Die Landesregierung probt für den Ernstfall: Im Rahmen einer dreitägigen Tierseuchenübung wurde der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in der Ortenau simuliert. Mehrere Ministerien, Regierungspräsidien, Landratsämter sowie der Katastrophenschutz waren daran beteiligt. Landwirtschaftsminister Peter Hauk zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden, das Land sei gut gewappnet.
Im Rahmen einer dreitätigen Tierseuchenübung wurde der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Baden-Württemberg simuliert. „Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland wäre für die Schweinhalter eine Katastrophe. Deshalb müssen wir auf den Ernstfall vorbereitet sein. Die Übung hat gezeigt, welche Herausforderungen ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im Land darstellen würde", sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, in Warthausen (Landkreis Biberach).
Wichtig sei eine enge Zusammenarbeit der Verwaltungsebenen, der Kreise, Kommunen aber auch der Landwirtschaft und der Jägerschaft. Oberstes Ziel müsse es sein, den Ernstfall so lange wie möglich hinauszuzögern. Sollte er eintreffen, müsse das Land gewappnet sein. „Das Ergebnis der Übung stimmt mich in dieser Hinsicht optimistisch. Wir sind sehr gut vorbereitet“, so der Landwirtschaftsminister. Hauk bedankte sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihren großartigen Einsatz bei der Vorbereitung und Durchführung der Übung.
Gefahrenabwehr auf drei Säulen
„Die Maßnahmen der Landesregierung gegen die für Menschen ungefährliche Afrikanische Schweinepest stützen sich im Wesentlichen auf drei Säulen. An erster Stelle steht die Verhinderung der Einschleppung dieser sogenannten ‚Wurstbrotseuche‘ durch menschliches Fehlverhalten nach Deutschland, indem Lebensmittel von infizierten Schweinen aus den Ausbruchsregionen mitgebracht und illegal entsorgt werden.
Daneben hat Baden-Württemberg das ASP-Monitoring zur Früherkennung eines Seuchenausbruchs insbesondere bei Wildschweinen im Land deutlich ausgeweitet. Zudem bereitet sich die Landesregierung in enger Abstimmung mit den Verbänden, der Landwirtschaft und Wirtschaft auf einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest vor, wozu diese Übung maßgeblich beiträgt“, so der Minister.
Mehrere Ministerien beteiligten sich an Übung
Im Rahmen einer dreitägigen Tierseuchenübung wurde der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Baden-Württemberg simuliert. Es tagte der Interministerielle Verwaltungsstab mit Beteiligung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration, des Verkehrsministeriums und des Umweltministeriums.
„Damit trägt diese Übung neben der Interministeriellen Arbeitsgruppe, die sich regelmäßig mit Ministeriumsübergreifenden Themen zur Afrikanischen Schweinepest befasst, zu einer noch engeren Zusammenarbeit der berührten Ministerien bei einem ASP-Ausbruch im Land bei“, so der Minister. Im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie im Innenministerium wurden zudem der Verwaltungsstab einberufen. An der Übung nahmen auch Beobachter aus Rheinland-Pfalz, der Schweiz und aus Österreich teil.
Fiktiver Ausbruch der afrikanischen Schweinepest in der Ortenau
Gegenstand der Tierseuchenübung war der fiktive Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen in den Landkreisen Biberach und Ortenau.
„Die Übung hat für die weiteren Vorbereitungen auf einen ASP-Ausbruch im Land viele Erkenntnisse gebracht. Diese werden nun ausgewertet und bei der weiteren Umsetzung des Maßnahmenplans Baden-Württemberg zur Vorbeugung der Einschleppung und Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest, der am 6. Februar 2018 vom Ministerrat von Baden-Württemberg beschlossen wurde, berücksichtigt werden“, erklärte Hauk.
Der Aufwand für die Übung, so der Biberacher Landrat Dr. Heiko Schmid, habe sich gelohnt. „Die Schweinehaltung in unserem Landkreis findet nahezu ausschließlich in den bäuerlichen Familienbetrieben statt. Die Auswirkungen eines vermeidlichen Ausbruchs wären immens. Das hat auch die Übung gezeigt.“ Die Abstimmung zwischen dem Ministerium, dem Regierungspräsidium und dem Landratsamt mit seinen Fachämtern habe hervorragend geklappt. „Es war auch gut, den Zweckverband ZTNSüd, dessen Vorsitzender ich bin, mit einzubinden. In ihm sind 23 Landkreis und die Stadtkreise Freiburg und Ulm zusammengeschlossen, um die Tierkörperbeseitigung zu organisieren“, so Dr. Heiko Schmid.
Der Mensch ist das größte Risiko für die Einschleppung der Seuche
Die Übung habe zudem gezeigt, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen den berührten Verwaltungen sowie mit den Verbänden, der Jägerschaft, der Landwirtschaft und den Wirtschaftsbeteiligten bei der Afrikanischen Schweinepest sei. „Daneben muss jede Bürgerin und jeder Bürger dazu beitragen, dass diese Tierseuche, die mit infizierten Lebensmitteln von Schweinen aus den Ausbruchsregionen nach Deutschland verschleppt werden kann, wie beispielsweise mit Wurst oder Schinken, die unachtsam in der Natur weggeworfen und von Wildschweinen gefressen werden, nicht in Deutschland auftritt“, sagte Peter Hauk.
Der Minister lobte auch die Arbeit der Regierungspräsidien und Ämter vor Ort. „Egal ob Veterinär-, Landwirtschafts-, Forst- und Jagdverwaltung, Ordnungsämter oder Katastrophenschutz, alle Behördenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind sich der Gefährdung der heimischen Haus- und Wildschweine durch die Afrikanische Schweinepest bewusst und haben sich mit großem Engagement bei der Übung eingebracht“, so der Minister.
Derzeit kein wirksamer Impfstoff gegen die Tierseuche
Die für Menschen nicht ansteckende und ungefährliche Tierseuche stellt eine große Bedrohung für die heimische Wild- und Hausschweinepopulation dar. Schweine, die sich mit dem ASP-Virus infiziert haben, erkranken schwer und verenden in der Regel sehr schnell. Derzeit gibt es gegen diese Tierseuche keinen wirksamen Impfstoff. Ein Seuchenausbruch in Deutschland würde für alle schweinehaltenden Betriebe sowie die berührten Wirtschaftsbeteiligten zu großen wirtschaftlichen Schäden durch Tierverluste sowie aufgrund der Restriktionsmaßnahmen und internationalen Handelsbeschränkungen zu erheblichen zusätzlichen Kosten beim Verbringen von lebenden Schweinen und Schweineprodukten aus den Restriktionsgebieten führen. Zudem hätte ein ASP-Ausbruch bei Wildschweinen erhebliche Auswirkungen auf die Jagd und die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen und Waldflächen im sogenannten Kerngebiet mit einem Radius von etwa drei Kilometer um den Fund-/Abschussort von infizierten Wildschweinen.
Die Afrikanische Schweinpest ist in Europa weiter auf dem Vormarsch und bedroht die heimischen Haus- und Wildschweinebestände. Im Baltikum und in Polen tritt sie seit 2014 auf. In Rumänien gibt es nach wie vor ein großes Seuchengeschehen bei Hausschweinen. Seit September 2018 wurden bei Wildschweinen in Südbelgien, etwa 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, zahlreiche Ausbrüche festgestellt. Das Risiko des Seucheneintrags, insbesondere über menschliches Fehlverhalten, aber auch über Wildschweine ausgehend von Belgien ist daher hoch.
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Die Afrikanische Schweinepest