Integrationsminister Manne Lucha hat bei der 6. Sitzung des Landesforums gegen Zwangsverheiratung zum Kampf gegen die schwere Menschenrechtsverletzung aufgerufen. Das Land unterstützt deshalb zwei Beratungsstellen mit insgesamt rund 165.000 Euro pro Jahr. Nur zielgerichtete Präventionsarbeit könne die Fälle von Zwangsverheiratung in Baden-Württemberg nachhaltig reduzieren, so Lucha.
„Nur wenn wir unsere Anstrengungen bei der Präventionsarbeit zielgerichtet koordinieren, können wir die Fälle von Zwangsverheiratung in Baden-Württemberg nachhaltig reduzieren“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha bei der 6. Sitzung des Landesforums gegen Zwangsverheiratung in Stuttgart. Insgesamt verzeichnete die vom Land geförderte Beratungsstelle YASEMIN im vergangenen Jahr 155 Beratungsfälle aus ganz Baden-Württemberg. In 152 Fällen ging es um Mädchen und junge Frauen, in drei Fällen um junge Männer. Das Alter der Anfragenden lag dabei zwischen 12 und 27 Jahren.
Das jährlich stattfindende Landesforum wurde vom Ministerium für Soziales und Integration gegründet, um den fachlichen Informationsaustausch von Expertinnen und Experten aus ganz Baden-Württemberg zu fördern. Lucha: „Zwangsverheiratungen stellen eine eklatante Verletzung grundlegender Menschenrechte dar und verhindern Integrationsprozesse. Die enge Zusammenarbeit des Landesforums mit den Präventions- und Beratungsstellen im Land soll uns helfen, künftig noch mehr junge Menschen vor einer Zwangsverheiratung zu bewahren.“
Eine Zwangsverheiratung greift als schwere Menschenrechtsverletzung tief in die persönliche Lebensgestaltung des Opfers ein und wirkt integrationshemmend. Zwangsverheiratungen hängen eng mit patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen zusammen. Opfer, die einer Zwangsverheiratung zu entgehen suchen, werden häufig von massiver körperlicher Gewalt aus der eigenen Familie bis hin zum „Ehrenmord“ bedroht.
Beratung, Austausch und Information
Das Ministerium für Soziales und Integration unterstützt zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung die mobile Beratungsstelle YASEMIN mit jährlich rund 130.000 Euro und die Online-Beratungsstelle SIBEL mit jährlich 35.000 Euro.
Das „Landesforum gegen Zwangsverheiratung“ ist ein Zusammenschluss verschiedener Ministerien, Institutionen und Verbände, die sich aktiv für Prävention und Maßnahmen gegen Zwangsverheiratung sowie für Opfer von Zwangsverheiratungen einsetzen.
Um das Fachwissen zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung der Polizei und weiteren Anlaufstellen zugänglich zu machen, hat das Ministerium für Soziales und Integration in Zusammenarbeit mit der Aktion Jugendschutz einen Handlungsleitfaden veröffentlicht. Der Reader „Zwangsverheiratung geht uns alle an! Grundlagen und Möglichkeiten der Prävention und Intervention“ beschreibt anschaulich die vielfältigen Möglichkeiten der Prävention und Intervention. Die Broschüre bietet zudem eine schnelle Orientierung, um Betroffenen rasch helfen zu können.