Schule

Förderbedarf in Deutsch und Mathematik in Sekundarstufe I

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Ein Schüler schreibt im Unterricht einen Text in sein Heft (Bild: © dpa).

Die Ergebnisse von Vergleichsarbeiten in der 8. Jahrgangsstufe zeigen erneut einen hohen Förderbedarf für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler in den Fächern Deutsch und Mathematik auf. Ab dem kommenden Schuljahr startet das Kultusministerium einen Modellversuch zu den Programmen „Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“.

In der vergangenen Woche haben die Werkreal-/Hauptschulen, Realschulen, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien im Land ihre Ergebnisse von VERA 8 (Vergleichsarbeiten in der 8. Jahrgangsstufe) erhalten. Die zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten liegt in der Unterrichts- und Schulentwicklung jeder einzelnen Schule. Die Ergebnisse enthalten Rückmeldungen für jede Schülerin und jeden Schüler und sollen die Lehrkräfte bei der gezielten Förderung unterstützen. „Die Befunde zeigen erneut einen hohen Förderbedarf für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler in den Fächern Deutsch und Mathematik auf“, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann.

Handlungsbedarf in den nichtgymnasialen Schularten

Auffällig sind die Ergebnisse insbesondere an den Haupt- und Werkrealschulen sowie Gemeinschaftsschulen: So erreichen 43 Prozent der Schüler an den Haupt- und Werkrealschulen nicht den Mindeststandard im Kompetenzbereich Lesen, bei den Gemeinschaftsschulen sind es 22 Prozent, bei den Realschulen neun Prozent. In Mathematik liegen 45 Prozent der Haupt- und Werkrealschüler unter dem Mindeststandard, 26 Prozent der Schüler an Gemeinschaftsschulen erreichen ebenfalls nicht den Mindeststandard sowie neun Prozent der Realschüler. Die Ergebnisse der Gymnasien hingegen sind auf einem stabilen hohen Niveau.

„Die aktuellen Ergebnisse von VERA 8 unterstreichen einmal mehr den akuten Handlungsbedarf bei der Qualitätsverbesserung von Unterricht und Schule. Wir unternehmen deshalb alle Anstrengungen, um künftig wieder zu besseren Schülerleistungen zu kommen“, sagt Eisenmann, „dafür brauchen alle Beteiligten einen langen Atem, das funktioniert nicht auf Knopfdruck.“ Die Ministerin macht deutlich, dass das Land die richtigen Weichen bereits gestellt und die Grundlagen für eine fundierte Qualitätsentwicklung auf allen Ebenen des Bildungssystems gelegt habe. Um die Schulen noch gezielter bei der Qualitätsentwicklung zu unterstützen, sei zudem geplant, die bundesweiten Vergleichsarbeiten in ein stimmiges Gesamtsystem landesweiter Lernstandserhebungen einzubinden. „Daran arbeiten wir. Wir müssen wissen: Wo stehen die einzelnen Schüler und wie können wir sie gezielt und passgenau fördern“, so die Ministerin.

„Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“ startet im neuen Schuljahr

Im Kontext der Veröffentlichung des IQB-Bildungstrends im Oktober 2016 hat Ministerin Eisenmann viele Gespräche geführt mit Schulpraktikern, Verbänden, Bildungsforschern sowie Experten aus anderen Bundesländern, um gemeinsam die Befunde zu analysieren. „In Schleswig-Holstein konnten wir uns von einem vielversprechenden Ansatz zur Lese- und Mathematikförderung überzeugen. Diesen greifen wir nun auf“, sagt Eisenmann.

Ab dem kommenden Schuljahr 2018/19 startet das Kultusministerium deshalb einen Modellversuch zu den Programmen „Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“ an Haupt-/Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen, beginnend in der 5. Klassenstufe und hochwachsend bis in die 7. Klassenstufe zum Schuljahr 2020/21. Das Programm zielt darauf ab, Schülerinnen und Schüler in Deutsch/Lesen und Mathematik durch eine passgenaue Unterstützung gezielt zu stärken.

Es wurde vom Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein entwickelt. Die Ergebnisse von wissenschaftlichen Evaluationen durch die Christian-Albrechts-Universität Kiel und das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik Kiel belegen den Erfolg des Projektes in Schleswig-Holstein. Der Modellversuch wird in Baden-Württemberg durch ein wissenschaftliches Konsortium unter der Leitung von Prof. Benjamin Nagengast (Universität Tübingen) evaluiert, die Ergebnisse sollen eindeutige Aussagen zur Wirksamkeit des Programms unter den Rahmenbedingungen in Baden-Württemberg erbringen. „In der Umsetzung berät uns außerdem der von Prof. Trautwein geleitete wissenschaftliche Beirat“, so die Kultusministerin. An den beiden Modellversuchen „Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“ können jeweils 24 Schulen teilnehmen. Eine Ausschreibung zur Teilnahme läuft derzeit an den Schulen.

Sprach-, Lese- und Rechenkompetenz von Anfang an stärken

Der mit VERA 8 in der Sekundarstufe I festgestellte Förderbedarf in Deutsch und Mathematik verdeutlicht auch, dass die Grundlagen für eine optimale Förderung bereits in den Grundschulen gelegt werden müssen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wurde bereits mit der Erhöhung der Grundschulstundentafel in den Fächern Deutsch und Mathematik unternommen. Daran anknüpfend erhalten die Grundschulen ab dem kommenden Schuljahr 2018/19 aufbauend vier zusätzliche Poolstunden, die sie vor allem für die individuelle Förderung in Deutsch und Mathematik einsetzen sollen. Im Gegenzug beginnen die Grundschulen mit dem Fremdsprachenunterricht erst ab Klasse 3. „Bevor ein wirksamer Fremdsprachenunterricht starten kann, müssen erst solide Basiskompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen erlernt werden, auf denen die Schüler in den weiterführenden Schulen dann aufbauen können“, so Eisenmann. Darauf habe bereits der von der Landesregierung einberufene und von Prof. Jürgen Baumert vom Max-Planck-lnstitut für Bildungsforschung geleitete Expertenrat „Herkunft und Bildungserfolg“ im Jahr 2011 hingewiesen.

Weitere Informationen zu den Vergleichsarbeiten

Die Vergleichsarbeiten sind Teil der Maßnahmen der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring, mit denen die Länder die Qualitätsentwicklung auf Ebene der einzelnen Schule unterstützen. Die Vergleichsarbeiten orientieren sich an den Anforderungen der länderübergreifend verbindlichen Bildungsstandards und untersuchen, welche Kompetenzen Schülerinnen und Schüler einer Klasse im Vergleich zu den Landesergebnissen zum Testzeitpunkt erworben haben. Dabei übernimmt VERA auch eine Vermittlungsfunktion für die Implementation der Bildungsstandards und der damit verbundenen Kompetenzorientierung in den Unterricht.

Anders als bei den internationalen Schulleistungsvergleichen wie PISA, TIMSS oder PIRLS/IGLU und dem nationalen IQB-Bildungstrend, die alle mit repräsentativen Stichproben arbeiten, sind VERA 3 und VERA 8 die einzigen Testverfahren, die flächendeckend, also bundesweit, grundsätzlich in allen allgemeinen Schulen mit allen Schülerinnen und Schülern der dritten beziehungsweise achten Jahrgangsstufe durchgeführt wird.

Grafik Ergebnisse Vera 8 (PDF)

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