Mit der Fertigstellung des rund zwei Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen Böblingen und Ehningen hat der Landkreis den zweiten Abschnitt des Radschnellweg-Projekts in der Region Stuttgart konsequent umgesetzt. Das Land hat sich mit rund 800.000 Euro beteiligt.
„Der Landkreis Böblingen baut seine Vorreiterrolle in Sachen Radschnellverbindungen in Baden-Württemberg weiter aus“, freute sich Verkehrsminister Winfried Hermann. Mit der Fertigstellung des rund zwei Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen Böblingen und Ehningen setze der Landkreis den zweiten Abschnitt des Radschnellweg-Projekts in der Region Stuttgart konsequent um, betonte Hermann. Vor knapp einem Jahr war bereits der erste Bauabschnitt der Radschnellverbindung zwischen Stuttgart und Böblingen/Sindelfingen für den Radverkehr freigegeben worden. Baden-Württemberg hat das Bauprojekt mit Mitteln aus dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) finanziell unterstützt. Bundesmittel sind für dieses Projekt nicht geflossen, da der Landkreis das Bauprojekt bereits geplant hatte, noch bevor der Bund die Förderlinie aufgelegt hat.
Vorreiter in Sachen klimaschonende Mobilität
Radschnellwege sind qualitativ hochwertige, direkt geführte und leistungsstarke Radverkehrsverbindungen zwischen Kreisen und Kommunen. In der Regel fördern das Land und der Bund diese Verbindungen mit insgesamt bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten in Planung und Bau. Baden-Württemberg hat für insgesamt sieben Radschnellwege-Projekte Finanzhilfen des Bundes erhalten. „Darüber freuen wir uns sehr und danken herzlich“, sagte der Verkehrsminister.
Folgende Projekte werden auch vom Bund gefördert:
- Heidelberg-Mannheim
- Fellbach-Schorndorf
- Bad Wimpfen-Heilbronn
- Freiburg-Waldkirch/Emmendingen
- Lörrach-Schopfheim
- Waiblingen-Ludwigsburg
- Esslingen-Plochingen-Reichenbach
Verkehrsminister Hermann sagte: „Im bundesweiten Vergleich liegt Baden-Württemberg mit mittlerweile sieben geförderten Radschnellverbindungen an der Spitze. Wir sind Vorreiter in Sachen klimaschonende Mobilität. Mit Blick auf das Radschnellweg-Projekt in der Region Stuttgart danke ich allen Beteiligten im Landkreis Böblingen für ihr unermüdliches Vorangehen. Ich freue mich, dass bereits der zweite Streckenabschnitt der Verbindung eröffnet werden kann. Insbesondere in der aktuellen Krisenzeit sehen wir, wie wichtig das Fahrrad für unsere tägliche Mobilität ist. Deshalb benötigt das Rad mehr Platz im Straßenraum und schnelle Radwege.“
Die feierliche Eröffnung des rund 1,69 Millionen Euro teuren zweiten Teilstücks fand aufgrund der Corona-Krise auf digitalem Wege statt. Per Videobotschaft durchschnitten Verkehrsminister Hermann und Bauherr Roland Bernhard, Landrat des Landkreises Böblingen, gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Böblingen, Dr. Stefan Belz und seinem Amtskollegen Lukas Rosengrün, Bürgermeister von Ehningen, symbolhaft das grüne Band und gaben die Strecke – gemeinsam mit Peter Grotz, Kreisvorsitzender des Landesverbands Baden-Württemberg des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) – für den Radverkehr frei.
Land beteiligt sich mit rund 800.000 Euro
Am Bauvorhaben hatte sich Baden-Württemberg mit 50 Prozent beziehungsweise rund 800.000 Euro beteiligt. Die Baumaßnahmen wurden nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) gefördert. Landrat Bernhard sagte: „Ich danke dem Land für die großzügige Unterstützung. Stück für Stück soll der Radschnellweg wachsen, sodass ein schnelles und kreuzungsarmes Vorankommen innerhalb des Landkreises sowie in Richtung Landeshauptstadt möglich wird.“ Der Landkreis Böblingen setze sich auch weiterhin dafür ein, neue Radinfrastruktur bereitzustellen und das Radfahren noch attraktiver zu machen, betonte Bernhard und verwies bereits auf den nächsten Streckenabschnitt, der von Ehningen nach Gärtingen führt. „Für diesen Abschnitt hat das Landratsamt Böblingen die Planungsleistungen bereits beauftragt.“ Minister Hermann ergänzte: „Der Abschnitt wird Teil der zukünftigen Radschnellverbindung sein, die zwischen Herrenberg und Stuttgart verlaufen soll. Diese Verkehrsachse stellt das Rückgrat der Radinfrastruktur im Landkreis Böblingen dar und ist gleichzeitig Teil des RadNETZ Baden-Württemberg.“
Breiterer Radweg und insektenfreundliche LED-Beleuchtung
Der Spatenstich für den Bauabschnitt zwischen Böblingen und Ehningen war im September 2019 erfolgt. Die Baumaßnahmen haben den bestehenden Radweg verbreitert und ebener gestaltet, Höhenunterschiede im Streckenverlauf wurden reduziert. Insbesondere die Sicherheit und Attraktivität für Berufspendler und Schülerverkehre standen im Mittelpunkt der Baumaßnahmen: Die Strecke ist nun mit einer insektenfreundlichen LED-Beleuchtung ausgestattet, so dass sicheres Fahren in den frühen Morgenstunden und am Abend oder in der Nacht möglich ist. Wichtig waren zudem Naturschutzmaßnahmen: So wurden entlang der Radstrecke Steinriegel, Sandflächen und Trockenmauern integriert, die zukünftig der hier vorkommenden Zauneidechse geeignete Biotope bieten. Ab Herbst werden zwischen Radweg und Fahrbahn abschnittsweise Hecken angepflanzt, die verschiedenen Tierarten einen Lebensraum bieten und gleichzeitig als Blendschutz für den Radverkehr dienen.
Weitere Stimmen
Der Oberbürgermeister von Böblingen, Dr. Stefan Belz, unterstrich: „Wir schaffen eine radverkehrsfreundliche Infrastruktur, um immer mehr Menschen für den Umstieg auf das Fahrrad zu begeistern. Das ist aktiver Klimaschutz. Zügiges Vorankommen und Sicherheit sind bei der Wahl des Verkehrsmittels entscheidende Faktoren.“
Ehningens Bürgermeister, Lukas Rosengrün, stellte die Bedeutung der Radverbindung für die Gemeinde und den Gewerbestandort heraus: „Der neue Radschnellweg macht es attraktiver sowohl in der Freizeit, als auch für den Weg zur Arbeit, das Fahrrad oder Pedelec zu nutzen und einen Beitrag für den Klimaschutz im Landkreis Böblingen zu leisten.“ Er selbst nutze die neue Verbindung bereits mehrmals wöchentlich für den täglichen Arbeitsweg von seinem Wohnort Böblingen zum Ehniniger Rathaus, sagte Bürgermeister Rosengrün.
Als einen Meilenstein auf dem Weg zu einem Radverkehrsanteil von 20 Prozent bezeichnete Peter Grotz, Kreisvorsitzender des ADFC Baden-Württemberg, den eröffneten Streckenabschnitt. Grotz sagte: „Zwanzig Prozent Radverkehrsanteil im Landkreis erreichen wir nur, indem wir mehr Berufspendler zum Umstieg aufs Fahrrad bewegen. Dazu braucht es Radschnellverbindungen und darauf abgestimmte gute Radwege in den Städten und Gemeinden.“
Radschnellwege in Baden-Württemberg
Radschnellverbindungen zeichnen sich aus durch:
- Mindestens fünf Kilometer Gesamtstrecke
- Überwiegend vier Meter breit
- Interkommunale, weitgehend kreuzungsfreie Verbindung
- Bevorrechtigte Führung der Radfahrenden
- Bedeutende Verbindung für Alltagsradverkehr: Mindestens 2.000 Radfahrer in 24 Stunden auf dem überwiegenden Teil der Gesamtstrecke
Radschnellwege sind aufgrund direkter Führungen mit wenigen Stopps und großer Breiten besonders attraktiv gerade auch auf längeren Distanzen. Sie haben insbesondere aufgrund der steigenden Nutzung von E-Bikes und Pedelecs großes Potenzial, um die Hauptverkehrsachsen auf Straßen und Schienen zu entlasten, Staus zu vermeiden und zur Luftreinhaltung beizutragen. Bei Radschnellwegen wird die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit dadurch erhöht, dass durch kreuzungsfreie oder bevorrechtigte Führungen die Radfahrerinnen und Radfahrer weniger oft anhalten und warten müssen.
Ministerium für Verkehr: Radschnellverbindungen
Ministerium für Verkehr: Radverkehr