Der gesundheitliche Verbraucherschutz hat in Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert. Der Jahresbericht 2023 vereint erstmals den Überwachungsbericht von Lebens- und Futtermittel sowie des Trinkwassers mit dem Bericht zum Ökomonitoring.
„Erstmals vereinen wir den Überwachungsbericht von Lebens- und Futtermittel sowie des Trinkwassers mit unserem Bericht zum Ökomonitoring. Damit entsteht ein einheitliches Werk für den gesundheitlichen Verbraucherschutz in Baden-Württemberg. Bei der Überwachung von Lebensmitteln, Trinkwasser, Futtermitteln und Verbraucherprodukten wie Kosmetika oder Bedarfsgegenständen ist auch 2023 wieder hervorragende Arbeit geleistet worden. Mit viel Engagement und Tatkraft arbeiten unsere Expertinnen und Experten an ihren vielfältigen Aufgaben. Die Verbraucherinnen und Verbraucher im Land können sich darauf verlassen, dass die Kontrollen im Land gut funktioniert. Ich bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der amtlichen Lebensmittel-, Trinkwasser- und Futtermittelüberwachung des Landes, die ihre verantwortungsvolle Aufgabe mit hohem persönlichen Einsatz erfüllen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts 2023 (PDF).
Fast 108.000 Kontrollbesuche und 48.000 Proben
Rund 68.000 Lebensmittelbetriebe wurden mit knapp 108.000 Kontrollbesuchen kontrolliert; in rund 14 Prozent dieser kontrollierten Betriebe waren Verstöße festzustellen. Von den nahezu 48.000 untersuchten Proben (Lebensmittel, kosmetische Mittel, Bedarfsgegenstände und Tabakerzeugnisse) wurden etwa 16 Prozent beanstandet, aber nur 0,3 Prozent als gesundheitsschädlich beurteilt. Die Futtermittelkontrolle überprüfte rund 1.300 Betriebe und erhob über 800 Proben, von denen etwa elf Prozent nicht den Vorschriften entsprachen.
Knapp 7.800 Trinkwasserproben wurden untersucht. „Insgesamt bestätigen die Ergebnisse der intensiven Trinkwasseruntersuchungen die sehr gute Qualität des von den Wasserversorgern in Baden-Württemberg bereitgestellten Wassers“, unterstrich Minister Hauk
„Hot-Chip-Challenge“ ein gefährlicher Trend
Ein negatives Highlight des vergangenen Jahres war die „Hot-Chip-Challenge“. Dabei wird ein einzelner, extrem scharfer Tortilla-Chip aus Mais gegessen. Die Personen sollten sich dabei filmen und dies anschließend in Social-Media-Kanälen veröffentlichen. Die „Hot Chips“ sind mit der schärfsten Chili-Sorte der Welt gewürzt. Der übermäßige Verzehr von in Chilis enthaltenem Capsaicin kann zu ernsthaften und gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Bluthochdruck führen. Besonders Kindern kann der extrem scharfe Chip gesundheitlich schaden. „Die Lebensmittelüberwachungsbehörden haben in Zusammenarbeit mit den Untersuchungsämtern im Land diese Produkte genauer untersucht und als nicht sicher beurteilt. Die betroffene Ware wurde am Verkaufsort aus dem Verkehr genommen und die für die Vorlieferanten in Deutschland zuständigen Behörden informiert, damit dort weitere Maßnahmen ergriffen werden konnten. In ganz Deutschland kam es daraufhin zu Rückrufen und zu Verkaufsverboten. Die Hot-Chip-Challenge ist eine gefährliche Mutprobe, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen gesundheitliche Probleme zur Folge haben kann. Die Rückrufe und Verkaufsverbote waren daher auch rückblickend eine absolut richtige Entscheidung im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Die baden-württembergischen Lebensmittelüberwachungsbehörden haben hier einmal mehr eine Vorreiterrolle eingenommen“, betonte Hauk.
Keramikwaren – wie viel Blei steckt drin?
Auf Weihnachts- und Krämermärkten gibt es eine Vielfalt bunt bedruckter Tassen, Teller, Schüsseln und vieles mehr aus Keramik. Individuelle Keramik von kleinen Manufakturen ist im Trend. In der Glasur der Keramikwaren können jedoch Verbindungen aus Blei und Cadmium enthalten sein. Beim Kontakt mit Lebensmitteln können sich diese Schwermetalle aus der Glasur herauslösen und nach Aufnahme die Gesundheit beeinträchtigen, weshalb Keramikwaren regelmäßig untersucht werden. Zwar erfüllten alle der 50 untersuchten Proben in den Jahren 2022 und 2023 die rechtlichen Vorgaben der Bedarfsgegenständeverordnung. Jedoch wurden die Grenzwerte bereits 1984 festgelegt und entsprechen nicht mehr den neuesten toxikologischen Einstufungen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt im Rahmen einer Stellungnahme für die Elemente Cadmium, Blei und Kobalt niedrigere Freisetzungsmengen. 14 Proben überschritten diese maximal duldbaren Freisetzungsmengen des BfR. In diesen Fällen sind die Hersteller aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Blei- und Cadmiumlässigkeit auf ein möglichst niedriges Niveau zu senken. Zudem zeigt das Ergebnis dringenden Handlungsbedarf für den Gesetzgeber, die veralteten Grenzwerte an die aktuellen toxikologischen Bewertungen anzupassen.
Tätowiermittel – sind sie sicher?
Mehr als ein Drittel der Deutschen sind mindestens einmal tätowieren. Umso wichtiger ist es, dass Tätowierungen für die Verbraucherinnen und Verbraucher so sicher wie möglich sind. Aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen, die seit Januar 2022 EU-weit gelten, wurden Tätowiermittel im Rahmen eines Sonderprojektes untersucht.
Leider mit negativer Bilanz: 17 (63 Prozent) der 27 untersuchten Tätowierfarben wiesen stoffliche Mängel auf, wobei die meisten Farben mehrere Grenzwerte gleichzeitig überschritten. Daher werden auch weiterhin Tätowierfarben gezielt beprobt und untersucht.
Ökomonitoring
„Bereits seit 2002 führen wir in Baden-Württemberg ein bis heute EU- und bundesweit einzigartiges Untersuchungsprogramm für Lebensmittel aus ökologischem Landbau durch, um das Verbrauchervertrauen in Bio-Produkte zu stärken. Anlass für das Programm ist unser Ziel, den Ausbau des ökologischen Landbaus zu unterstützen. Dafür ist die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Produkten und das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in Bio-Produkte ein wichtiger Baustein“, betonte Minister Hauk.
Auch die Untersuchungen in 2023 haben den positiven Trend der vergangenen Jahre bestätigt. Lediglich in Einzelfällen waren weitere Recherchen und Maßnahmen erforderlich. Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württembergs (CVUAs) untersuchten 2023 rund 560 Öko-Produkte, wobei das Untersuchungsspektrum von Pestizidrückständen über gentechnisch veränderte Organismen, mikrobiologische Untersuchungen bis hin zur Prüfung auf Authentizität bei Bio-Eiern und Bio-Milch beziehungsweise Bio-Milchprodukten reichte.
Die EU-Öko-Verordnung erlaubt keinen Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Das CVUA Stuttgart untersucht daher, ob solche Rückstände in Öko-Erzeugnissen nachweisbar sind. Nur in sehr wenigen Ausnahmefällen ergibt sich ein Verdacht auf unzulässigen Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bei der Produktion von Öko-Erzeugnissen. Die Beanstandungsquote liegt seit Jahren auf konstant sehr niedrigem Niveau. Keine Auffälligkeiten ergab die Prüfung der Echtheit von Bio-Eiern und Bio-Mich bezeihungsweise Bio-Milchprodukten. Auch die Untersuchungen auf gentechnische Veränderungen ergab lediglich in einer von insgesamt 98 untersuchten Bio-Soja-Erzeugnissen GVO-Verunreinigungen im Spurenbereich (unter 0,1 Prozent), während Bio-Mais-Erzeugnisse und Bio-Honige negativ getestet werden. „Das Vertrauen in Bio-Produkte konnte auch in diesem Jahr voll bestätigt werden: Öko-Lebensmittel verdienen das Verbrauchervertrauen zu Recht“, bilanzierte Minister Hauk.
Seit dem Inkrafttreten der ersten EG-Öko-Verordnung im Jahr 1992 nahm die Anzahl der landwirtschaftlichen Öko-Betriebe in Baden-Württemberg tendenziell immer mehr zu. Die landwirtschaftlichen Öko-Betriebe im Land leisten - auch durch ihre Vielfalt - einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bürgerinnen und Bürger. Der Information der Verbraucherinnen und Verbraucher über regionale und saisonale ‚Bio-Produkte‘ kommt hierbei eine zentrale Rolle zu, dies unterstreicht auch unsere Regionalkampagne „Natürlich. VON DAHEIM“.
Verbraucherportal Baden-Württemberg: Berichte zum Ökomonitoring
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Landwirtschaft: Landwirtschaft