Wenn Elternteile inhaftiert werden, dann leiden deren Kinder besonders darunter und benötigen Unterstützung. Das bestätigt eine neue Studie der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Ulm über die Arbeit des Eltern-Kind-Projekts. Dieses unterstützt in Baden-Württemberg Kinder mit einem inhaftierten Elternteil sowie deren Familien. Die Studie wurde heute in Ulm vorgestellt.
Das bundesweit einmalige Eltern-Kind-Projekt fördert das Wohl der Kinder von in Baden-Württemberg inhaftierten Personen. Es besteht seit 1. Juli 2011 und wird von Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH in Höhe von 1,2 Millionen Euro bis 31. Dezember 2016 finanziert. Seit 2011 hat das Projekt landesweit 502 Kinder betreut. Pro Jahr nehmen zirka 100 Familien Hilfe in Anspruch.
Für einen Zwischenbericht hat die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Ulm 43 Familien mit einem in der Justizvollzugsanstalt Ulm inhaftierten Elternteil begleitet. Sie ermittelte bei den einbezogenen Kindern erhebliche Verhaltens- und Beziehungsprobleme, stellte aber im Verlauf der Betreuung durch das Eltern-Kind-Projekt auch Verbesserungen der auftretenden Verhaltensauffälligkeiten fest.
Projekt leistet wichtigen Beitrag zu Resozialisierung
Der baden-württembergische Minister der Justiz und für Europa, Guido Wolf, würdigte die Arbeit des Eltern-Kind-Projekts „als wichtigen Beitrag zur Resozialisierung“. Minister Wolf sagte weiter: „Kinder verdienen in einer solchen Situation, zu der sie selbst nichts beigetragen haben, in besonderem Maße Hilfe und Solidarität. Oft ist die Familie die wichtigste Komponente für eine erfolgreiche Resozialisierung. Daher hat die Gesellschaft ein hohes Interesse daran, Kinder, deren Eltern inhaftiert sind, zu unterstützen.“ Wolf sicherte den Verantwortlichen des Projekts zu, sich dafür einzusetzen, für die Zeit nach dem 31. Dezember 2016 eine weitere Finanzierung ihrer erfolgreichen Arbeit sicherzustellen.
Hintergrund:
Träger des Eltern-Kind-Projekts ist der gemeinnützige Verein Projekt Chance e.V.. Dieser unterstützt Straffällige bei der Eingliederung in ein Leben ohne Straftaten und hilft dabei, negative Folgen der Inhaftierung für Familienangehörige, insbesondere Kinder abzumildern.
Mit der Umsetzung des Eltern-Kinder-Projekts hat der Verein das „Netzwerk Straffälligenhilfe in Baden-Württemberg“ beauftragt. Dieses ist wiederum ein Zusammenschluss des Badischen Landesverbands für soziale Rechtspflege, des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Baden-Württemberg und des Verbands Bewährungs- und Straffälligenhilfe Baden-Württemberg. Die landesweit 22 Mitgliedsvereine des Netzwerks Straffälligenhilfe betreuen die Familien und deren Kinder vor Ort.