Die Region Lahr hat ein neues Bündnis für nachhaltige und klimafreundliche Mobilität beschlossen. Erstmals handelt es sich dabei um einen grenzüberschreitenden Mobilitätspakt.
Der sechste Mobilitätspakt in Baden-Württemberg ist mit einer virtuellen Kick-Off-Veranstaltung am Freitag, 4. Februar 2022, auf den Weg gebracht worden. Mit dem Bündnis von 18 Partnern wird nun die Förderung und Entwicklung einer zukunftsorientierten Mobilität in der Region Lahr im Ortenaukreis vorangetrieben. Besonders an diesem Mobilitätspakt ist, dass erstmals auch der grenzüberschreitende Verkehr berücksichtigt wird.
Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Um die Mobilität jeder und jedes Einzelnen klimafreundlich zu gestalten, müssen wir immer auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bevölkerung vor Ort eingehen. Im Mobilitätspakt Lahr wollen wir deshalb die besondere Situation der Menschen berücksichtigen, die über die Grenze pendeln, und dabei eine deutliche Verlagerung auf klimafreundliche Verkehrsarten erreichen. Ich freue mich, dass erstmals ein Mobilitätspakt mit unseren französischen Partnerinnen und Partnern unterzeichnet wird, der das bestehende Angebot nachhaltig stärken und die Attraktivität des Umweltverbunds steigern wird. Er kann uns als gutes Vorbild für weitere Mobilitätspakte im Land dienen.“
Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel fördern
Die wirtschaftliche Entwicklung der Region Lahr führt zu zunehmenden Belastungen durch den Personen- und Güterverkehr, insbesondere zu Spitzenzeiten im Berufsverkehr. Auch aus dem angrenzenden Elsass pendeln zahlreiche Arbeitskräfte in die Region. Hier möchte der Mobilitätspakt Lahr die Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten durch die Arbeitgeber und Beschäftigten nutzen. Ein wichtiges Ziel ist es, den Umstieg auf umweltfreundliche Alternativen wie Bus, Bahn und Fahrrad zu fördern. Bestehende Belastungen wie Lärm und Luftschadstoffe sollen reduziert und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Gleichzeitig soll auch der Güterverkehr im Rahmen des Mobilitätspakts mitgedacht werden. Denn die Verkehrsträger des Personen- und Güterverkehrs und deren Auswirkungen aufeinander müssen gemeinsam betrachtet werden, um ein umfassendes nachhaltiges Verkehrssystem in der Region zu schaffen.
Oberstes Ziel des Mobilitätspakts Lahr ist die Entwicklung einer verkehrsträgerübergreifenden und untereinander vernetzten nachhaltigen Mobilität in der Region Lahr. Dies erfordert die aktive Mitwirkung und ein verbindliches Engagement aller Partnerinnen und Partner. Hierzu haben sich die Beteiligten auf der Grundlage einer Absichtserklärung verständigt.
Verkehrswende grenzüberschreitend bewältigen
„Der Mobilitätspakt bietet uns eine Plattform, mit der wir unsere Planungen und Projekte rund um Verkehr und Mobilität noch besser aufeinander abstimmen und Ideen entwickeln können, um nachhaltige Mobilität für die Region bestmöglich zu unterstützen. Der Berufspendelverkehr bietet dafür einen großen Hebel und es freut mich deswegen besonders, dass wir im Pakt auch gemeinsam mit den großen Arbeitgebern nach Lösungen suchen“, erklärte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Nachhaltige Mobilität mache an institutionellen Grenzen nicht halt: „Deshalb brauchen wir für die Umsetzung der Verkehrswende vor Ort unbedingt die Vernetzung unserer Perspektiven.“
Als Bindeglied zwischen Land und Region koordiniert das Regierungspräsidium Freiburg die Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft im Mobilitätspakt. Unter seiner Projektleitung sollen in den kommenden Monaten kurz-, mittel- und langfristige Einzelmaßnahmen festgelegt werden. Hierzu gehören unter anderem der Ausbau bestehender und die Entwicklung neuer Mobilitätsangebote, die Etablierung eines nachhaltigen Verkehrs- und Parkraummanagements, die Förderung der Elektromobilität, Lückenschlüsse im Radverkehr, die Gestaltung attraktiver Umsteigepunkte sowie arbeitgeberübergreifende Kooperationen, um mit verstärkten Anreizen den Wechsel vom Personenkraftwagen (Pkw) auf umweltfreundliche Alternativen zu fördern. Und letztlich möchte der Mobilitätspakt auch ein Zeichen für eine neue Mobilitätskultur setzen, indem mit Informationsangeboten und der Teilnahme an Aktionstagen auf Angebote der nachhaltigen und zukunftsorientierten Mobilität aufmerksam gemacht wird.
Wechselwirkungen zu bestehenden Projekten
Bei der Festlegung des Maßnahmenprogramms sollen aber auch Wechselwirkungen zu bestehenden Planungen und Projekten (zum Beispiel Ausbau der Rheintalbahn, Ausbau der Autobahn A 5, Güterverkehrsterminal Lahr, die neue Rheinquerung für den Fuß- und Radverkehr und öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie die Radschnellverbindungen südlich und nördlich von Lahr) berücksichtigt werden. Als regionales Forum mit einer integrierten Gesamtperspektive auf nachhaltige Mobilität dient der Mobilitätspakt Lahr damit insgesamt der effizienteren Abstimmung bestehender Planungen und der Entwicklung neuer Projekte. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen erfolgt im Anschluss jeweils durch die zuständigen Partner.
Um Meinungen der Bürgerinnen und Bürger sowie die Expertise von Verbänden einzuholen, werden im Herbst 2022 unter der Federführung des Regierungspräsidiums Freiburg Dialogformate durchgeführt.
- Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg
- Regierungspräsidium Freiburg
- Ortenaukreis
- Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau
- Regionalverband Südlicher Oberrhein
- IHK Südlicher Oberrhein
- ALMI Arbeitsgemeinschaft Lahrer mittelständischer Unternehmen
- Nahverkehrsgesellschaft mbH Baden-Württemberg
- SWEG Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH
- TGO Tarifverbund Ortenau GmbH
- Stadt Lahr
- Gemeinde Rust
- Gemeinde Schwanau
- Schaeffler Technologies AG & Co. KG
- Zalando Logistics Süd SE & Co. KG
- Ortenau-Klinikum Lahr-Ettenheim
- Europa-Park GmbH & Co. Mack KG
- Herrenknecht AG
Stimmen der Partner
Frank Scherer, der als Landrat des Ortenaukreises, Träger des Ortenau Klinikums und Präsident des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau gleich dreifach Grund zur Freude hat, betonte: „Ich freue mich sehr, dass nach unserer großen ÖPNV-Tarifreform im Ortenaukreis und seiner Ernennung zur Modellregion für den Mobilitätspass mit dem Startschuss für den Mobilitätspakt nun ein weiterer wichtiger Baustein unserer Mobilitätsoffensive besiegelt ist. Auf diesem starken Fundament werden wir den Weg zur umweltgerechten Verkehrswende im Ortenaukreis konsequent weitergehen. Gerade im ländlichen Raum und im grenzüberschreitenden Kontext sind vernetzte Verkehrsangebote und innovative digitale Lösungen von besonderer Bedeutung. Deswegen müssen wir den ÖPNV mit allen erforderlichen Mitteln pushen. Der Ortenaukreis und der Eurodistrikt haben hier zuletzt wiederholt mutige und entschlossene Schritte gemacht. Ich danke Verkehrsminister Winfried Hermann, dass er unseren Weg immer politisch und finanziell stark unterstützt.“
Otto Neideck, Vorsitzender des Regionalverbands Südlicher Oberrhein, machte deutlich: „Es freut mich sehr, dass auf Initiative des Regionalverbands Südlicher Oberrhein der erste Mobilitätspakt in Südbaden seine Arbeit aufnehmen kann. Der Mobilitätspakt Lahr bietet eine gute Plattform, um die vielen Akteure und Handlungsfelder im Bereich der Mobilität zusammenzubringen. Nur wenn wir Siedlungsentwicklung und Verkehr zusammen denken, werden wir es schaffen, die Klimaschutzziele und die Mobilitätsbedürfnisse unserer Region in Einklang zu bringen.“
Alwin Wagner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer IHK Südlicher Oberrhein, sagte: „Die Betriebe in unserer Region brauchen ein zukunftsfähiges und auch an den Bedürfnissen der Wirtschaft ausgerichtetes Mobilitätskonzept, das alle Verkehrsarten einbezieht. Dabei wird es neben einer guten Vernetzung der Verkehrsträger auf nachhaltige und moderne Mobilitätsformen und eine intakte Verkehrsinfrastruktur ankommen. Der grenzüberschreitende Mobilitätspakt ist ein wesentlicher Schritt, um diesen Herausforderungen aktiv zu begegnen. Die IHK Südlicher Oberrhein unterstützt den grenzüberschreitenden Mobilitätspakt Lahr als Beitrag zur Verkehrswende.“
ALMI-Sprecher Ralf Leser hob hervor: „Die Arbeitsgemeinschaft Lahrer Mittelständischer Industrieunternehmen verbindet 26 Betriebe mit rund 3000 Arbeitnehmern. Der Standortvorteil motivierter und qualifizierter Mitarbeiter aus der Region ist seit Jahren ein Schwerpunktthema des Interessenverbunds. Neben der Rekrutierung und der Ausbildung von Fachkräften ist die Mobilität und das schnelle und reibungslose Ein- und Auspendeln für die Lahrer Industriebetriebe ausgesprochen wichtig, um Bestand und Entwicklung der hiesigen Wirtschaft zu sichern. Deshalb begleitet und unterstützt die Arbeitsgemeinschaft mit großem Interesse den Mobilitätspakt und verbindet damit die Erwartung eines modernen, nachhaltigen und schnellen Verkehrsangebots für unsere Mitarbeiter.“
Dr. Thilo Grabo, Geschäftsführer der SWEG GmbH sagte: „Als verlässliche ÖPNV-Partner für den Raum Lahr freuen wir uns, dass wir uns in diesem neuen Format einbringen dürfen. Die SWEG und die TGO-Tarifverbund Ortenau möchten vor allem mit den Projektbeteiligten und unseren Fahrgästen in Dialog treten, um unsere Angebote nicht nur für Berufspendler attraktiver zu gestalten. Wir möchten durch verbesserte Reisebeziehungen mehr Bürgerinnen und Bürger für die Nutzung einer klimafreundlichen Mobilität von morgens bis abends gewinnen.“
Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert sagte – stellvertretend auch für die Gemeinden Rust und Schwanau: „Verkehr endet nicht an Grenzen – weder an den Gemarkungsgrenzen noch an der Landesgrenze. Das hohe Pendleraufkommen in der Region erfordert eine gemeinsame Verkehrsplanung auf allen Ebenen und unter Einbezug der Unternehmen. Gemeinsam wollen wir die nachhaltige und klimafreundliche Mobilität fördern, um unseren Bürgerinnen und Bürgern ein lebenswertes Umfeld bieten zu können. Zugleich ist sie – gerade im grenzüberschreitenden Kontext – für die Unternehmen ein wichtiger Baustein bei der Personalgewinnung und damit ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Mit vielseitigen und verlässlichen Mobilitätsangeboten sowie einer sicheren und gut ausgebauten Verkehrsinfrastruktur wollen wir den Pendlerinnen und Pendlern attraktive Arbeitsorte bieten. Wir danken Landesverkehrsminister Winfried Hermann für die Leitung des Mobilitätspakts und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen Partnerinnen und Partnern.“
Für die Wirtschaftsbetriebe und in Abstimmung mit diesen machte Lukas Scheub, Beauftragter der Geschäftsführung im Europapark, deutlich: „Die Region Lahr beheimatet zahlreiche Wirtschaftsunternehmen aus unterschiedlichsten Branchen. Als Projektbeteiligte aus den Bereichen Gesundheit, Industrie, Dienstleistung und Freizeit wollen wir für die vielen Beschäftigten aller Betriebe der Region den Weg zur Arbeit weiter erleichtern und im Rahmen des Mobilitätspaktes das Land bei der Förderung nachhaltiger Verkehrsmittel unterstützen. Unser gemeinsames Ziel ist es, unsere schöne und vielfältige Region noch lebenswerter zu gestalten und die Attraktivität für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weiter zu erhöhen.“