Minister Peter Hauk hat die Herbstpressekonferenz des Weinbauverbandes Baden in Vogtsburg-Bischoffingen besucht. Das Land unterstützt die Weinbaubranche dabei, sich durch die Erschließung neuer Märkte im In- und Ausland sowie die Entwicklung neuer Weinbauprodukte in einer umkämpften Marktsituation zu behaupten.
„Die Weinbranche steht vor herausfordernden Zeiten: sinkender Konsum, Anpassungen an den Klimawandel sowie weitere Ursachen führen dazu, dass die Marktsituation zunehmend umkämpfter wird. Unser gemeinsames Ziel mit den Weinbauverbänden ist es, die Branche am Markt zu stärken, damit sie sich im harten internationalen Wettbewerb behaupten kann. Dazu gehört auch eine strategische Ausrichtung an bestehenden sowie neuen Märkten mit der Entwicklung neuer Produkte. Eine Möglichkeit hierfür biete beispielsweise der Weinexport. Ebenso besitzen Weinbauprodukte mit niedrigen Alkoholgehalten oder keinem Alkohol ein großes Wachstumspotenzial. Es ist daher wichtig, dass auch verstärkt in diesen Segmenten Weinbauprodukte aus Baden-Württemberg angeboten werden. Weitere Entwicklungspotenziale bietet der Weintourismus. Hierüber können Absatzmärkte im Inland erschlossen werden. Unsere durch den Weinbau geprägte einzigartige Kulturlandschaft ist nicht nur ein Ort für die Herstellung von besonderen Weinen, sondern bietet Touristen und den Menschen vor Ort auch die Gelegenheit zur Erholung und zum Entspannen. Dies gilt insbesondere hier am wunderschönen Kaiserstuhl“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der Herbstpressekonferenz des Weinbauverbandes Baden in Vogtsburg-Bischoffingen.
Die Weinbautradition in den Dörfern am Kaiserstuhl erstreckt sich über Jahrhunderte. Im Jahr 1924 schlossen sich die damaligen Winzerfamilien in Bischoffingen zur Winzergenossenschaft zusammen. „Getreu dem Motto ‚Was der Einzelne nicht schafft, schaffen wir gemeinsam!‘ vereinten die Winzer damals ihre Kräfte in einer Genossenschaft. So entstand der Bischoffinger Winzerkeller mit der zentralen Annahmestelle für die Trauben und deren gemeinsamer Verarbeitung und Vermarktung. Vom Keller bis ins Glas erhalten die Bischoffinger Kunden Weine direkt vom Erzeuger – authentisch, rein und regional. Die Geschichte lehrt uns also, dass der Weinbau bereits damals vor der Herausforderung stand, sich in umkämpften Märkten zu behaupten. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Weinbau mit unseren neuen Ideen auch in die nächsten 100 Jahre führen können“, so Minister Hauk.
Land fördert Versicherungsprämien
Das Jahr 2024 sei ebenso wie die vergangenen Jahre durch extreme Witterungsschwankungen geprägt gewesen. Neben den Frostnächten im Frühjahr bleibe auch die teilweise schweren Unwetter mit Hochwasserereignissen für dieses Jahr in Erinnerung. „Die Ertrags- und Einkommensrisiken für unsere Landwirte und Winzer waren daher in diesem Jahr erneut spürbar. Gerade die extremen Witterungsschwankungen machen es unerlässlich, dass die Betriebe mit einem betrieblichen Risikomanagement vorsorgen, um sich abzusichern. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Betriebe dabei, ihre Eigenverantwortung wahrzunehmen und die Herausforderungen aktiv anzugehen. Zur präventiven betrieblichen Risikovorsorge gegen die Folgen des Klimawandels fördern wir Versicherungsprämien zur Deckung witterungsbedingter Risiken im Obst- und Weinbau. Damit unterstützen wir die Betriebe bei Ertragsversicherungen gegen die Risiken Starkfrost, Sturm und Starkregen finanziell“, erläuterte Minister Hauk.
Hinzu kommt, dass die landwirtschaftlichen Betriebe im Land aufgrund ihres hohen Anteils an Sonderkulturen, ihrer Kleinstrukturiertheit sowie ihrer betrieblichen und technischen Ausstattung überproportional von den Entscheidungen auf Ebene der Europäischen Union (EU) und Bundesebene betroffen seien. Nach den Jahren 2016 und 2021 zeigte das Jahr 2024 erneut, wie wichtig eine Zulassung von Kaliumphosphonat für den ökologischen Weinbau wäre.
Die zahlreichen Niederschläge während der Vegetationsperiode im Jahr 2024 sorgten für ein gutes Rebenwachstum und konnten die Wasserdefizite aus den Vorjahren abmildern. Gleichzeitig haben die zahlreichen Niederschläge in Verbindung mit hohen Temperaturen jedoch auch die schnelle Ausbreitung von Pilzkrankheiten begünstigt. In ganz Baden-Württemberg wurde Befall mit dem „Falschem Mehltau“ gemeldet. „Das Ausmaß der Schädigungen in den Rebanlagen ist regional wieder sehr unterschiedlich und wird teilweise zu Ertragseinbußen führen. Deshalb setze ich mich weiterhin auf verschiedenen Ebenen für eine Zulassung des Wirkstoffs für den ökologischen Weinbau ein. Aber auch im Hinblick auf das Ziel des Biodiversitätsstärkungsgesetzes, den ökologischen Landbau im Land auszudehnen, wäre diese Zulassung sinnvoll. Landwirtschaftliche Betriebe müssen auch während und nach der Umstellung unterstützt werden. Existenzen dürfen nicht wegen fehlender Behandlungsmittel aufs Spiel gesetzt werden“, betonte Minister Hauk.
Trotz höchstem Einsatz auf politischer wie auch auf fachlicher Ebene ist es bisher nicht gelungen, die Europäische Kommission dafür zu gewinnen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Kaliumphosphonat im Ökoweinbau wieder nutzbar ist. Dieser Wirkstoff ist hochwirksam gegen den Falschen Rebenmehltau und war bis 2013 auch im Ökoweinbau zugelassen. Trotz intensiver Forschungsarbeit ist es bisher nicht gelungen, praxistaugliche Alternativen zu Kupfer und Kaliumphosphonat für den Ökoweinbau zur Verfügung zu stellen. Zwischenzeitlich fordert auch die Vereinigung der europäischen Weinbauregionen (AREV) die Erlaubnis, Kaliumphosphonat wieder im Ökoweinbau zuzulassen.
Darüber hinaus sind auch pilzwiderstandsfähige Rebsorten ein wichtiger Ansatzpunkt, um mit dem Pilzdruck gerade in nassen Jahren besser zurechtzukommen. Sie bieten den Vorteil, mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln auskommen. Daher haben diese Sorten ein großes Potenzial bei der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Allerdings müssen einige dieser Rebsorten am Markt erst etabliert werden.
Seit 2024 ist „Wein“ ein eigenständiges Schwerpunktthema innerhalb der Tourismus Marke „Wir sind Süden“ und wird durch strategische Konzepte und Qualitätskriterien für weintouristische Produkte unterstützt. Das landesweite Weintourismuskonzept wurde mit zahlreichen Akteuren im Land entwickelt und setzt nun auf Qualität, Vernetzung sowie Wissenstransfer, um den Weinsüden als attraktive weintouristische Dachmarke weiter zu stärken. Im Rahmen eines Projekts sollen die Ziele des landesweiten Weintourismuskonzeptes in zwei Musterregionen für Baden-Württemberg weiterverfolgt und Weintourismus als zweites Standbein für Weinbaubetriebe gefördert werden.