Zum Auftakt der Landesfesttage Baden-Württemberg in Biberach hat Ministerin Petra Olschowski neun Bürgerinnen und Bürger mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg ausgezeichnet. Mit ihrem außerordentlichen ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagement stärken die Trägerinnen und Träger der Heimatmedaille ein Gemeinschaftsgefühl, das Zugehörigkeit vermittelt.
Ministerin Petra Olschowski hat am 8. September 2023 in der Gigelberghalle in Biberach neun Bürgerinnen und Bürger mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg (PDF) ausgezeichnet. Das Engagement der Geehrten reicht von der Orts- und Regionalgeschichtsforschung über die Landeskultur, die Brauchtumspflege, die Mundart und die Archäologie bis hin zur Integrationsarbeit.
Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, sagte am Freitag in Biberach: „Mit ihrem außerordentlichen ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagement stärken die Trägerinnen und Träger der Heimatmedaille ein Gemeinschaftsgefühl, das Zugehörigkeit vermittelt: Sie schaffen Heimat, indem sie zum Beispiel Museen eröffnen oder betreuen und damit Kulturgeschichte zugänglich machen, indem sie Sprache, Dialekt, Musik, Tradition und Brauchtum pflegen und als aktive Kulturpraxis sichtbar machen. Sie erforschen die Heimatgeschichte und bewahren Erinnerungen – auch an schwierige Zeiten. Manchmal schaffen sie Heimat, indem sie sich um Mitbürgerinnen und Mitbürger kümmern. Kurz: Sie engagieren sich auf vielseitige Weise für den Ort, in dem sie leben.“
Heimat heißt auch Vielfalt
Heimat heißt auch Vielfalt, betonte die Ministerin: „Was wir als Heimat empfinden kann der Ort sein, der unseren Lebensmittelpunkt bildet, es kann aber auch Sprache oder ein Dialekt sein, eine vertraute Landschaft oder gewohnte Mentalitäten. In jedem Fall ist Heimat immer etwas sehr Individuelles und mit Menschen verbunden, die uns diese Heimat geben.“ Heimat bedeutet für Menschen überall auf der Welt viel, wie Petra Olschowski weiter sagte: „Sie gibt uns Sicherheit und Geborgenheit und ihr Verlust ist sehr schmerzhaft. Es ist deshalb auch wichtig, das Heimatbedürfnis der unzähligen geflohenen Menschen zu respektieren, die ihre Heimat verlassen mussten und versuchen, hier in Baden-Württemberg ein neues Leben anzufangen. Wir können nur dankbar sein, dass wir hier eine Heimat haben, in der ein friedliches Miteinander möglich ist. Die Heimattage sind Ausdruck dieses Privilegs, deshalb freue ich mich sehr, heute hier in Biberach sein zu dürfen.“
Die Übergabe der Heimatmedaillen bildet traditionell den Auftakt der Landesfesttage im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg. In diesem Jahr werden die Heimattage von der Stadt Biberach ausgerichtet.
Die Trägerinnen und die Träger der Heimatmedaille 2023
Christiane Bastian-Engelbert zeichnet sich durch ihr heimatgeschichtliches Engagement und durch ihren fortwährenden Einsatz für verfolgte und entrechtete Menschen aus.
Sie war Mitbegründerin des Historisch-Archäologischen Vereins e. V. Mühlacker (HAV) und zunächst Vorstandsmitglied. Seit 2012 ist sie Vorsitzende des HAV und als solche verantwortlich für dessen umfangreiche Aktivitäten. Als Beispiel sei die Betreuung der Festschrift zum 20. Jubiläum des Vereins im Jahr 2019 „Die Römer in Mühlacker. 20 Jahre Historisch-Archäologischer Verein Mühlacker“ genannt. Darüber hinaus war sie Mitbegründerin der Gemeinderatsliste „Mensch und Umwelt“ und saß für diese von 1994 bis 2009 im Gemeinderat von Mühlacker.
Ihr besonderes Interesse gilt den Schicksalen von Opfern der NS-Diktatur, die sie vor dem Vergessen werden bewahren und denen sie ihre Würde zurückgeben möchte. So geht auf ihre Initiative die Verlegung von 21 Stolpersteinen für Opfer der NS-Herrschaft zurück, die sie mit einer Broschüre unter dem Titel „Stolpersteine in Mühlacker. Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ begleitet hat. Sie führt Führungen zu den Stolpersteinen durch und veranstaltet mit ihrem Mann und der evangelischen Paulusgemeinde Mühlacker Mahnwachen und die Gedenkveranstaltungen zum 9. November. Untermauert wird dieses Engagement durch eine intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen jüdischer Bürger, die zu Ausstellungen, Vorträgen und Broschüren Anlass geben, zum Beispiel über Alfred Emrich oder Fritzmartin Ascher. Die Erforschung des Schicksals des Letzteren mündete in eine Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern des Hilda-Gymnasiums Pforzheim und zu einem intensiven Kontakt mit Aschers Tochter Doris Einstein-Ascher in Zürich. Aus ihren Recherchen im Nachlass von Doris Einstein-Ascher ging ein Dokumentarfilm hervor.
Bei all diesen Aktivitäten bleibt sie nicht in der Vergangenheit stehen, sondern ist auch Initiatorin verschiedener Projekte für Asylsuchende und Flüchtlinge. 1984 wurde sie Gründungsmitglied des Arbeitskreises für Asylsuchende in Mühlacker. Sie gründete auch eine interkulturelle Theatergruppe und setzte sich für die Anlage eines muslimischen Grabfelds auf dem St. Peter-Friedhof ein. Für ihr gesamtes ehrenamtliches Wirken erhielt Christiane Bastian Engelbert 2022 die Bürgermedaille der Bürgerstiftung Mühlacker.
Nicole Dlabal engagiert sich seit frühester Jugend im Trachtenverein Bietigheim. Bereits seit ihrem sechsten Lebensjahr tanzte sie in der Kinder- und anschließend in der Jugend-Gruppe. Mit 18 Jahren im Jahr 1995 übernahm sie das Jugendleiteramt und baute die Jugendgruppe zum aktiven Bestandteil des Trachtenvereins auf.
Im Jahr 2004 übernahm sie den Vorsitz der Deutschen Trachtenjugend (DTJ) im Deutschen Trachtenverband e. V. Wesentliche Höhepunkte und Schritte in die Zukunft sind unter ihrer Regie als Vorsitzende bewältigt worden. Den Aufbau dieser jungen und modernen Jugendorganisation führte sie mit großem ehrenamtlichem Einsatz auf Bundesebene zu großem Erfolg. Auch die Aufnahme in den Deutschen Bundesjugendring war der Erfolg ihrer Arbeit. Die Einrichtung einer Bundesgeschäftsstelle der DTJ und der Aufbau eines Netzwerkes über alle Bundesländer erfolgten in den folgenden Jahren.
Parallel dazu legte sie ihre Prüfung als Volkstanzleiterin erfolgreich ab. Lehrgänge für Jugendleiter, Jugendliche und Kinder waren der nächste Schritt. Daraus entstand ein hervorragendes Jugendnetzwerk von Schleswig-Holstein im Norden bis Baden-Württemberg und Bayern im Süden.
Aber nicht nur die organisatorischen ehrenamtlichen Aufgaben standen im Vordergrund. Tracht, Volkstanz, Brauchtum und Heimatpflege in ihrer Vielfalt in Baden-Württemberg auch den anderen Jugendorganisationen der Landestrachtenverbände näherzubringen war und ist ihr eine Herzensangelegenheit. Das Akzeptieren der Tracht, Bräuche und Breitenkultur aus allen Bundesländern von Jugendlichen aus allen Ländern war und ist ein wesentlicher Bestandteil ihres ehrenamtlichen Engagements.
Trotz ihrer Jugend hat Nicole Dlabal bereits viel zur Anerkennung der Jugendarbeit im Bereich der Breitenkultur und vor allem in der Heimatpflege sowohl auf Orts-, Landes- als auch auf Bundesebene geleistet und das Land Baden-Württemberg in vielfältiger Weise im Bereich Breitenkultur repräsentiert.
Marcel Dreiling engagiert sich seit über 40 Jahren ehrenamtlich in Chorverbänden auf regionaler, Landes- und Bundesebene. 20 Jahre arbeitete er im Präsidium des Schwäbischen Chorverbandes mit, zunächst in der Chorjugend, dann als stellvertretender Musikdirektor. 2008 wurde er zum Musikdirektor gewählt. Ab 2008 war er Mitglied des Musikbeirats im Deutschen Chorverbandes (DCV), ab 2014 Mitglied im Präsidium des DCV als Vorsitzender des Musikrats und ist daher in bundesweiten Gremien vertreten wie etwa in der Bundesakademie Trossingen und im Bundesmusikverband Chor & Orchester e. V.
Dreilings besonderes Anliegen war und ist die Amateurmusik, die Pflege und Erhaltung des Chorgesangs im ländlichen Raum und die Bewahrung heimatlicher Kultur – hier vor allem der Erhalt des musikalischen Vermächtnisses von Friedrich Silcher.
Ein bedeutender Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Ausbildung von Chorleitern. Über viele Jahre leitete und betreute er die entsprechenden Seminare, Fort- und Weiterbildungen, entwickelte neue Formate und gab mit viel Freude sein Können und seine Erfahrung weiter. Sein wichtigstes Ziel hierbei war ein durchgängiges Ausbildungssystem, das in allen Landesverbänden durchgeführt und anerkannt wird: angefangen von einer musikalischen Grundausbildung bis hin zu einer dreigliedrigen Chorleiterausbildung mit Abschluss an den Bundesakademien und letztlich zu einem Masterstudiengang an einer Musikhochschule.
Marcel Dreiling ist für Chorleiter und Vereine immer und zu jeder Zeit ein Ansprechpartner bei Fragen und Problemen. Als engagierter Pädagoge und Mitarbeiter in der Jugendarbeit liegt sein besonderes Augenmerk auf der nachwachsenden Generation. Kindern und Jugendlichen unsere Volkslieder wieder nahezubringen, sie überhaupt die positiven Einflüsse des Singens spüren zu lassen, sieht er als wichtiges Ziel seiner ehrenamtlichen Arbeit. Das tägliche Singen in der Schule gehört hier genauso dazu wie besondere Förderungen der Kinder- und Jugendchöre im Chorverband. Dabei ist auch die Förderung der Kooperation Schule-Verein ein weiterer wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit.
Thomas Fettback war von 1994 bis 2012 Oberbürgermeister der Stadt Biberach. Nach seiner Amtszeit initiierte er im Jahr 2015 zusammen mit dem Biberacher Journalisten Johannes Riedel das soziale Projekt „1:1 – Mensch zu Mensch“. Das Projekt organisiert schnell und unabhängig finanzielle Hilfen für Menschen mit Migrationshintergrund. Der Hilfsfonds speist sich dabei aus Spenden und Benefizaktionen von Vereinen oder Initiativen. Konkret hat „1:1 – Mensch zu Mensch“ bereits Sprachkurse ermöglicht, sprachmotorische Förderungen für Kinder finanziert, Internetschulungen für Geflüchtete durchgeführt, niederschwellige Qualifikationsmaßnahmen selbst vorgenommen oder bei der Vermittlung von Impfterminen geholfen. Mittlerweile fördert „1:1 – Mensch zu Mensch“ vermehrt auch Personen ohne Migrationshintergrund. Anträge auf Unterstützung können nur von Dritten gestellt werden (Betreuer, ehrenamtliche Helfer, Ämter).
Eine weitere Initiative von „1:1 – Mensch zu Mensch“ ist das Projekt „PAPIER.frieden“, ein niederschwelliges Beratungsangebot für alle Angelegenheiten des täglichen Lebens, insbesondere bei Behördenangelegenheiten und Bewerbungen. Das Angebot wird angesichts ausgelasteter Ämter und Beratungs- stellen gut angenommen. Dabei sind inzwischen rund zehn Personen im Unterstützerkreis und es finden fast täglich Beratungen statt.
Die Arbeit von „1:1 – Mensch zu Mensch“ orientiert sich am individuellen Bedarf des Einzelnen und fördert schnell und ohne bürokratische Hürden. Das breite Netzwerk des früheren Oberbürgermeisters sowie das Wissen um die kommunalen Wege leisten dafür einen wichtigen Beitrag.
Elisabeth Kaiser wird aufgrund ihrer Verdienste bei der Gründung und beim Ausbau des Museums „Le Petit Salon: Winterhalter in Menzenschwand“ geehrt, das dem Lebenswerk der bildenden Künstler Franz Xaver und Hermann Winterhalter gewidmet ist.
Das Herzensprojekt von Elisabeth Kaiser ist der Verein „Winterhalter in Menzenschwand e. V.“, den sie 2008 gründete und bis heute als Erste Vorsitzende mit großem Herzblut und Ideenreichtum führt. Die Gründung war zugleich Startschuss für die Schaffung des Museums „Le Petit Salon“, das sich in St. Blasien im Stadtteil Menzenschwand unmittelbar neben dem Geburtshaus von Franz Xaver und Hermann Winterhalter befindet. Mit der Gründung des Vereins hat sich Elisabeth Kaiser zum Ziel gesetzt, das Lebenswerk der beiden Künstler zu dokumentieren, die Erinnerung an die beiden zu bewahren und an die seinerzeit bekanntesten Fürstenmaler Europas zu erinnern. Ihr gelang es, zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer für die Idee eines Museums zu begeistern. Das Museum eröffnete im September 2008 im ehemaligen Rathaus von Menzenschwand mit zwei Räumen, die die Stadt St. Blasien zur Verfügung stellte. Zahl- reiche Leihgaben ermöglichten über die Zeit eine immer anspruchsvollere Ausstattung des Museums. Dazu konnten dank großzügiger Spender einige Originale erworben werden: Zeichnungen, Lithographien, Aquarelle und Ölbilder. Schenkungen ergänzen die Sammlung. Inzwischen ist das Museum eine bekannte Sehenswürdigkeit.
Elisabeth Kaiser veröffentlichte zwei Bücher zu den Winterhalter-Brüdern: „Ansichten aus Italien“, eine Neuerscheinung mit einem Bericht in Bildern über Franz Xaver Winterhalter sowie eine Neuauflage „Die Künstlerfamilie Winterhalter – Ein Briefwechsel“ von Hubert Mayer, einem Nachkommen aus der Winterhalter-Familie. Das kontinuierlich steigende Interesse an den Winterhalter-Brüdern führte dazu, dass der Verein 2017 die leerstehende ehemalige evangelische Kirche in Menzenschwand erwarb, mit dem allerdings bislang noch nicht realisierten Ziel, das Museum dorthin zu verlagern.
Ihr großer persönlicher Einsatz, um das Schaffen und Wirken der Malerbrüder an ihrem Geburtsort zu bewahren und für die nachfolgenden Generationen zugänglich zu machen, ist außergewöhnlich. Diese Verdienste für die Gründung, Betreuung und Erweiterung des Winterhalter-Museums, für die Vielzahl der kulturellen Veranstaltungen zum Lebenswerk der Malerbrüder, verdienen besondere Anerkennung.
Margarete Kollmar ist seit 25 Jahren im Gesprächskreis Ehemalige Synagoge Haigerloch e.V. aktiv und leistet auf verschiedenen Gebieten sehr wertvolle Bei- träge in der ehrenamtlichen Gedenkstättenarbeit. Aus ihren sehr breit gefächerten Tätigkeitsfeldern ist folgendes aufzuführen: In den Jahren 1999 bis 2000 hat Margarete Kollmar am Forschungsprojekt zur jüdischen Gemeinde in Haigerloch mitgearbeitet. Das Projekt wurde vom Fachbereich empirische Kulturwissenschaften der Universität Tübingen unter Leitung von Professor Utz Jeggle durchgeführt. Kollmar hat während ihres langjährigen Engagements im Gesprächskreis unzählige Führungen durch das ehemalige jüdische Wohnviertel Haag geführt und dabei vielen Menschen aus verschiedenen Altersstufen das Thema jüdische Geschichte in Haigerloch nähergebracht. Mit jeder Führung hat sie einen sehr wertvollen historischen, interreligiösen und interkulturellen Beitrag geleistet.
Im Zusammenhang mit ihrer ehrenamtlichen Gedenkstättenarbeit hat Margarete Kollmar regelmäßig Beiträge zu unterschiedlichen Themen in verschiedenen Publikationsorganen veröffentlicht. Zum Alltagsgeschäft in der Gedenkstättenarbeit gehört auch das Planen und Durchführen von öffentlichen Veranstaltungen in der ehemaligen Synagoge Haigerloch. Sie ist auch in diesem Arbeitsbereich initiativ, absolut zuverlässig und somit eine unverzichtbare Stütze des Vereins. Die Betreuung der Dauerausstellung in der ehemaligen Synagoge gehört ebenso zu den Aufgaben, die sie regelmäßig übernimmt. Außerdem führt sie seit langem für den Schwäbischen Albverein Exkursionen in der Region Haigerloch durch.
Margarete Kollmar ist zudem seit 1994 Mitglied bei BAF e. V., dem Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württembergs, mit Sitz in Tübingen. Dort konzipierte und erforschte sie seit 1995 gemeinsam mit Beate Dörr die frauengeschichtlichen Stadtrundgänge für Tübingen. In den letzten 20 Jahren erarbeitete sie dafür mehrere Themen in verschiedenen Rundgängen und führte diese auch regelmäßig durch. Die auf dieser Basis kenntnisreich und spannend erarbeiteten Rundgänge werden bis heute stark nachgefragt.
Thomas Liebscher studierte Germanistik und Politikwissenschaft. Von Beruf Journalist bei den Badischen Neuesten Nachrichten, erwarb und erwirbt sich der nebenberufliche Mundartautor große Verdienste um die Mundart in Baden-Württemberg.
Zahlreiche Gedichtbände in Mundart wie beispielsweise „S’isch immer ebbes“ oder „Alderle!“ zeugen von seinem literarischen Wirken. Gedichtveröffentlichungen finden sich in verschiedenen renommierten Regional-Magazinen genauso wie Aufsätze zu Lokalgeschichte, Regionalia und Landesgeschichte, insbesondere in seiner Heimatregion Bad Schönborn, Hockenheim, dem Kraichgau und in der Pfalz. Zahlreiche literarische Preise durfte er entgegennehmen, bevor er sich der Jurorentätigkeit widmete. Er errang den Nordbadischen Mundartpreis für Lyrik in den Jahren 1994, 1997, 2001 und 2002.
Besonders gefragt ist er bei der Organisation und Moderation von Autorenlesungen in Mundart, wie mehrfach bei der Bücherschau in Karlsruhe, der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe sowie in den Städten Ettlingen und Kraichtal. 2015, beim 300. Stadtgeburtstag von Karlsruhe, erschien eine Artikelserie zum Karlsruher Dialekt. Die Landesregierung engagierte ihn 2018 für einen Vortrag beim Mundartsymposium der Landesregierung und als Moderator einer Arbeitsgruppe Mundart und Medien.
Außerordentlich ist sein Engagement beim Arbeitskreis Heimatpflege Regierungsbezirk Karlsruhe e. V. Seit 2007 ist er Vorsitzender der Mundart-Jury. Zum 25-jährigen Vereinsjubiläum 2009 wagte er einen Galamundartabend im großen Rechbergsaal in Bruchsal. Unter neuem Logo „De gnitze Griffel“ und seiner Moderation steigerte er das Renommee der im 2-jährigen Turnus ausgeschriebenen Mundartwettbewerbe mit öffentlicher Preisverleihung. Die besten Texte aus den Wettbewerben hat er in zwei Mundartbüchern im Verlag Regionalkultur veröffentlicht.
Mit der neuerdings von ihm mitbegründeten Mundartplattform „Badische Gutsele“ wird badischen Mundartautoren seit 2018 die verstärkte Repräsentanz von Mundarten im Landesteil Baden ermöglicht und eine kostenlose Veröffentlichungsmöglichkeit zur Verfügung gestellt. Dies alles, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, weil ihm die Sache wichtiger ist als die eigene Person.
Liebscher ist seit 2008 Mitglied im Beirat des Arbeitskreises Heimatpflege, wo er sich zudem in der Museums-Jury und der Suche nach Kandidaten für die Ehrung mit der Ehrennadel und der Heimatmedaille engagiert. Darüber hinaus ist er Mitglied im Heimatverein Kraichgau und der Muettersproch-Gsellschaft Freiburg.
Walter Erwin Röhm wurde am 24. Juli 1935 in Urach geboren. Nach der Schulzeit absolvierte er von 1952 bis 1954 in der damals noch selbstständigen Gemeinde Mittelstadt eine Verwaltungsausbildung. Nach einem Zwischenspiel beim Landratsamt Freudenstadt, landete Walter Röhm 1957 aber wieder in seiner Geburts- und Heimatstadt Urach, in deren Diensten er schließlich bis zum Jahr 2000 stand.
Viele seiner Leistungen aus diesen 43 Jahren sind noch heute im Stadtbild und vor allem im Kultur- und Tourismusbereich sichtbar und wirksam. So hat Walter Röhm als Kurdirektor das Kurzentrum und den Kurtourismus in Bad Urach aufgebaut und bedeutend geprägt.
Als Wegbegleiter der Thermalbadentwicklung war er später auch ein maßgeblicher Wegbereiter der Verleihung des Heilbad-Titels an die Kurstadt Bad Urach im Jahr 1983. Als Initiator und verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Therme“ hat Walter Röhm schon früh erkannt, dass es ein gutes und zeitgemäßes Informations- und Marketinginstrument braucht, um im immer größer werdenden Konkurrenzkampf der Heilbäder gut aufgestellt zu sein. Von 1972 bis ins Jahr 2001 erschien diese Monatszeitschrift in mehr als 300 Ausgaben. Mit rund 400 aktuellen und zeitgeschichtlichen Artikeln trug Walter Röhm maßgeblich zu deren redaktioneller Gestaltung bei. Zudem hat Walter Röhm den Ausbau des Stadtarchives vorangetrieben und dieses in großen Teilen neu organisiert.
Die für seine Tätigkeiten nötigen Kenntnisse erwarb er sich oft im Selbststudium, aber auch durch zahlreiche Lehrgänge und Seminare bei der Verwaltungsschule des Gemeindetages Baden-Württemberg, am Deutschen Seminar für Fremden- verkehr in Berlin und beim Heilbäderverband Baden-Württemberg.
Walter Röhm war immer bestrebt, diese Kenntnisse und Fertigkeiten weiterzugeben. So war er zum Beispiel als Dozent an der Verwaltungsschule des Gemeindetages Baden-Württemberg in Karlsruhe, am Deutschen Seminar für Fremdenverkehr in Berlin und auch an der Akademie des Deutschen Heilbäderverbandes in Bad Elster tätig.
Walter Röhm engagierte sich lange Zeit auch in verschiedensten Fachausschüssen. Benennen kann man hier den Prädikatisierungsausschuss des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg, den Marketingausschuss des Heilbäderverbandes, den Marketingausschuss des Landes-Fremdenverkehrsverbandes Baden-Württemberg, als auch den Marketingausschuss und Vorstandstätigkeit im Tourismusverband Neckarland – Schwaben, desgleichen dann auch in der Tourismusgemeinschaft Schwäbische Alb e. V. und in der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbische Alb und Albvorland im Landkreis Reutlingen e. V., dort dann als Geschäftsführer.
Auch die Kultur lag Walter Röhm stets am Herzen. 1965 begründete er die Konzertreihe der Kammermusikabende in der Spitalkapelle, die ab 1969 sogar im festlichen Palmensaal des Residenzschlosses veranstaltet wurden. Ein Liederabend mit Hermann Prey im Oktober 1977 mündete schließlich in die Idee zu den Herbstlichen Musiktagen, die bis heute zu den wichtigsten Terminen im Bad Uracher Kulturkalender gehören.
Zudem lag Walter Röhm stets die kulturelle Nachwuchsförderung am Herzen. Als Geschäftsführer des städtischen Jugendblasorchesters organisierte er etliche Konzertreisen im In- und Ausland oder betreute Fernsehaufnahmen und Schallplattenproduktionen.
Das Wirken von Walter Röhm ist in Bad Urach bis heute nicht nur sichtbar, sondern auch bibliographisch greifbar. In den Jahrzehnten seines Wirkens hat er etliche Wanderbücher, Stadtführer, Ausstellungskataloge und Bildbände über Bad Urach und seine Alb verfasst und auch herausgegeben. Zudem ist er bis heute ein gefragter Autor für stadthistorische Themen in der Tagespresse oder auch in verschiedenen Werken zum Beispiel zur Bad- und Tourismusgeschichte oder auch zur Historie des Kinos in Bad Urach.
Werner Winterhalter wird aufgrund seiner Verdienste um das Trachtenwesen – insbesondere in der Trachtengruppe Oberried geehrt, in der er seit inzwischen 47 Jahren aktiv ist. Mit seinem Engagement möchte er erreichen, dass über die Region hinaus Tracht, Mundart, Volkstanz und Gesang als überliefertes, kulturelles Erbe an zukünftige Generationen weitergegeben wird. Dazu wurden von ihm weitere Gruppierungen innerhalb der Trachtengruppe Oberried ins Leben gerufen. Somit entstand 1988 zum Beispiel eine Theatergruppe, welche viele Jahre ein großer Bestandteil des alljährlichen Programmes war.
Jedoch nicht nur das Theaterspielen liegt Werner Winterhalter im Blut, auch das Publikum mit Witz und Scharm zu begeistern und so durch alle Veranstaltungen seines Vereines und dessen Programme zu führen, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Ihm gelang es, auch Krisenzeiten der Trachtengruppe zu bewältigen: Nachdem 1981 bis 1982 mangels Mitglieder kaum noch, und 1983 keine Aktivitäten mehr stattfinden konnten, wurde die Gruppe in Oberried durch seinen großen Tatendrang und Optimismus, unter kommissarischem Vorstand, neu ins Leben gerufen. 1984 übernahm Werner Winterhalter noch das Amt des ersten Vorsitzenden und führt es lückenlos und mit großem Herzblut bis zum heutigen Tag aus.
Auch als Vorsitzender der Trachtenjugend Baden-Württemberg engagierte sich Werner Winterhalter. Er machte während seiner 20- jährigen Amtszeit die Trachtenjugend des Bund „Heimat und Volksleben“ e. V. (TJBHV) zu dem, was diese heute ist. Unter seiner Federführung erlangte die TJBHV hohes Ansehen. So wurden Tanzkurse angeboten und durchgeführt, Zeltlager für die Kinder- und Jugendlichen organisiert, Freizeiten geplant wie etwa Kanufahrten. Man nahm fortan an Aktivitäten teil, welche z. B. durch die Trachtenjugend Baden-Württemberg ausgeschrieben und gefördert wurden. Die Heimattage Baden-Württemberg zu besuchen, stand immer auf dem Programm zusammen mit der TJBW. Auch die Moderation der Landesfesttage an diversen Ansagestellen gelang Werner Winterhalter mit Bravour.
Über die Auswahl der Persönlichkeiten, die die Heimatmedaille erhalten, berät der Landesausschuss Heimatpflege Baden-Württemberg, bevor er eine Ehrungsempfehlung an die Ministerin weitergibt. Die Auswahl basiert auf den Vorschlägen der Arbeitskreise für Heimatpflege in den vier Regierungsbezirken, die mit rund 200 Mitgliedsverbänden und -vereinen in der Heimat- und Brauchtumspflege zusammenarbeiten.
Heimatmedaille Baden-Württemberg
Mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg werden Personen ausgezeichnet, die sich um die Heimat Baden-Württemberg besonders verdient gemacht haben. Die Verdienste können sowohl in organisierten als auch in nicht organisierten Formen ehrenamtlicher Tätigkeit beziehungsweise bürgerschaftlichen Engagements erbracht worden sein. Außer Betracht bleiben berufliche Tätigkeiten sowie ehrenamtliche Tätigkeiten in den Organen der kommunalen Selbstverwaltung.
Die Heimattage werden seit 1978 jedes Jahr vom Land Baden-Württemberg in Kooperation mit einer anderen Kommune veranstaltet. Sie vereinen zahlreiche Veranstaltungen der ausrichtenden Kommune, darunter den großen Landesfestumzug, der traditionell am zweiten Septembersonntag stattfindet. Dieses Jahr ist Biberach/Riß der Ausrichtungsort. Die Heimattage Baden-Württemberg 2024 werden auf dem Härtsfeld stattfinden.
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