Biogasanlagen können nicht nur Wärme und Strom produzieren. In einem Pilotprojekt des Energieparks Hahnennest werden Pflanzenfasern zu Papier für biobasierte Verpackungen verarbeitet. Landwirtschaftsminister Peter Hauk zeigte sich bei seinem Besuch beeindruckt von dem Innovationspotenzial.
„Nicht nur in Zeiten von Corona wird deutlich, welche Bedeutung unsere Landwirte für die Gesellschaft haben. Unsere Bauern versorgen uns mit hochwertigen regionalen Lebensmitteln, pflegen unsere einmaligen Kulturlandschaften und tragen durch die Bereitstellung von erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffen ihren Teil zur Energie- und Rohstoffwende bei. Wenn die Energiewende gelingen soll, können wir auf unsere Bäuerinnen und Bauern nicht verzichten“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, bei seinem Besuch in Ostrach- Hahnennest (Landkreis Sigmaringen).
Hauk besuchte den Energiepark Hahnennest und informierte sich über den Anbau der Blühpflanze „Durchwachsene Silphie“ und einen neuartigen Konversionsprozess. Mit einer innovativen Dampfaufschlussanlage werden die faserreichen Stängel der „Durchwachsene Silphie“ vor der Vergärung in der Biogasanlage aufgeschlossen und die Pflanzenfasern für die Herstellung von Papierverpackungen aufbereitet.
Pflanzenfasern zur Herstellung von Papierverpackungen
„Geeignete Biogasanlagen können zu Biomassekonversionsanlagen erweitert werden, die beispielsweise Pflanzenfasern für Verpackungsanwendungen bereitstellen können. Hier im Energiepark Hahnennest wurde ein innovatives Pilotvorhaben in beispielhafter Form umgesetzt“, stellte Minister Hauk nach der Besichtigung fest.
Das Ministerium fördert die wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojektes durch die Universität Hohenheim mit rund 60.000 Euro. In einer ersten Phase (18 Monate) sollen von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie Hohenheim die Prozessparameter entlang der Biogasproduktionskette erfasst werden, um die spezifischen Kosten der einzelnen Produkte (Faser, Biogas, Methan, Nährstoffprodukte et cetera) kalkulieren zu können.
Wertschöpfungskette vom Feld bis ins Regal
Seit 2010 haben sich im Energiepark Hahnennest vier landwirtschaftliche Familienbetriebe zusammengeschlossen und betreiben gemeinsam eine Biogasanlage. Dabei wird hauptsächlich die „Durchwachsene Silphie“ für die Vergärung eingesetzt. Die Betreiberfamilien optimieren seit Jahren den Anbau der „Durchwachsenen Silphie“ und sind bundesweit die Innovationstreiber für die Kultivierung dieser Dauerkultur. Als Blühpflanze bietet die „Durchwachsene Silphie“ Nahrung für Bienen und Insekten und schützt so unter anderem die Biodiversität.
Biogasanlagen können mehr als Wärme und Strom produzieren. Dies beweist das neueste Projekt im Energiepark Hahnennest: Gemeinsam mit dem Unternehmen GreenCycle wurde in Ostrach eine Dampfaufschlussanlage in Betrieb genommen, die es ermöglicht die in der Durchwachsenen Silphie enthaltenen Naturfasern vor der Vergärung zu extrahieren. Die Naturfasern aus der Region werden dann in Lenningen am Standort der ehemaligen Papierfabrik Scheufelen zu Papier für biobasierte Verpackungen weiterverarbeitet. Dies ermöglicht es den gesamten Prozess noch effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten. „Wir sehen hier im Energiepark Hahnennest, welches Innovationspotenzial hinter regionalen Wertschöpfungsketten vom Feld bis in Regal steckt“, zeigte sich Minister Hauk nach seinem Besuch beeindruckt.
Dampfaufschlussanlage im Energiepark Hahnennest
Die neuartige Dampfaufschlussanlage des Energiepark Hahnennest in Ostrach im Landkreis Sigmaringen wurde 2020 in Betreib genommen. Es wurden zwei „Zwillinge“ mit jeweils 20.000 Tonnen Jahreskapazität installiert, um die Prozesse im laufenden Betrieb weiter optimieren zu können. Das Pilotvorhaben wurde rein industriegetrieben geplant und umgesetzt. Neben dem Energiepark Hahnennest sind die Unternehmen GreenCycle und SilphiePaper an dem Projekt beteiligt. Hauptfinanzier ist GreenCycle ein Unternehmen der Lidl-Schwarz-Gruppe.