Mit dem Forschungsprojekt „RABus“ soll der automatisierte Busbetrieb im öffentlichen Nahverkehr in der Stadt und auf dem Land erprobt werden. Das Verkehrsministerium fördert das Projekt mit sieben Millionen Euro.
Verkehrsminister Winfried Hermann hat in einer Videokonferenz den Startschuss für die erste Phase eines historischen Forschungsprojektes auf dem Weg zum autonomen Nahverkehr in Baden-Württemberg gegeben. Im Rahmen des Projektes „Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im öffentlichen Nahverkehr in der Stadt und auf dem Land“ (RABus) wird der Einsatz großer, vollautomatisierter Busse wissenschaftlich erforscht und auch real erprobt. Es entstand aus dem Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg. Die Entwicklung, Umsetzung und Erprobung eines wirtschaftlichen und zuverlässigen Fahrbetriebs mit vollautomatisierten Fahrzeugen ist von großer Relevanz für die Zukunft des öffentlichen Nahverkehr. Mit dieser Technologie kann die Einführung eines attraktiven, bezahlbaren und umweltfreundlichen 24-Stunden-, von Haus zu Haus Busshuttleangebotes im Land, angeboten werden.
Das Projekt soll im Ergebnis eine Beurteilung einer landesweiten Übertragbarkeit und Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen für die technische Umsetzung und die betriebliche Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit umfassen. Außerdem sollen rechtliche Belange und verkehrliche Wirkungen des landesweiten Einsatzes eines weitgehend fahrerlosen Busshuttlebetriebes mit „Normal“-Geschwindigkeiten berücksichtigt werden. Der Konsortialführer des Projektes am Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren (FKFS) an der Universität Stuttgart, Prof. Dr.-Ing. Reuss sagte: „Ich freue mich mit dem Konsortium sehr über die bislang einmaligen Projektinhalte, die wir nun angehen, und natürlich über die Förderung des Landes“.
Großer Innovationsschritt im Busverkehr
Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Wir wollen einen großen Innovationsschritt im Busverkehr hin zu einem bedarfsgerechten und flächenhaften Busangebot. Die Entwicklung hin zum vollautomatisierten und dann fahrerlosen Busshuttleverkehr ist hierzu einer der vielversprechendsten Wege. Ich sehe unsere Förderung als gute Investition für die Zukunft und freue mich sehr über die Zusammensetzung einer kompetenten Projektgruppe.“ Derzeit sind in Deutschland automatisierte Busse vereinzelt und nur mit vielen Einschränkungen unterwegs, wie zum Beispielextrem niedriger Geschwindigkeit, mit Sicherheitsfahrer, kleinste Busse, kurzer Demonstrationsbetrieb. Dies führt zu unattraktiven Fahrzeiten und damit zu einer geringen Akzeptanz und wenig Nutzung. Ein weitgehend flächenhaftes und ganztägiges Angebot gibt es heute nicht mal in Ansätzen.
Im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung hat Verkehrsminister Winfried Hermann den Förderbescheid an das Konsortium, bestehend aus dem Forschungsinstitut für Kraftwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart, dem Karlsruher Institut für Technologie, der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, dem Stadtverkehr Friedrichshafen GmbH mit DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH und ZF Friedrichshafen übergeben. Das „Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im Nahverkehr in der Stadt und auf dem Land (RABus)“ ist eine der präferierten Maßnahmen der strategischen Landesziele zur automatisierten und vernetzten Mobilität in Baden-Württemberg. Das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart FKFS zählt zu den namhaften deutschen Entwicklungsdienstleistern und kooperiert eng mit dem Institut für Fahrzeugsysteme IFS der Universität Stuttgart. Das FKFS beschäftigt etwa 180 hoch qualifizierte Mitarbeiter und betreibt eine Vielzahl an modernsten Prüf- und Testeinrichtungen, darunter einen hochmodernen Fahrzeugwindkanal, einen Fahrzeugdynamikprüfstand, einen Fahrsimulator sowie diverse Verbrennungs- und Elektromotorenprüfstände.
Elektrifizierten und automatisierten Nahverkehr etablieren
Heute erhältliche Busse mit Assistenzfunktionen (Level zwei) sollen aufgerüstet werden (bis Level vier). Hier unterstützt die Fa. ZF Friedrichshafen AG. Mannheim und Friedrichshafen fungieren mit Unterstützung der Verkehrsunternehmen als Reallabore, also unter anderem der praktische Einsatz über mehrere Monate, Geschwindigkeiten, die ein Mitschwimmen im Verkehr erlauben und auch mit Fahrgästen. In Gebieten beider Städte soll bis zum Ende des Jahres 2023 ein weitgehend wirtschaftlicher Nahverkehrs-Betrieb mit elektrifizierten und automatisierten Fahrzeugen probeweise etabliert werden. Im Reallabor Mannheim liegt der Schwerpunkt auf dem automatisierten Betrieb im Mischverkehr in einem neuen Stadtquartier, im Reallabor Friedrichshafen dagegen steht der automatisierte Überlandbetrieb im Mittelpunkt der Aktivitäten. Um im jeweiligen Umfeld ein angepasstes und gleichzeitig sicheres Fahrverhalten zu erreichen, sollen die Fahrzeuge im regulären Verkehr „mitschwimmen“ können – innerorts mit mindestens 40 Kilometer pro Stunde und außerorts mit mindestens 60 Kilometer pro Stunde. Über eine Begleitforschung zu verkehrlichen Wirkungen. Akzeptanz, Wirtschaftlichkeit und technischen Lösungsansätzen ist auch die Wissenschaft intensiv in das Projekt eingebunden.
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Quelle:
Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren / Verkehrsministerium Baden-Württemberg