen und mit baden-württembergischen Unternehmen mit Niederlassungen in Schottland zusammentreffen.
Weiter wird sich die Delegation an der Universität Edinburgh über das schottische Projekt „Data Lab“ informieren. Aufgabe des 2014 gegründeten „Data Lab“ ist es, Unternehmen bei der datengetriebenen Entwicklung von Innovationen zu unterstützen und datenbasierte Wertschöpfung voranzutreiben. „Die Entwicklung datengetriebener Innovationen ist dem Wirtschaftsministerium und der gesamten Landesregierung ein zentrales Anliegen. Besonders mit Blick auf den harten internationalen Wettbewerb mit den USA und China ist es wichtig, dass wir uns vernetzen und in diesen Bereichen in Europa enger zusammenarbeiten. Nur so können wir im Wettbewerb bestehen“, betonte Hoffmeister-Kraut. Die Partnerschaftsinitiative zwischen Baden-Württemberg und Großbritannien solle ebenfalls dazu beitragen, dass beide Partner auch künftig im internationalen Wettbewerb eine führende Rolle bei Innovationen einnehmen.
Sowohl in der Export- als auch in der Importstatistik belegt das Vereinigte Königreich (VK) seit Jahren einen vorderen Platz. Im Jahr 2019 wurden nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Landesamtes in den Monaten Januar bis September Waren im Wert von circa 8,1 Milliarden Euro (2018 waren es 9,8 Milliarden Euro) ins VK exportiert. Es belegt damit den sechsten Rang in der Exportstatistik. Haupthandelsgüter sind Kraftwagen, Kraftwagenteile, Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse.
Bei den Importen belegt das Vereinigte Königreich aufgrund der Zahlen von Januar bis September 2019 mit 3,03 Milliarden Euro (2018 waren es 3,78 Milliarden Euro) den 15. Platz. Wichtige Importgüter sind Maschinen, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse und Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Exporte ins VK um 5,4 Prozent angestiegen. Bei den Importen aus dem VK nach BW konnte ein deutlicher Anstieg von 12,7 Prozent festgestellt werden (entgegen des Bundestrends, wo sowohl Exporte aus Deutschland sowie Importe aus dem VK nach Deutschland weiter rückläufig sind).
Die Warenausfuhren im Wert von 9,85 Milliarden Euro im Jahr 2018 entsprechen 4,8 Prozent aller baden-württembergischen Gesamtausfuhren. Den größten Anteil an den Ausfuhren ins Vereinigte Königreich machen Kraftwagen und Kraftwagenteile mit 2,565 Milliarden Euro, Maschinen mit 1,935 Milliarden Euro sowie pharmazeutische Erzeugnisse mit 0,871 Milliarden Euro aus. Mit dieser Exportsumme war das VK für Baden-Württemberg im Jahr 2018 das sechstwichtigste Absatzland.
Die Wareneinfuhren im Wert von 3,79 Milliarden Euro im Jahr 2018 entsprechen 2,1 Prozent aller baden-württembergischen Gesamteinfuhren. Den größten Anteil an den Einfuhren machen mit 0,781 Milliarden Euro Maschinen und mit 0,5 Milliarden Euro chemische Erzeugnisse aus. Mit dieser Importsumme steht das Vereinigte Königreich an 15. Stelle bei den wichtigsten Importländern für Baden-Württemberg.
Bei den Kraftwagen und Kraftwagenteilen sanken die Exporte von Deutschland ins Vereinigte Königreich im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 9,9 Prozent und von Baden-Württemberg ins VK um 26,5 Prozent. Die Importe von Kraftwagen und Kraftwagenteilen aus dem VK nach Deutschland sanken im gleichen Zeitraum um 12,8 Prozent und aus dem VK nach Baden-Württemberg um 36,3 Prozent.
Aktuell sind 266 Unternehmen mit mehr als 20 Prozent britischer Beteiligung in Baden-Württemberg angesiedelt.