Innenminister Thomas Strobl hat die Verkehrsunfallbilanz für das erste Halbjahr 2017 vorgestellt. Die Zahl der Verkehrsunfälle ist gestiegen, besonders deutlich ist die Zunahme der Verkehrstoten. Vor allem bei Motorradfahrern ist ein signifikanter Unfallanstieg zu verzeichnen. Die Unfallursache Nummer eins bleibt unverändert.
„Bei der Verkehrssicherheit haben wir ein ambitioniertes Ziel – kein Mensch soll im Straßenverkehr verletzt oder getötet werden. Hier haben wir eine klare ‚Vision Zero‘. In den vergangenen zehn Jahren ist es uns beispielsweise gelungen, die Zahl der Verkehrstoten um über 40 Prozent zu senken. Dass das so bleibt, daran arbeiten wir weiter hart. Gerade bei den Motorradfahrern mussten wir im ersten Halbjahr aber leider einen signifikanten Unfallanstieg verzeichnen“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl bei der Vorstellung der Halbjahresstatistik.
Jeder vierte Verkehrstote ist ein Motorradfahrer
Im ersten Halbjahr 2017 wurden bei 155.577 Verkehrsunfällen (Plus von 1,9 Prozent) 18.531 Personen leicht (Plus von 2,4 Prozent) und 4.066 Personen schwer (Minus von 2,4 Prozent) verletzt. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2016 waren bei 152.733 Verkehrsunfällen 18.091 Personen leicht und 4.162 Personen schwer verletzt worden. Besonders deutlich ist allerdings der Anstieg der tödlich Verunglückten um 15,7 Prozent von 191 auf 221.
„Der negative Trend in der Halbjahresbilanz wird vor allem bei der Gruppe der Motorradfahrer deutlich. Während 31 Motorradfahrer im ersten Halbjahr 2016 ihr Leben im Straßenverkehr verloren haben, waren es 2017 bereits 58 – das bedeutet einen Anstieg um 87,1 Prozent. Jeder vierte Verkehrstote ist ein Motorradfahrer oder Motorradfahrerin und mehr als die Hälfte der Unfälle wurde selbst verursacht“, stellte Strobl fest. „Motorradfahrer sollten sich vor jeder Fahrt bewusst machen, wie gefährlich Motorradfahren ist, um unnötige Risiken zu meiden!“
Ablenkung gewinnt zunehmend an Bedeutung
„Die Gefahren des Straßenverkehrs sind allseits bekannt und werden dennoch zu oft unterschätzt“, mahnte der Innenminister und verwies auf die seit Jahren unveränderten Hauptunfallursachen. „Unfallursache Nummer eins bei tödlichen Verkehrsunfällen ist eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit (41,6 Prozent), gefolgt von der mangelnden Verkehrstüchtigkeit (15,1 Prozent). Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Ablenkung. Der Blick aufs Handy bedeutet bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde etwa 14 Meter Blindflug pro Sekunde. Wer sich mit seinem Mobiltelefon oder Navigationssystem beschäftigt, der ist eine große Gefahr für sich und andere“, betonte Strobl.
Für die Schwere der Unfallfolgen sind freilich noch weitere Risikofaktoren entscheidend. So hatten 29,2 Prozent der getöteten Gurtpflichtigen keinen Sicherheitsgurt, 62,5 Prozent der getöteten Fahrradfahrer trugen keinen Fahrradhelm. „Ein Sicherheitsgurt oder ein Fahrradhelm senkt das Risiko schwerer Unfallfolgen ganz entscheidend. Das Anlegen eines Gurts oder das Tragen eines Fahrradhelms muss uns in Fleisch und Blut übergehen“, mahnte der Minister.
Verkehrsüberwachungs- und Präventionsmaßnahmen
„Wir brauchen auch in Zukunft konsequente Verkehrsüberwachungs- und Präventionsmaßnahmen. Die Polizei leistet täglich einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf Baden-Württembergs Straßen. So hat die Polizei im Halbjahresvergleich die Präventionsmaßnahmen in den Bereichen Sicherheitsgurt, Handynutzung, Geschwindigkeit, Abstand und Verkehrstüchtigkeit deutlich verstärkt“, hob Strobl hervor. Außerdem feiert die Verkehrssicherheitsaktion „GIB ACHT IM VERKEHR“ – eine bundesweit einmalige Initiative, die durch den Zusammenschluss starker Partner und die Bündelung von Fachwissen, Erfahrung und innovativen Ideen zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist – in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Zahlreiche Präventionskampagnen für alle Alters- und Risikogruppen wurden innerhalb dieser 25 Jahre auf den Weg gebracht, um die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren.
Fakten zur Unfalllage in Baden-Württemberg im ersten Halbjahr:
- Jede Minute ereignete sich durchschnittlich mehr als ein Verkehrsunfall;
- jede Stunde wurden durchschnittlich mehr als zehn Verkehrsteilnehmer bei einem Verkehrsunfall verletzt;
- jeden Tag verlor mehr als ein Mensch bei einem Verkehrsunfall sein Leben.