Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hat im Rahmen ihrer Sommerreise verschiedene Unternehmen und eine Weiterbildungseinrichtung besucht. Sie informierte sich über die Themen Ausbildung, Weiterbildung und Beschäftigungsförderung und kreative Lösungen in Zeiten von Corona und der Digitalisierung.
Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut informierte sich heute, 6. August, über „Ausbildung, Weiterbildung und Beschäftigungsförderung in Zeiten von Corona und Digitalisierung“ im Rahmen ihrer Sommerreise. Stationen waren neben dem Stuttgarter Sozialunternehmen ZORA gGmbH, die Bildungsakademie der Handwerkskammer Region Stuttgart, E. Breuninger GmbH & Co. in Ludwigsburg und LEWA GmbH in Leonberg.
„Arbeitsmarkt, Ausbildungsmarkt und Weiterbildung wurden durch die Corona-Pandemie mit voller Wucht getroffen. Als Land haben wir deshalb schnell und unkompliziert Hilfsprogramme und Erleichterungen für betroffene Unternehmen und Arbeitnehmende auf den Weg gebracht. Zum Beispiel mit der Soforthilfe für Unternehmen, unseren Unterstützungsprogrammen für ausbildende Betriebe und einem erleichterten Zugang zur Grundsicherung“, erläuterte die Ministerin. Ziel der Reise war es, sich mit unterschiedlichen Akteuren darüber auszutauschen, wie sich die Situation in Unternehmen, Bildungseinrichtungen und bei Trägern der Beschäftigungsförderung derzeit darstellt und welche Herausforderungen auf das Land noch zukommen.
Beschäftigungsförderung in Zeiten von Corona – Besuch beim Sozialunternehmen ZORA
Als erste Station besuchte die Ministerin das Sozialunternehmen ZORA gGmbH in Stuttgart-Ost. Das Unternehmen nimmt an dem Projekt BeJuga des Landesarbeitsmarktprogramms des Wirtschaftsministeriums teil und betreut insbesondere Familien mit Kindern im SGB II-Leistungsbezug. „Wir wollen Familien gerade auch während der Corona-Pandemie stärken, damit sie Mut fassen, für sich und ihre Kinder erreichbare Perspektiven zu entwickeln“, sagte Hoffmeister-Kraut. Die Einrichtungen standen und stehen vor großen Herausforderungen: Beratung, Vermittlung und Unterstützung konnten nur noch online oder telefonisch stattfinden. Gleichzeitig stieg die Zahl der Leistungsbeziehenden, besonders der Frauen mit Kindern, die in der aktuellen Situation eine Reihe neuer Fragen mit sich bringen. Lock-down, Kontaktbeschränkungen, neue Regelungen – all dies kann große Unsicherheiten hervorrufen. „Ich bin von der Arbeit der Träger sehr beeindruckt und freue mich, dass die Angebote dank des großen Engagements und der hohen Innovationsbereitschaft der Mitarbeitenden auch zu Krisenzeiten durchgeführt werden können. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass man am Ball bleibt und flexible Möglichkeiten nutzt, um Kontakte aufzubauen und zu vertiefen“, so die Ministerin.
Bei dem Besuch verkündete die Ministerin die Weiterförderung des Projekts BeJuga und überreichte der Einrichtung den Bescheid für zwei weitere Jahre Förderung in Höhe von 150.000 Euro. Das Wirtschaftsministerium fördert die 22 BeJuga-Standorte in Baden-Württemberg für die kommenden zwei Jahre mit insgesamt knapp 3,3 Millionen Euro. „Durch unsere vier Förderbausteine beim Landesarbeitsmarktprogramm gelingt es uns, unterschiedliche Zielgruppen gut zu erreichen und ihnen eine bedarfsgerechte Unterstützung zukommen zu lassen“, so Hoffmeister-Kraut. Durch die Corona-Pandemie haben sich insbesondere die ungleichen Integrationschancen weiter verschärft. Gerade Frauen leisten vermehrt Erziehungs- und Betreuungsarbeit und sind besonders beansprucht. Für Hoffmeister-Kraut Grund zur Sorge, dass alte Rollenbilder wiederauflebten und sich weiter verfestigten. „Deshalb sind Beratungseinrichtungen, die die ganze Familie in den Blick nehmen, besonders wichtig.“
Gewinnung von Auszubildenden – Besuch bei Breuninger in Ludwigsburg
Am Nachmittag stand ein Besuch bei E. Breuninger GmbH & Co. in Ludwigsburg auf der Agenda der Ministerin, bei dem sie sich mit Beschäftigen, Auszubildenden sowie Ausbildenden austauschte. „Die Wirtschaftskrise hat natürlich starke Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt. Gemeinsam mit den Partnern des Ausbildungsbündnisses haben wir deshalb schon im Frühjahr eine Task Force gegründet, um den Betrieben zur Seite zu stehen“, so die Ministerin. Durch die bereits bestehenden und zum Teil kurzfristig ausgeweiteten Programme „Azubi transfer“ und „Azubi im Verbund“ stand den Unternehmen direkte Hilfe bereit. Beide Konzepte sind nun auch Teil des Bundesprogramms „Ausbildung sichern“. „Es ist essenziell, dass wir die Betriebe dabei unterstützen, ihr Ausbildungsengagement zu erhalten, und junge Menschen dabei unterstützen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Die berufliche Ausbildung ist für die Wirtschaft Baden-Württembergs ein maßgeblicher Erfolgsfaktor, denn der Fachkräftemangel wird auch weiterhin eine zentrale Herausforderung für das Land sein.“ Derzeit beschäftigt sich das Ausbildungsbündnis intensiv damit, wie die Berufsorientierung nachgeholt werden kann, die im Frühjahr zu großen Teilen ausfallen musste.
Ein besonderer Fokus lag bei dem Besuch auf dem Bildungsgang Ausbildungsvorbereitung dual (AVdual): „Es ist nicht immer einfach, direkt in eine Ausbildung durchzustarten, insbesondere für schwächere Schülerinnen und Schüler. Die umfangreichen und begleiteten Praktika in AVdual sind für Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf das Sprungbrett in eine Ausbildung. Über zwei Drittel der Jugendlichen, die eine Ausbildung aufnehmen, tun dies in einem Betrieb, in dem sie zuvor ein Praktikum absolviert haben“, erklärte Hoffmeister-Kraut. Im Bildungsgang AVdual bieten AVdual-Begleitungen den Jugendlichen individuelle Unterstützung bei den Praktika und für die Aufnahme einer Ausbildung. AVdual ist Teil der Neugestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf. Die Neukonzeption wird inzwischen in 21 Stadt- und Landkreisen erfolgreich umgesetzt und vom Wirtschaftsministerium im Schuljahr 2019/2020 mit 3,2 Millionen Euro unterstützt.
Digitalisierung als Format und Inhalt von Weiterbildung – Besuch der Bildungsakademie Stuttgart und bei LEWA in Leonberg
Ein weiteres Thema, das die Ministerin an diesem Tag beschäftigte, war Digitalisierung und Weiterbildung. Dabei ging es nicht nur um die Digitalisierung der Weiterbildungsformen, sondern auch darum, Beschäftigte mit Weiterbildung auf die digitale Arbeitswelt bestmöglich vorzubereiten. „Digitalisierung war auch vor Corona schon ein wichtiges Thema in Unternehmen. Die Pandemie hat dem Thema aber nochmal einen kräftigen Schub gegeben“, so die Ministerin. Bei ihrem Besuch in der Bildungsakademie der Handwerkskammer Region Stuttgart sprach die Ministerin mit dem Präsidenten Rainer Reichhold, Beschäftigten und Teilnehmenden über die Weiterbildung in Zeiten von Corona und konnte sich live die verschiedenen Hilfsmittel anschauen, die zum Einsatz kommen.
„Für mich ist es sehr wichtig, mir vor Ort ein Bild zu machen, wie unsere Bildungsträger als auch unsere mittelständischen Unternehmen durch die schwierige Zeit der Corona-Pandemie gekommen sind. Mich beeindruckt, wie vielfältig, kreativ und innovativ Unternehmen und Bildungsträger für ihre Auszubildenden und Beschäftigten gute, tragfeste Lösungen – sei es durch virtuelle Ausbildungselemente oder auch durch die Umgestaltung des Schichtbetriebes – für schwierige Zeiten gefunden haben. LEWA hat beispielsweise trotz der Krise alle Auszubildenden übernommen.“
Virtuelle Ausbildungsmodule, digitale Konzepte, veränderte Arbeitszeiten und Arbeitsplätze – das ist Arbeiten im 21. Jahrhundert. „In der Krise stecken auch viele Chancen, die wir beherzt ergreifen müssen, um die mannigfaltigen Herausforderungen der Zukunft zu lösen“, mahnte die Ministerin und verwies dabei auf die Transformation der Wirtschaft, den demografischen Wandel, die Globalisierung oder die sich wandelnden Arbeitsgewohnheiten. Damit die Digitalisierung gelingen kann, muss über die rein technische Seite hinaus die berufliche Weiterbildung moderne Wege und Instrumente für Unternehmen schaffen. Genau das gelinge mit dem Weiterbildungsprojekt F4DIA – Fit für die digitale Zukunft, wie das Beispiel der Leonberger Firma Lewa eindrucksvoll belege. „Die Erfahrungen von heute bestärken mich in meiner Überzeugung, dass wir auch das Land der Zukunftsgestalter und Krisenbewältiger sind“, betonte Hoffmeister-Kraut.
Im Mittelpunkt des neuen Landesprogramms stehen Menschen, die Schwierigkeiten haben auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Unterstützt werden vor allem Langzeitarbeitslose, junge Menschen ohne Berufsausbildung, Alleinerziehende, ältere Menschen und Migrantinnen und Migranten beim Arbeitsmarktzugang. Das Wirtschaftsministerium stellt von 2020 bis 2022 insgesamt rund 9,3 Millionen Euro für das Landesprogramm zur Verfügung. Das Landesprogramm besteht aus vier Bausteinen: Beschäftigungsförderung und Jugendhilfe gemeinsam anpacken (BeJuga), Arbeitslosenberatungszentren (ALOZ), Ideenwettbewerb für arbeitsmarktpolitische Projekte für Frauen und ältere Leistungsbeziehende sowie die Förderung des Netzwerks Teilzeitausbildung.
Wirtschaftsministerium: Landesprogramm „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“
BeJuga ist der neue Schwerpunkt des Landesarbeitsmarktprogramms „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ und wird vom Wirtschaftsministerium zunächst bis Ende 2020 gefördert. Für die Weiterförderung bis Ende 2022 setzt das Land jährlich rund drei Millionen Euro Fördergelder ein. 2020 wurden die bisher zwölf BeJuga-Standorte auf 22 Standorte im Land erweitert. Außerdem wurde die Förderung je Standort auf 75.000 Euro pro Jahr angehoben, wodurch vor Ort mehr Familien erreicht werden können.
Das Ausbildungsbündnis verfolgt mit diesem Konzept das Ziel, mehr Schulabgängerinnen und Schulabgängern in Baden-Württemberg den direkten Einstieg in Ausbildung und Beruf zu ermöglichen und Jugendliche mit Förderbedarf beim Übergang besonders zu unterstützen. Dies liegt im Interesse der Jugendlichen, der Schulen und der Wirtschaft, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.
Bausteine der Neugestaltung sind insbesondere:
Das Personalentwicklungsprojekt „F4DIA“ unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen bei der digitalen Transformation. Es soll vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen für die Chancen und Herausforderungen von Industrie 4.0/Arbeit 4.0 begeistern. In den Workshops der insgesamt fünf Qualifizierungsmodule dreht sich daher alles um agiles Handeln, dynamische Lernumgebungen und darum, wie neue Prozesse platziert und vorangetrieben werden. Neben dem GARP Bildungszentrum als verantwortlicher Träger vermitteln die vier Projektpartner Trumpf GmbH & Co. KG, der Verein zur Förderung der Berufsausbildung e.V., die Staatsgalerie Stuttgart und die PH Ludwigsburg ihre Erfahrungen und Best-Practice-Beispiele.