Mit der Vergabe der Ausrüstung von 118 Regionalzügen mit digitaler Signaltechnik wird ein weiterer wichtiger Projektfortschritt für den „Digitalen Knoten Stuttgart“ erreicht. Damit kann die Leistungsfähigkeit des Eisenbahnknotens um mindestens 20 Prozent gesteigert werden.
Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) beauftragt den Konzern Alstom mit dem nachträglichen Einbau von digitaler Leit- und Sicherungstechnik in den 118 Bestandsfahrzeugen des Landes. Die offizielle Vertragsunterzeichnung fand im InfoTurmStuttgart (ITS) statt.
Die 118 Regionalzüge werden mit dem Europäischen Zugbeeinflussungssystem (European Train Control System – ETCS (PDF)) und dem hochautomatisierten Fahrbetrieb mit Triebfahrzeugführer (Automatic Train Operation im Automatisierungsgrad 2 – ATO GoA 2) ausgerüstet. Durch die Digitalisierung des Knotens Stuttgart und der bestehenden Regionalzüge soll die Leistungsfähigkeit des Eisenbahnknotens um mindestens 20 Prozent gesteigert werden, um die Betriebsqualität zu erhöhen und zusätzliche Züge zu fahren.
Wesentliche Elemente bis 2025 umgesetzt
Als erste Region Deutschlands wird Stuttgart mit ETCS und Digitalen Stellwerken (DSTW) ausgestattet. Die wesentlichen Elemente des Pilotprojekts „Digitaler Knoten Stuttgart" sollen zusammen mit dem Projekt „Stuttgart 21" (S21) bis zum Jahr 2025 umgesetzt werden. Die vollständige Umsetzung soll nachgelagert bis zum Jahr 2030 erfolgen. Dabei wird das gesamte S-Bahn-Netz (PDF) einschließlich der Mischverkehrsstrecken bis mindestens zu den Linienendpunkten der S-Bahn mit ETCS, DSTW und hochautomatisiertem Fahrbetrieb ausgestattet sein.
Der Vertrag mit einem Investitionsvolumen von rund 130 Millionen Euro umfasst die Nachrüstung der vorhandenen Fahrzeuge mit ETCS Level 2 und 3. Damit werden erstmals in Deutschland Züge mit einer Zugintegritätsüberwachung und ETCS Level 3 ausgerüstet. Darüber hinaus werden die Fahrzeuge auch in Teilschritten mit Future Railway Mobile Communication System (FRMCS) ausgestattet.
Hochautomatisierter Fahrbetrieb flächendeckend
Ein hochautomatisierter Fahrbetrieb (ATO GoA 2) wird nun weltweit erstmals flächendeckend auf der Grundlage von ETCS Level 2 bzw. 3 im „Digitalen Knoten Stuttgart“ eingesetzt. ATO GoA 2 ebnet im Zusammenspiel mit einem modernen Kapazitäts- und Verkehrsmanagementsystem (Capacity and Traffic Management System – CTMS) und FRMCS den Weg für vorausschauendes Fahren. Anhand der tatsächlichen Bewegung des vorausfahrenden Zuges wird der nachfolgende Zug mittels laufend aktualisierter Fahrvorgaben präzise und – wenn nötig – möglichst dicht nachgeführt – wesentlicher straffer, dichter und energiesparender als dies im manuellen, nicht vorausschauenden Betrieb möglich wäre. Durch häufigere Verbindungen mit weniger Verspätungen wird ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
„Mit der heutigen Unterschrift wird ein weiterer wichtiger Projektfortschritt erreicht. Die fahrzeugseitigen Voraussetzungen zur Befahrung des „Digitalen Knoten Stuttgart“ werden geschaffen. Mit der Digitalisierung des Eisenbahnknotens werden auch die Kapazitäten im bestehenden Netz ausgeweitet. Und Züge können klimafreundlicher und energieeffizienter gefahren werden“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann.
Zusammenarbeit auch bei S21
Die SFBW und der Konzern Alstom besiegelten mit der Vertragsunterzeichnung durch Minister Hermann und durch den Alstom-Präsidenten für die Region D-A-CH, Müslüm Yakisan, auch ihre Zusammenarbeit mit Blick auf die S21-Baustelle im Konferenzraum des ITS.
„Der ‚Digitale Knoten Stuttgart‘ ist ein richtungsweisendes Projekt für die Digitalisierung des Schienenverkehrs in Deutschland. Wir freuen uns, neben der Ausrüstung der Stuttgarter S-Bahnen nun auch mit der Nachrüstung der Regionalzüge, die in und um Stuttgart verkehren, an diesem Projekt beteiligt zu sein und hierüber unsere Expertise im Bereich der Signal- und Sicherungstechnik einzubringen“, sagt Müslüm Yakisan.