Brot und Backwaren sind zu wertvoll zum Wegwerfen. Darauf wies Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch zum Start einer neuen Kampagne für die Vermeidung von Lebensmittelverlusten hin. Eine Aktionswoche soll die Verbraucher sensibilisieren.
„Pro Jahr landen 1,7 Millionen Tonnen Backwaren im Müll, was etwa einem Drittel der produzierten Backwaren entspricht. Damit liegen Brot und Brötchen hinter Obst und Gemüse auf Platz zwei der am häufigsten weggeworfenen Lebensmittel. Das können und wollen wir nicht hinnehmen“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch anlässlich der Aktionswoche zum Start der neuen Kampagne des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz „Lebensmittelretter – neue Helden braucht das Land“, die vom 7. bis 13. Oktober stattfindet.
Allein für die Backwarenverluste werden laut einer Studie des WWF etwa 400.000 Hektar Ackerland beansprucht. Die Hälfte der Abfälle entsteht in Privathaushalten, 36 Prozent sind Retouren aus Bäckereien und 13 Prozent der Verluste des Handels. „Wir brauchen jetzt ein Umdenken sowohl bei den Verbrauchern als auch den Bäckereien. Das fängt bei unseren Erwartungen an Frische und Vielfalt bis zum Ladenschluss an und hört bei Optimierungen der Logistik und Produktion im Bäckereigewerbe nicht auf. Eine Chance bietet hier die Digitalisierung. Ein aktuelles Projekt der Uni Stuttgart bestätigte jetzt das Potential von IT-Lösungen zur Absatzprognose. So können Betriebe hohe Retourquoten senken, indem Produktion und Nachfrage besser aufeinander abgestimmt werden. Wir wollen dazu beitragen, dass solche Konzepte bekannter werden und mehr in die Fläche kommen“, betonte Gurr-Hirsch.
Tipps und Tricks bei der Haltbarkeit von Brotprodukten
Auch Verbraucher können eine Menge tun. Beim Brot gilt: Je dunkler das Brot ist, desto länger die Haltbarkeit. Vollkornbrot hält sich acht bis 12 Tage. Helle Brote mit einem hohen Weizenmehlanteil halten sich nur kurz. Je größer der Anteil an Roggen, Schrot oder Sauerteig ist, desto länger hält sich Brot bei richtiger Lagerung. Brot hält sich am besten bei Zimmertemperatur in Tontöpfen oder belüfteten Plastikbehältern. Die Feuchtigkeitsverhältnisse in dem Behälter sind ausschlaggebend. Während in Plastiktüten die Feuchtigkeit nicht entweichen kann und das Brot leichter schimmelt, trocknet es in Papiertüten aus. Wichtig ist die regelmäßige Reinigung der Brotkästen oder -töpfe mit Essig. Ein aktueller Trend zur Aufbewahrung von Brot ist das Einwickeln in Wachstücher. Häufig auch selbst gemacht ersetzen Wachstücher insbesondere für unterwegs Folie und Plastikverpackung.
Ein überdurchschnittlich häufig genannter Wegwerfgrund ist zu viel gekauftes Brot. Gerade Backwaren eignen sich sehr gut zum Einfrieren und halten dann je nach Zusammensetzung ein bis drei Monate. „Es gibt zwar keine genauen Studien hierzu, aber aus der Erfahrung von den etwa 1.000 Elternveranstaltungen unserer Landesinitiative ‚BeKi – Bewusste Kinderernährung‘, die jährlich stattfinden, wissen wir, dass nicht gegessene Pausenbrote in Kita und Schule in Familien ein weiterer Grund für die Verluste beim Brot sind“, so die Staatssekretärin. „Für Eltern bedeutet das regelmäßige Rucksackkontrolle am Abend und Gespräche mit ihren Kindern, wie viel Brot sie mitnehmen wollen. Abwechslungsreiche Beläge tragen auch dazu bei, dass die Brote nicht mehr zurückkommen“, sagte Gurr-Hirsch.
Die neue Kampagne soll Lebensmittelretter ansprechen
Lebensmittelretter kann jeder sein. Wie das im Alltag aussehen kann, davon kann man sich vom 7. bis 13. Oktober 2019 ganz einfach ein Bild machen. Im Zuge der Kampagne haben sich das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, der Handelsverband, der Einzelhandel und die Duale Hochschule Heilbronn zusammengetan und eine landesweite Aktionswoche zur Lebensmittelwertschätzung ins Leben gerufen.
Die Einzelhandelsketten EDEKA, Kaufland, Lidl, Penny und REWE engagieren sich in dieser Woche mit Aktionen in den Märkten sowie weiteren Informationsangeboten. Ein gemeinsamer Internetauftritt aller Aktionspartner informiert über vielfältige Aspekte der Lebensmittelwertschätzung.