Dank moderner Drohnen können viele Rehkitze vor dem Mähtod bewahrt werden. Landwirte können Rehkitzrettungsteams direkt über den zuständigen Jagdpächter oder den Jagdverband kontaktieren.
Bereits im April erblicken die ersten Rehkitze das Licht der Welt. Gleichzeitig führen die Landwirte die Frühjahrsmahd durch. Dies stellt für viele junge Wildtiere und Bodenbrüter, vor allem aber für Kitze eine große Gefahr dar. Denn was passiert, wenn Mähwerkzeuge im hohen Gras auf Kitze mit Drückreflex treffen, liegt auf der Hand.
Drückreflex verhindert Flucht
Anstatt den großen Maschinen auszuweichen und zu flüchten, verharren Kitze aufgrund des sogenannten Drückreflexes reglos auf dem Boden. Die Ricke legt das geruchlose Kitz in den ersten Wochen nach der Geburt an einem optisch geschützten Ort ab, um keine Aufmerksamkeit für Fressfeinde zu erwecken. Klassisch hierfür sind hohe Wiesen. Da das Kitz in dieser Zeit noch keinen Eigengeruch hat, ist es für Fuchs, Hund und Co. dadurch so gut wie unsichtbar. Sehr ähnlich verläuft auch der Lebensstart von Feldhasen. „Nähert sich jedoch eine breitflächige Mähmaschine, haben die wehrlosen Jungtiere meist keine Chance und werden im hohen Gras unbemerkt erfasst“, so die Landestierschutzbeauftragte, Dr. Julia Stubenbord, am 24. April 2024 in Stuttgart.
Die Folgen eines Mähunfalls sind für die Tiere nicht selten erheblich, da trotz schwerster Verletzungen der Eintritt des Todes sehr verzögert eintreten kann. Neben der Tierschutzproblematik, dem oft qualvollen Tod der zermähten Kitze, besteht noch ein Risiko für weitere Tiere: verbleibt der Kadaver nämlich unbemerkt im Gras, bildet er im Silagefutter durch die Verwesung unter Luftabschluss gefährliche Giftstoffe. Diese können bei den Tieren, die das Futter letztendlich zu sich nehmen, zu tödlichen Krankheiten führen.
„Wer mäht, ist per Tierschutzgesetz dazu verpflichtet, die Wiese vorher effektiv auf Kitze abzusuchen, denn das Erfassen der Tiere mit Mähwerkzeug verursacht Schmerzen, Leiden und Schäden, die vermeidbar sind.“, so Dr. Stubenbord.
Drohnen als effektivste Suchmethode
Die Kitzsuche ist kein einfaches Unterfangen. Man muss die gut versteckten Tiere im hohen Gras förmlich suchen wie die Nadel im Heuhaufen. Drohnen haben sich als effektivste Suchmethode etabliert, um die Anzahl der Mähunfälle zu reduzieren. Der Sucherfolg liegt um ein Vielfaches über dem vom Hunden oder Menschenketten. Jäger, die oft die Suche durchführen, und Rettungsteams sprechen von deutlich über 90 Prozent.
Aus diesem Grund hat sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auch in diesem Jahr dazu entschlossen, die Anschaffung solcher Drohnen wiederholt zu fördern.
Rehkitzrettungsteams unterstützen Landwirte
Landwirte können auf die Unterstützung dieser Rehkitzrettungsteams zählen. Sie kommen vor Ort und fliegen mit Drohnen, die über Wärmebildkameras verfügen, in den frühen Morgenstunden über die zu mähenden Flächen. Der Temperaturunterschied nur am frühen Morgen, zwischen Rehkitz und Umgebung macht es dem Team möglich, sich bei Sichtung eines Hotspots sofort gezielt auf die Suche zu begeben. Hierbei aufgefundene Rehkitze werden geruchsneutral geborgen und verbleiben während des Mähens für eine kurze Zeit sicher in einer Kiste am schattigen Waldrand. Nach dem Mähen werden sie dann schnellstmöglich wieder an einem geschützten Platz freigelassen und somit dem Muttertier zugeführt.
„Viele Landwirtinnen und Landwirte helfen Ricke und Kitz zusätzlich, indem sie einen kleinen Streifen ungemähte Wiese stehen lassen. Dadurch können die Tiere einen wertvollen Abschnitt der ursprünglichen Versteckmöglichkeit weiter nutzen“, lobt Dr. Stubenbord.
Wie finde ich als Landwirt ein solches Drohnenteam?
Drohnenteams kann man direkt über den zuständigen Jagdpächter oder den Jagdverband kontaktieren.
Mehr Informationen, sowie eine Landkarte mit Kontakten verschiedener Drohnenteams, je nach Region, finden Sie außerdem beim Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V.