Landwirtschaft

Bericht zur Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel

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Ein Winzer bringt mit einem Traktor Pflanzenschutzmittel in den Reben aus.

Die erneut reduzierte Aufwandsmenge von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln unterstreicht das verantwortungsvolle Engagement der Bäuerinnen und Bauern. Das ist ein Ergebnis des dritten Berichts zur Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel.

„Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, bis 2030 die Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent zu senken und den Ökolandbau auf 30 bis 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche auszubauen. Der dritte Bericht zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln sowie die externe Evaluierung ‚Zielerfüllungskontrolle und Evaluierung der Pflanzenschutzmittelreduktion und des Ökologischen Landbaus gemäß Biodiversitätsstärkungsgesetz Baden-Württemberg‘ unterstreichen und belegen den verantwortungsvollen Umgang unsere Bäuerinnen und Bauern mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. So weist der dritte Bericht zur Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel für das Jahr 2021, bei den Daten des Betriebsmessnetzes, einen Rückgang gegenüber der sogenannten Baseline, dem Mittel der Jahre 2016 bis 2019, von vier Prozent aus. Bei den herangezogenen Marktforschungsdaten beträgt der Rückgang sechs Prozent“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), Peter Hauk.

Der dritte Bericht zur Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel enthält Erhebungsdaten des neu im Land eingerichteten und mittlerweile etablierten Betriebsmessnetzes, ergänzt um die Anwendungsdaten eines Marktforschungsunternehmens. „Die Daten des Marktforschungsunternehmens bestätigen den rückläufigen Trend der Daten des Betriebsmessnetzes“, sagte Minister Hauk. Zudem sei eine erste Risikobewertung enthalten, wie es das Gesetz vorsieht. Diese Risikobewertung mittels SYNOPS (Synoptische Bewertung von Pflanzenschutzmitteln) hat das Julius-Kühn-Institut vorgenommen. Im Bericht sind die ersten erfreulichen und positiven Ergebnisse der Risikobewertung dargestellt.

Moderner Pflanzenschutz heute umfassender

Zur nachhaltigen Erzeugung von Lebensmitteln und Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung ist ein Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln notwendig. „Der moderne Pflanzenschutz ist heute umfassender zu sehen, als die bloße Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Leitbild für die Betriebe ist der integrierte Pflanzenschutz, mit vorbeugenden Maßnahmen, wie Fruchtfolgegestaltung, Sortenwahl und Bodenbearbeitung“, betonte Minister Hauk.

Ergänzt wurde der Bericht wieder um einen weiteren Berichtsteil zu ‚Strategien der Gesunderhaltung von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen im ökologischen Anbau‘ der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg e. V. In diesem Berichtsteil sind die Strategien zur Gesunderhaltung der Nutzpflanzen und das Anbausystem im ökologischen Landbau umfassend dargestellt. Im ökologischen Landbau werden keine chemisch-synthetischen, sondern nur Pflanzenschutzmittel angewendet, die auf einer EU-anerkannten Positivliste stehen.

Die Reduktion chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in Baden-Württemberg ist ein Prozess, der Schritt für Schritt bis 2030 erreicht werden soll. Dabei spielt der Ausbau des ökologischen Landbaus ebenso eine große Rolle, wie die Etablierung innovativer Pflanzenschutzverfahren. Dies geschieht vor dem Hintergrund des Klimawandels und dem möglichen Auftreten neuer Schaderreger und Krankheiten, die als zusätzliche Risiken die Zielerreichung beeinflussen und daher immer mit einbezogen werden müssen. Ebenso sind Jahre mit extrem nasser Witterung, wie zum Beispiel das Jahr 2021, mit einem hohen Pflanzenschutzmittelaufwand zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten in allen Kulturen verbunden und zu berücksichtigen.

„In feuchten, nassen Jahren kommen zum Beispiel mehr Fungizide zum Einsatz als in trockenen Jahren, um die Kulturpflanzen vor Befall mit Pilzen, wie Schorf, Mehltau oder Rost zu schützen. Dennoch ist der Pflanzenschutzmitteleinsatz gegenüber der Baseline um vier Prozent rückläufig. Wir sehen eine Tendenz nach unten und das zählt“, betonte Minister Hauk.

Umsetzung des Biodiversitätsstärkungsgesetzes extern evaluiert

Parallel zum Bericht zur Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel wurde die externe Evaluierung der Umsetzung des Biodiversitätsstärkungsgesetzes vorgestellt, die durch das Institut für Ländliche Strukturforschung e. V. im Jahr 2023 durchgeführt wurde.

Das Institut stellt in seiner Evaluierung zum Bereich Pflanzenschutzmittelreduktion fest, dass Baden-Württemberg sich auf den richtigen Weg gemacht habe. Somit habe das Land auch einen Vorsprung bei den Anforderungen des Green Deals. Die Erfüllung der Reduktionsziele sei aussichtsreich.

Ökolandbau in Baden-Württemberg extern evaluiert

Ein Ziel des Biodiversitätsstärkungsgesetzes ist unter anderem, 30 bis 40 Prozent ökologischen Landbau bis zum Jahr 2030 zu unterstützen. Daher wurde der bereits im Jahr 2012 ins Leben gerufene Aktionsplan ‚Bio aus Baden-Württemberg‘ im Jahr 2020 weiterentwickelt. Im Rahmen der nun durchgeführten Evaluierung stellt das Institut für Ländliche Strukturforschung e. V. dem Land eine ausgesprochen positive Bilanz im Bereich Ökolandbau aus. Die im Aktionsplan ‚Bio aus Baden-Württemberg‘ angekündigten ersten Schritte sind gegangen und die im Biodiversitätsstärkungsgesetz benannten Maßnahmen, wie zum Beispiel der Aufbau eines Netzwerks von Demonstrationsbetrieben für den ökologischen Landbau, die Umstellung von Teilbetrieben an den Lehr- und Versuchsanstalten sowie die Forschungsförderung setze das Land bereits um.

„Diese positive Rückmeldung zu den bereits umgesetzten Maßnahmen freut mich sehr. Wir haben viele Einzelmaßnahmen zur Unterstützung von Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Bio im Land in den vergangenen drei Jahren auf den Weg gebracht und zum Teil bereits erfolgreich abgeschlossen. Auf diesen Erfolgen wollen wir uns nicht ausruhen, sondern richten den Blick weiter nach vorne“, unterstrich Minister Hauk.

Bericht zur Pflanzenschutzmittelreduktion

Der Bericht zur Pflanzenschutzmittelreduktion bezieht alle Bereiche ein, in denen chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel angewendet werden. Neben der Landwirtschaft zählen dazu auch der Wald, Verkehrswege, öffentliches Grün und die Haus- und Kleingärten. Insgesamt werden anhand von Erhebungen mittels des Betriebsmessnetzes, Ableitungen und vereinfachten Schätzungen als mehrjähriger Durchschnittswert rund 2.200 Tonnen chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittelwirkstoffe jährlich im Land ausgebracht. Eine Reduktion um 40 bis 50 Prozent bis 2030 bedeutet einen Rückgang um rund 1.000 Tonnen.

Von den 2.200 Tonnen werden in der Landwirtschaft circa  98 Prozent angewendet. Hierbei stehen die Herbizide mit etwas über 50 Prozent an der Spitze, dicht gefolgt von den Fungiziden mit 35 bis 45 Prozent. Die Insektizide machen unter ein bis zwei Prozent aus und die Akarizidmenge ist zu vernachlässigen.

Auf den integriert bewirtschafteten Flächen wird mit Hilfe der 39 Demobetriebe der Wissenstransfer und die Informationsvermittlung in die Praxis voraussichtlich deutlich zur Pflanzenschutzmittelreduktion beitragen.

Von der Einführung der zusätzlichen landesspezifischen Vorgaben zum integrierten Pflanzenschutzes (IPSplus) in Landschaftsschutzgebieten, Natura 2000-Gebieten und weiteren Schutzgebieten sind weitere Reduktionspotentiale zu erwarten.

Durch angewandte Forschung und Entwicklung der landwirtschaftlichen Landesanstalten und weiteren Forschungseinrichtungen wird das Land neue nicht-chemische Verfahren bereitstellen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • pilzwiderstandsfähigen Sorten im Wein-, Obst- und Getreidebau, welche die Anzahl der Fungizidbehandlungen beträchtlich senken;
  • neue digitale Techniken zur mechanischen Unkrautbekämpfung müssen sich weiter in der Praxis verbreiten;
  • Prognosemodelle müssen durch Forschung zur Epidemiologie und laufende Validierung in der Praxis weiterentwickelt und treffsicherer gemacht werden

Baden-Württemberg nutzt intensiv die Fördermöglichkeiten der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), um ab 2023 den Ökolandbau weiter auszubauen und Agrarumweltmaßnahmen anzubieten, die den Pflanzenschutzmitteleinsatz reduzieren, zum Beispiel neue Fördermaßnahmen im Bereich Fungizid- und Herbizidverzicht.

Baden-Württemberg zählt, gemessen am Produktionswert der landwirtschaftlichen Erzeugung, zu den vier größten Agrarproduzenten in Deutschland. Mit den Sonderkulturen wie Obst, Gemüse, Hopfen und Reben wird sogar eine Spitzenstellung in Deutschland bezogen.

Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Bericht zur Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in Baden-Württemberg 2023

Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Gesetzesnovelle zur Stärkung der Biodiversität

Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“

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