Bis 2020 stehen für das Landesprogramm „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt” gut 19 Millionen Euro zur Verfügung. Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz informiert sich auf einer Reise durch das Regierungspräsidium Tübingen über verschiedene Bausteine des Programms – etwa in der Jugendhilfe, der Integration von Geflüchteten oder dem Anwerben internationaler Spitzenfachkräfte.
Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz informiert sich am 22. September 2017 ganztägig im Regierungsbezirk Tübingen über die Umsetzung einzelner arbeitsmarktbezogener Programme des Wirtschafts- und Arbeitsministeriums. Stationen waren dabei Tübingen, Reutlingen und Ulm.
„Schon heute ist der Fachkräftebedarf in Baden-Württemberg enorm. Um diesen auch in Zukunft zu sichern, verfolgt das Land eine mehrgleisige Strategie. Zum einen müssen wir auch jenen Menschen die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen, die trotz der derzeit guten Konjunkturlage und der niedrigen Arbeitslosenquote Schwierigkeiten haben, Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden, insbesondere Langzeitarbeitslose, junge Menschen ohne Berufsausbildung, Alleinerziehende, ältere Menschen oder auch Migrantinnen und Migranten. Zum anderen müssen wir gezielt internationale Fachkräfte für unseren Arbeitsmarkt gewinnen“, betonte Schütz.
Einen neuen Akzent für die Arbeitsmarktpolitik setzt das Land dabei mit dem Programm „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt”, für das bis 2020 insgesamt rund 19,2 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Jugendhilfe und Ausbildung
Einer der Bausteine dieses Programms sind dabei Modellprojekte zur besseren Verknüpfung von Beschäftigungsförderung und Jugendhilfe. Seit dem 1. Juli 2017 werden diese mit einem Volumen von insgesamt 600.000 Euro durch das Ministerium unterstützt. Von der Umsetzung machte sich die Staatssekretärin in Reutlingen bei der prolabore gGmbH ein persönliches Bild. Reutlingen ist einer von sechs Standorten, an dem die PHÖNIX Beschäftigung und Bildung e. G. als Gesamtprojektträger sieben bis zehn Familien im SGB II-Leistungsbezug mit mindestens einem minderjährigen Kind ganzheitlich betreut.
Katrin Schütz: „Uns ist es wichtig, dass wir Bedarfsgemeinschaften mit minderjährigen Kindern besser erreichen und umfassend unterstützen können. In diesen Familien fehlt es mitunter nicht nur an auskömmlicher Erwerbsarbeit, sondern auch an positiver Lebensfreude und einem Lebensplan. Deshalb muss es eine qualifizierte Vertrauensperson geben, die jedes einzelne Familienmitglied und die Familie als Einheit im Blick hat.“
Ziel des Projekts sei, dass Jobcenter und Beschäftigungsträger eng mit der Jugendhilfe zusammenarbeiten. Auch Informationsdefizite über weitere Hilfsangebote sollten abgebaut und gesellschaftliche Teilhabe gefördert werden. „Jeder, der Kinder hat, weiß, welche Vorbildfunktion Eltern zufällt. Wichtig ist es daher, Eltern zu stärken. Sie müssen wieder den Mut fassen, für sich erreichbare Perspektiven zu entwickeln, um nicht zuletzt gute Vorbilder für ihre Kinder zu sein“, unterstrich die Staatssekretärin.
Integration durch Ausbildung und Arbeit
Bei der BBQ gGmbH in Tübingen informierte sich die Staatssekretärin über die Umsetzung des Programms „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“ („Kümmerer-Programm“), das kürzlich um zwei Jahre bis Ende 2019 verlängert wurde. Staatssekretärin Schütz: „Die Integration von Flüchtlingen in betriebliche Ausbildung kann gelingen, indem alle Hand in Hand arbeiten. Wo Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nationalitäten zusammenarbeiten und voneinander lernen, da wird Integration gelebt. Mit unserem ‘Kümmerer-Programm‘ haben wir dafür ein bundesweit einmaliges Angebot in der Fläche des Landes etabliert.“
Mit den regionalen Kümmerern biete Baden-Württemberg flächendeckend Ansprechpartner für die Unternehmen und intensive Unterstützung für ausbildungsinteressierte Geflüchtete an, so die Staatssekretärin. Katrin Schütz: „Damit sind wir bundesweit Vorreiter und sehen schon erfreuliche Erfolge.“ In den ersten 16 Monaten des Förderprogramms wurden bereits knapp 1.900 Geflüchtete begleitet und mit den Vorteilen der beruflichen Ausbildung vertraut gemacht. Dadurch kamen durch das Kümmerer-Programm bislang über 1.600 Vermittlungen in Ausbildung oder ausbildungsvorbereitende Praktika zustande. Rund 350 Geflüchtete haben durch das Kümmerer-Programm bereits eine Ausbildung begonnen oder einen Ausbildungsvertrag zum Ausbildungsjahr 2017/2018 abgeschlossen.
Auch der Informationsbedarf rund um die Ausbildung von Geflüchteten sei groß, so Staatssekretärin Schütz: „Mit der Ausbildung von Geflüchteten hängen für die Betriebe viele Fragen zusammen. Vom Aufenthaltsstatus bis zu Unterstützungsmöglichkeiten während der Ausbildung. Hier sind unsere Kümmerer kompetente und stark nachgefragte Ansprechpartner. Vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen nehmen die Beratung und Unterstützung in Anspruch.“ In etwa 4.300 Beratungsgesprächen wurden bislang über 1.500 Betriebe rund um das Thema Ausbildung von Geflüchteten durch die Kümmerer beraten.
Anwerben internationaler Fachkräfte
Letzter Programmpunkt der Informationsreise der Staatssekretärin war der Besuch der BMW Car IT GmbH in Ulm. Hier ging es um das Thema der gezielten Gewinnung hochqualifizierter internationaler Fachkräfte für den Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg. „Insbesondere ein so exportorientiertes Land wie Baden-Württemberg kann von diesen Fachkräften und ihren Kompetenzen profitieren“, sagte Staatssekretärin Schütz. So berichtete ein Softwareingenieur aus Pakistan über seine ersten Erfahrungen in Baden-Württemberg und wie er von seinem Arbeitgeber beim Ankommen unterstützt wurde.
Seine Ehefrau, eine Elektroingenieurin, wird derzeit vom Welcome Center Ulm/Oberschwaben zu Deutschsprachkursen, zur Jobsuche in der Region und zur Anerkennung ihres Abschlusses beraten. Das Wirtschaftsministerium fördert landesweit insgesamt zehn Welcome Center, die internationale Fachkräfte und deren Familien bei der Ankunft in Baden-Württemberg unterstützen. Diese Anlaufstellen helfen bei Themen wie Aufenthaltsrecht, Arbeitsrecht, Behördengängen, Wohnen, Bildung, Kinderbetreuung oder der Arbeitsplatzvermittlung für die Partnerin bzw. den Partner. Außerdem begleiten die Welcome Center kleine und mittlere Unternehmen bei der Rekrutierung und Integration internationaler Fachkräfte.
Wirtschaftsminiterium: Mediathek, Bilder der Arbeitsmarktpolitischen Reise.