Der Landesbeauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler, Innenminister Thomas Strobl, hat seinen Jahresbericht 2017 vorgestellt. Auch hier hat das Reformationsjahr eine bedeutende Rolle gespielt.
„Die Pflege und der Erhalt des Kulturguts der Deutschen im östlichen Europa ist und bleibt ein Herzensanliegen der Landesregierung. Die Aktivitäten im vergangenen Jahr 2017 zeigen unsere Wertschätzung für die Heimatvertriebenen, deutschen Flüchtlinge und Spätaussiedler. Deren kulturellem Erbe fühlen wir uns verpflichtet und werden es auch in Zukunft weiter pflegen“, sagte der stellevertretende Ministerpräsident und Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration Thomas Strobl in seiner Funktion als Landesbeauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler bei der Vorstellung des Jahresberichts 2017 in Stuttgart.
„2017 war das Jahr des 500. Reformationsjubiläums. Dieses Jubiläum bot Gelegenheit, in vielen Veranstaltungen und Ausstellungen Facetten des Themas zu beleuchten, die ansonsten drohen, vergessen zu werden. Ich erinnere hier beispielsweise an die Ausstellung des Hauses der Heimat in Stuttgart mit dem Titel ‚Flucht vor der Reformation‘, die seit Juli bis Anfang des Jahres 2018 auch im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm zu sehen ist“, stellte der Minister fest. In der Ausstellung werden beispielhaft an drei religiösen Gruppen vielfältige Wanderungsbewegungen zwischen Baden-Württemberg und verschiedenen Regionen des östlichen Europas nachgezeichnet, in denen reformatorischer Geist wirksam wurde.
Neben den Schwenkfeldern und den Täufern wird in der Ausstellung insbesondere der Weg derjenigen pietistischen Gruppierung verfolgt, die vor genau 200 Jahren in den Südkaukasus ausgewandert sind. Gegenüber den deutschen Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern bekannte Strobl: „Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie vielseitig und fruchtbar die Verbindungen zwischen hier und dort, zwischen Baden-Württemberg und ihren Herkunftsgebieten im östlichen Europa in der Geschichte waren – und es bewegt mich, wenn ich erfahre, wie engagiert sie in der Gegenwart wieder neue Verbindungen geknüpft werden.“
Verabschideung des BdV BW-Vorsitzenden Arnold Tölg
„Am 6. Mai 2017 verabschiedeten wir beim Bund der Vertriebenen Baden-Württemberg (BdV BW) den langjährigen Vorsitzenden, den zum Ehrenvorsitzenden gewählten Arnold Tölg. Wir haben ihn als eine ausgleichende Persönlichkeit kennengelernt, die auf eine harmonische Atmosphäre achtet, aber – wenn es nötig ist – auch Widerspruch in der Öffentlichkeit erhebt. Ich bin ihm für das gute Miteinander von Herzen dankbar. Mit der neuen Landesvorsitzenden, Iris Ripsam, bricht für den BdV-Landesverband eine neue Zeit an: Erstmals steht dem Landesverband eine Frau vor und erstmals eine Person, die das Vertreibungsschicksal nicht mehr selbst erleiden musste. Ich freue mich darauf, die bisherige gute Zusammenarbeit mit Iris Ripsam fortführen zu können“, so der Landesbeauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler Thomas Strobl.
Am 17. September wurde der Tag der Heimat in der Liederhalle in Stuttgart begangen und dabei besonders an das 65-jährige Bestehen des BdV-Landesverbands in Baden-Württemberg erinnert. Die besonderen Verdienste des Bundes der Vertriebenen kamen in dem diesjährigen Motto für den Tag der Heimat gut zum Ausdruck: „Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung.“
Ausgezeichnete Kulturpflege
Ein weiterer Höhepunkt des Jahres 2017 war die Verleihung des Donauschwäbischen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg am 29. November 2017 im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen. Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an Ilse Hehn. Sie trägt in mustergültiger Weise zur Vermittlung donauschwäbischer Kultur und deren Einbettung in die deutsche und europäische Gegenwartskultur bei.
Herbert Werner Mühlroth erhielt den mit 2.500 Euro dotierten Förderpreis für sein vielschichtig-tiefgründiges und umfangreiches Wirken, Helmut Erwert die mit 2.500 Euro dotierte Ehrengabe als einer der angesehensten donauschwäbischen Historiker und engagiertesten donauschwäbischen Persönlichkeiten aus dem ehemaligen Jugoslawien. Minister Thomas Strobl stellte dazu bei der Verleihung in Sindelfingen fest: „Die Donauschwäbische Kultur macht Erfahrungen zugänglich, die ansonsten verborgen blieben oder in Vergessenheit gerieten – etwa Erfahrungen von Flucht und Vertreibung, Entbehrungen oder den mühevollen Aufbau eines neuen Lebens fern der vertrauten Heimat. Die donauschwäbische Kultur bereichert die deutsche Kultur damit um einen besonderen Ton.“
Ausblick auf 2018
„Auch im Jahr 2018 gehen wir die Herausforderung an, das Erbe der Deutschen im östlichen Europa bei den Jüngeren im Bewusstsein zu erhalten, die keine persönlichen oder in der Familie tradierten Erinnerungen an die Herkunftsgebiete haben: Am 20. Juni 2018 werden wir zum 4. Mal den 2015 eingerichteten Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung begehen. An diesem Gedenktag wird das Innenministerium zu einer Feier mit Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Bad Cannstatt einladen“, so der Minister.
Auch 2018 wird im September eine neue Runde des Schülerwettbewerbs „Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten“ starten. Er soll im Schuljahr 2018/2019 unter dem Thema „Weggehen – Ankommen – Zurückkehren. Baden-Württemberg und das östliche Europa“ stehen. In dem Wettbewerb setzen sich die Schülerinnen und Schüler unter einem jährlich wechselnden Aspekt mit dem Thema Flucht und Vertreibung und mit der Geschichte und der Kultur der Regionen im östlichen Europa auseinander, aus denen die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden. „So lernen junge Menschen die jüngere Geschichte und die besonderen kulturellen Beziehungen der Deutschen in das östliche Europa kennen und verstehen. Gefördert wird damit ein von Offenheit und Respekt getragenes Miteinander“, sagte der Minister.
Im Herbst 2018 wird der „Russlanddeutsche Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg“ vergeben. Er wird in jährlichem Wechsel mit dem Donauschwäbischen Kulturpreis ausgelobt. „Mit diesem Preis werden die kulturellen Leistungen der Russlanddeutschen gewürdigt, die von einem besonderes harten Schicksal, aber auch von einer besonderen Treue zur deutschen Sprache und Kultur geprägt sind“, sagte Minister Thomas Strobl.