Mit dem Nano-Dialog Baden-Württemberg bringt das Land Akteure aus Wirtschaft, Forschung und Politik sowie Verbraucher zusammen, um offen Vorteile der Nanotechnologie zu diskutieren, aber auch mögliche Risiken abzuwägen. Ziel des Nano-Dialogs ist, mit Verbraucherinnen und Verbrauchern in einen frühzeitigen Dialog über Chancen und Herausforderungen der Nanotechnologien zu treten.
„Um Verbraucherinnen und Verbraucher an der gesellschaftlichen Diskussion zu beteiligen, haben wir bereits im Jahr 2009 den gesamtgesellschaftlichen Dialog ‚Verbraucheraspekte bei Nanotechnologien‘ ins Leben gerufen. Dabei standen von Anfang an konsequent die Perspektiven und Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher im Mittelpunkt“, sagte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch bei der Vorstellung der neuen Broschüre „Nano-Dialog Baden-Württemberg – Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher“.
„Außerdem haben wir im Internet sowie in der Nano-Broschüre die Ergebnisse einer von uns in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Studie über Nanomaterialien in kosmetischen Mitteln veröffentlicht. An der Studie war auch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe beteiligt“, so Gurr-Hirsch weiter.
Fragen wie „Welche Nano-Anwendungen gibt es und wie funktionieren sie?“ und „Was wissen wir über mögliche Gefahren der Nanotechnologien?“ sollen mit der Nano-Broschüre beantwortet werden.
„Der ‚Nano-Dialog Baden-Württemberg‘ bringt Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Wirtschaft, Forschung und Politik zusammen – beispielsweise in Expertenworkshops, Fachgesprächen und auf Verbraucherkongressen. So sollen unterschiedliche Standpunkte ausgetauscht und abgewogen und in künftige Erkenntnis- und Entscheidungsprozesse einbezogen werden“, sagte die Staatssekretärin. In einer heute veröffentlichten Broschüre werde dieser langjährige Dialog dokumentiert. „Mit unserer Broschüre geben wir Leserinnen und Lesern wie auch Schülerinnen und Schülern wichtiges Grundlagenwissen an die Hand, zum Beispiel ‚Was ist Nano‘, ‚Wo wird es eingesetzt‘ und erläutern die wichtigsten Begrifflichkeiten zu den Nanotechnologien. Wir geben ihnen außerdem einen Überblick über die aktuelle Forschung, Nanomaterialien im Alltag sowie über die Arbeit der staatlichen Überwachungsbehörden. So wollen wir neugierig machen, Fragen beantworten und allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Bild von Nanotechnologien aus Verbrauchersicht zu machen“, betonte Gurr-Hirsch.
Nanoportal: Gezielte Kommunikation im Netz
„Die Forschung im Nanokosmos, die Entwicklung nanotechnologischer Anwendungen und die gesellschaftliche Debatte um einen verantwortungsbewussten Umgang mit Nanotechnologien schreiten rasant voran. Wer jedoch nicht selbst im Labor steht oder an Diskussionen teilnimmt, erfährt oftmals davon nur wenig. Um auch Verbraucherinnen und Verbraucher gezielt und transparent über Nanomaterialien und deren Entwicklung informieren zu können, haben wir im Jahr 2011 das Nanoportal eingerichtet. Dort finden Interessierte auch Bildreportagen zu Nanomaterialien im Alltag – beispielsweise in Sonnencreme oder in Textilien“, erläuterte die Staatssekretärin. „Unser Nanoportal ermöglicht außerdem eine Beteiligung der Verbraucherinnen und Verbraucher: Sie können Fragen stellen, die von Expertinnen und Experten beantwortet und auf dem Nanoportal veröffentlicht werden. So profitieren auch andere Nutzerinnen und Nutzer des Portals davon“, betonte Gurr-Hirsch.
Damit fachlich alles auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse sei, brächten auch die staatlichen Überwachungsbehörden ihre Expertise ein – beispielsweise das auf kosmetische Produkte spezialisierte CVUA Karlsruhe oder auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Es sei gelungen, ein fachliches Netzwerk zu knüpfen.
Marktüberblick: Nanomaterialien in kosmetischen Mitteln
Nanomaterialien in Kosmetika sind eines der am häufigsten diskutierten Anwendungsbeispiele der Nano-Technologie in den Medien, da Verbraucherinnen und Verbraucher direkt mit ihnen in Kontakt kommen. Am häufigsten werden Nanomaterialien in Sonnenschutzmitteln als UV-Schutz (Titandioxid, Zinkoxid und MBBT, ein synthetischer Stoff mit der chemischen Bezeichnung 2,2'-Methylen-bis-(6-(2H-benzotriazol-2-yl)-4-(1,1,3,3-tetramethylbutyl)phenol)) eingesetzt. In Zahncremes können Nanomaterialien als Putzkörper (Silica) oder in Wimperntuschen als Farbstoff (Carbon black) ebenfalls zum Einsatz kommen.
Das CVUA Karlsruhe beschäftigt sich regelmäßig mit Nanomaterialien in Kosmetika und hat 2015 im Auftrag des Ministeriums einen umfangreichen Marktüberblick erarbeitet und umfangreiche Untersuchungen durchführen lassen. Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht. Die wichtigsten Erkenntnisse sind auch auf dem Nanoportal Baden-Württemberg sowie in der Broschüre zum Nano-Dialog veröffentlicht.
Nanomaterialien in kosmetischen Mitteln – ein Marktüberblick in Baden-Württemberg und im Internet
„25 der ungefähr 400 Firmen in Baden-Württemberg, die kosmetische Mittel herstellen, importieren oder vertreiben, haben Produkte mit Nanomaterialien im Sortiment. Insgesamt wurden 140 kosmetische Mittel gefunden, die Nanomaterialien enthalten – davon 116 Sonnenschutzmittel. Bei Betriebskontrollen wurden vor Ort insgesamt 13 amtliche Proben erhoben, davon eine im Einzelhandel. Bei allen Proben waren die Nanomaterialien in der Liste der Bestandteile korrekt mit ‚nano‘ gekennzeichnet. Dies ist ein erfreuliches Ergebnis“, sagte die Staatssekretärin. Die Überwachungsbehörden im Land werden das Thema Nano weiterhin aufmerksam verfolgen, betonte Gurr-Hirsch.
Weitere Informationen
Das Internetportal „Nanotechnologien im Alltag – Das Verbraucherportal aus Baden-Württemberg“ ist ein Angebot des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Verbraucher Initiative e. V. (Bundesverband).
Die Broschüre ‚Nano-Dialog Baden-Württemberg – Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher‘ dokumentiert auf 52 Seiten alle Elemente des Nano-Dialogs Baden-Württemberg.
Nanoportal Baden-Württemberg
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Broschüre „Nano-Dialog Baden-Württemberg – Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher”