Die Rotwildgebiete in Baden-Württemberg haben sich bewährt. Das erklärte Forstminister Peter Hauk anlässlich der Vorstellung der Projektergebnisse zum Rotwildmanagement im Land. Eine der größten Herausforderungen bestehe darin, den genetischen Austausch zwischen den Rotwildgebieten zu verbessern.
„Das Rotwild ist die größte heimische Säugetierart in Baden-Württemberg. Durch seine Größe, die soziale Lebensweise und den daraus resultierenden Raum- und Nahrungsbedarf entstehen oftmals Konflikte zwischen Interessensgruppen, wie Waldeigentümern, Jägerschaft, Tourismus und Naturschutz. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Freiburg stellte ihre wissenschaftlichen Projektergebnisse vor, auf deren Basis wir das Rotwildmanagement in Baden-Württemberg weiterentwickeln wollen. Die Ergebnisse bestätigen den baden-württembergischen Weg. Ein räumlich differenziertes Rotwildmanagement innerhalb der bestehenden Rotwildgebiete ist durchaus geeignet, um Rotwildschäden in der Land- und Waldbewirtschaftung zu vermeiden und gesunde Rotwildbestände mit der dafür notwendigen genetischen Vielfalt zu erhalten. Hierfür bedarf es aber klarer Rahmenbedingungen und aktives Management auf Basis eines wissenschaftlichen Monitorings“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), Peter Hauk, am Dienstag, 14. November 2023, in Stuttgart, anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse zum Projekt „Weiterentwicklung des Rotwildmanagements in Baden-Württemberg auf wissenschaftlichen Grundlagen“, durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA).
In den letzten drei Jahren hat die FVA im Auftrag des MLR im Projekt an der Weiterentwicklung des Rotwildmanagements in Baden-Württemberg auf wissenschaftlichen Grundlagen gearbeitet, um den komplexen Herausforderungen im Rotwildmanagement proaktiv zu begegnen. Dabei sollen mögliche Handlungsoptionen verschiedene Herausforderungen und Interessen wie Waldumbau, Forst- und Landwirtschaft, Jagd, Naturschutz, Freizeitaktivitäten sowie Wildbiologie berücksichtigen.
Rotwildgebiete haben sich bewährt
„Die Rotwildgebiete haben sich bewährt. Die in den letzten zwei Jahrzehnten erarbeiteten Wissensgrundlagen und Konzepte in den Rotwildgebieten sind eine gute Basis, um das Rotwildmanagement wissensbasiert fortzusetzen“, sagte Minister Hauk. Zudem seien sie beispielgebend für einen erfolgreichen und bundesweit anerkannten Umgang mit Rotwild.
Eine der größten Herausforderungen bestehe darin, den genetischen Austausch zwischen den Rotwildgebieten zu verbessern. „Wir wollen in Baden-Württemberg gesunde und widerstandsfähige Rotwildbestände erhalten und müssen künftig verstärkt daran arbeiten, die genetische Diversität dieser Wildart zu verbessern. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit sich die Populationen gut an sich veränderte Umweltbedingungen anpassen können“, erklärte Minister Hauk.
„Um es klar zu sagen: Die Rotwildgebiete sind nicht das Problem, wie auch Erfahrungen aus allen Ländern in Deutschland mit verinselten Rotwildvorkommen zeigen. Und es gibt auch nicht die eine Lösung. Denn das Projekt hat herausgearbeitet, dass wir auf verschiedenen Ebenen mit einer Vielzahl von Maßnahmen ansetzen müssen, um die Situation für das Rotwild insgesamt zu verbessern“, betonte Hauk.
Siedlungsbarrieren überwinden
Der Minister führte weiter aus, dass die Herkulesaufgabe vor allem darin bestehe, Siedlungsbarrieren zu überwinden. Denn dichte Besiedelung und Infrastruktur im Land zerschneide die Lebensräume sowie die Wanderrouten des Wildes.
Mit dem Generalwildwegeplan habe das Land eine solide Fachplanung und eine wichtige Grundlage geschaffen, um einen landesweiten Biotopverbund herzustellen sowie zu einem nationalen und internationalen ökologischen Netzwerk von Wildtierkorridoren beizutragen.
„Baden-Württemberg kann die Situation allein nicht lösen. Hierzu bedarf es auch einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern, um beispielsweise ein Populationsverbundkonzept zu erarbeiten und eine Vernetzung über die Landesgrenzen zu erreichen“, sagte Minister Hauk.
Weiteres Vorgehen
Grundlage für den baden-württembergischen Weg eines erfolgreichen Rotwildmanagements ist ein wissensbasiertes Vorgehen über Managementkonzeptionen. Hierzu zählen beispielsweise eine dauerhafte, wissenschaftliche Erfassung und Analyse von Monitorringdaten zu Rotwild, Wildschäden und Lebensräumen. Die Rotwildexperten der FVA können diesen Prozess fachlich und zielgerichtet begleiten. Über eine dauerhafte Fachberatung können diese Ergebnisse an die Akteure vermittelt und diese gleichzeitig in der Erarbeitung und Weiterentwicklung von Rotwildkonzeptionen unterstützt werden, wie dies in den Rotwildgebieten Nord- und Südschwarzwald bereits erfolgreich geschieht.
Das künftige Rotwildmanagement wird ergänzt, um weitere flankierende Instrumente, die in ihrer Wirkung das Ziel eines gesunden Rotwildbestandes unterstützen, wie Wildruhebereiche, Besucherlenkungskonzepte, jagdliche Schwerpunktlegungen zur Schadensvermeidung sowie waldbauliche Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung.
Projekt zum Rotwildmanagement
Das MLR hat die FVA mit dem Projekt „Weiterentwicklung des Rotwildmanagements in Baden-Württemberg auf wissenschaftlichen Grundlagen“ beauftragt, um den Herausforderungen im Rotwildmanagement proaktiv zu begegnen. Ein Ziel des Projektes war es, wissenschaftliche Grundlagen zu erarbeiten, die als Basis mögliche Handlungsoptionen zur Weiterentwicklung des Rotwildmanagements in Baden-Württemberg aufzuzeigen und verschiedene Herausforderungen und Interessen wie Waldumbau, Forst- und Landwirtschaft, Jagd, Naturschutz, Freizeitaktivitäten sowie Wildbiologie berücksichtigen.
Untersucht wurden beispielsweise die Rotwildverbreitung in Baden-Württemberg und die genetische Situation der hiesigen Rotwildvorkommen. Es fand eine Lebensraumbewertung und Populationsmodellierung statt und es wurden die Einstellungen und Herausforderungen verschiedener Interessengruppen bezüglich des Rotwilds und dessen Managements erhoben.
Wildtierportal Baden-Württemberg
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Waldstrategie Baden-Württemberg