In Reutlingen fand die Verleihung der European Energy Awards statt. 27 Kommunen aus Baden-Württemberg – so viele wie noch nie in einem Jahr – wurden für ihre Klimaschutzmaßnahmen und Beiträge zur Energiewende ausgezeichnet.
Bei der feierlichen Verleihung des European Energy Awards (eea) in Reutlingen hob Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann die zentrale Rolle der Kommunen beim Klimaschutz und der Energiewende hervor. Baden-Württemberg habe sich das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 gesetzt. Dr. Andre Baumann sagte: „Noch mehr als bisher brauchen wir die engagierte Arbeit der Landkreise, Städte und Gemeinden.“
Wie erfolgreich baden-württembergische Kommunen vorangehen, zeigt sich laut Baumann daran, dass 27 Kommunen in einem Jahr ausgezeichnet werden – ein Rekord! Fünf Landkreise und zwei Städte erreichen mit dem eea in Gold sogar die höchste Auszeichnungsstufe. Mit dem European Energy Award ausgezeichnet werden vier Landkreise, acht Städte und acht Gemeinden.
Energiewende geht ohne die Kommunen nicht
„Der wesentliche Schlüssel zum Erreichen unserer Klimaziele liegt im Umbau der Energieversorgung“, betonte der Staatssekretär. „Hier stehen wir vor einer enormen Herausforderung.“ Zusätzlich habe der brutale russische Angriffskrieg auf die Ukraine schmerzlich vor Augen geführt, „dass wir unsere Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas schnellstmöglich reduzieren müssen“. Dr. Andre Baumann betonte: „Mittel- und langfristig kennen wir die richtige Antwort auf beide Herausforderungen – Klimakrise und Energiesicherheit – bereits: Wir brauchen deutlich mehr Tempo bei der Energiewende!“
Ein wesentliches Merkmal der „neuen“ Energiewelt sei die Dezentralität. „Der Erfolg der Energiewende hängt wesentlich von ihrer lokalen Umsetzung ab – sprich von den Kommunen“, sagte der Staatssekretär. Gleichzeitig eröffne die Energiewende den Kommunen aber auch neue Wertschöpfungsmöglichkeiten, beispielsweise durch steigende Pacht- und Gewerbesteuereinnahmen aus dem Betrieb von Erneuerbare-Energien-Anlagen.
Neben der Stromerzeugung muss laut Dr. Andre Baumann ein besonderer Fokus auf den Wärmebereich gelegt werden, auf den in Deutschland knapp die Hälfte des Energieverbrauchs entfällt und der derzeit in hohem Maße von fossilen Energieträgern abhängig ist. „Auch hier kommt es auf die Kommunen und auf die kommunale Wärmeplanung an“, so der Staatssekretär. Bis Ende 2023 müssen Stadtkreise und Große Kreisstädte einen kommunalen Wärmeplan erstellen, der aufzeigt, wie bis 2040 eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreicht werden kann.
27 Kommunen ausgezeichnet
Fünf Landkreise bekommen die höchste Auszeichnung – den European Energy Award Gold: Biberach, Bodensee, Böblingen, Reutlingen und Sigmaringen. Gold gibt es auch für die beiden Städte Mengen und Ulm. Mit dieser höchsten Auszeichnung werden Kommunen prämiert, wenn sie mindestens 75 Prozent der maximal möglichen Punkte erreichen.
Wer 50 Prozent erreicht, bekommt den European Energy Award. Auf Landkreisseite sind es Freudenstadt, Ortenaukreis, Rhein-Neckar-Kreis und Waldshut. Bei den Gemeinden sind es Baienfurt, Frickingen, Karlsbad, Langenargen, Rudersberg, Schemmerhofen, Sigmaringendorf und Ummendorf. Dazu kommen noch acht Städte: Ehingen (Donau), Kehl, Konstanz, Pfullendorf, Reutlingen, Rheinfelden (Baden), Walldorf und Wehr.
Im Jahr 2006 starteten 16 Pilotkommunen. Inzwischen nehmen im Südwesten 175 Städte, Gemeinden und Landkreise am eea teil.
Der European Energy Award
Der eea ist ein europäisches Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren, das eine umsetzungsorientierte Energie- und Klimaschutzpolitik in Städten, Gemeinden und Landkreisen zum Ziel hat. Dabei werden Klimaschutzaktivitäten der Kommunen systematisch erfasst und bewertet. Anschließend werden Maßnahmen passend für die jeweilige Kommune geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft. So sollen Potenziale nachhaltigen Klimaschutzes identifiziert und genutzt werden.
Das Umweltministerium fördert die Teilnahme am eea mit einem Festbetrag von 10.000 Euro. Die Re-Zertifizierung wird einmalig mit 1.500 Euro gefördert. Für das Erreichen des Gold-Status gibt es eine Förderung von 1.500 Euro.
Im Auftrag des Umweltministeriums führt die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) die Landesgeschäftsstelle des eea. Sie berät interessierte und teilnehmende Kommunen, gibt praktische Hilfestellung für das Zertifizierungsverfahren und organisiert den Austausch zwischen den teilnehmenden Kommunen in Baden-Württemberg.