Ministerin Nicole Razavi hat den Archäologie-Preis Baden-Württemberg 2022 überreicht. Die Preisträger wurden für ihre ehrenamtlichen Verdienste um die archäologische Denkmallandschaft im Land ausgezeichnet.
Bei Ausgrabungen unterstützen, Kleindenkmale erfassen, Baustellen begleiten, Führungen anbieten: Zahlreiche Ehrenamtliche engagieren sich in unzähligen Arbeitsstunden für die archäologische Denkmalpflege im Land. Ihren Einsatz würdigt der Archäologie-Preis Baden-Württemberg. Er wird alle zwei Jahre an ehrenamtlich tätige Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Erforschung, Publikation und Präsentation archäologischer Funde im Land besonders verdient gemacht haben. In diesem Jahr geht der Preis in den Rems-Murr-Kreis, den Kreis Rottweil und den Ostalbkreis: Reinhold Feigel aus Backnang erhält den mit 8.000 Euro dotierten Hauptpreis. Der mit 4.000 Euro dotierten Förderpreis geht an Klára und Bernd Pieper aus Oberndorf, der Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro an Katja Baumgärtner aus Mögglingen. Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg und damit auch Leiterin der obersten Denkmalschutzbehörde des Landes, überreichte ihnen den Archäologie-Preis Baden-Württemberg 2022 am 18. Oktober 2022 im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart.
Großer Dank für herausragendes Engagement
„Die Archäologie erfordert Geduld, Fleiß, Konzentration, Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, aber auch Fantasie und Begeisterungsfähigkeit. Deshalb ist das ehrenamtliche Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger auch so wertvoll. Ohne Ihren herausragenden Einsatz für unser kulturelles Erbe wäre die baden-württembergische Landesdenkmalpflege sicherlich nicht so gut aufgestellt, wie sie es ist“, sagte Ministerin Nicole Razavi: „Ich möchte mich, auch im Namen der gesamten Landesregierung, sehr herzlich für Ihr enormes Engagement bedanken. Ihr Verdienst um den Schutz, die Pflege, die Erforschung und Vermittlung der archäologischen Denkmallandschaft unseres Landes ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Ihre Arbeit wirkt in höchstem Maße sinnstiftend.“
Allen Preisträgerinnen und Preisträgern überreichte Ministerin Razavi zur Würdigung ihres langjährigen ehrenamtlichen Engagements eine Urkunde sowie eine Nachbildung der Goldschale aus dem keltischen Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf im Kreis Ludwigsburg.
„Der Reichtum an kulturellen Spuren Baden-Württembergs wird sichtbar durch unsere Preisträgerinnen und Preisträger, die unter Beweis gestellt haben, wie lebendig auch heute noch die Faszination für die Archäologie ist und welche besondere Rolle sie – gerade in unserer Region – spielt. Die vielfältigen Aktivitäten der Ehrenamtlichen zu fördern und zu würdigen, ist Anliegen des Archäologie-Preises Baden-Württemberg und deckt sich mit den Zielen der Wüstenrot Stiftung. Es ist schön, wenn Menschen für gute Ideen brennen und sie verwirklichen. Sie geben unserer Gesellschaft eine Energie und Wärme, die wir nötig brauchen. Ich danke darum besonders den ehrenamtlich Engagierten unter uns“, so Georg Eberhardt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Stiftung, der Trägerin des Preises.
Ehrenamt für Landesarchäologie unverzichtbar
„Das Ehrenamt ist für die Landesarchäologie unverzichtbar und wir wären ohne das große Netzwerk an Unterstützern in Baden-Württemberg nicht so erfolgreich. Dafür danke ich den Preisträgern stellvertretend für alle anderen Freiwilligen herzlich. Ebenso danke ich der Wüstenrot Stiftung, dass sie mit ihrer abermaligen Förderung eine angemessene Würdigung dieses für uns so wichtigen ehrenamtlichen Engagements auch dieses Jahr wieder möglich macht“, betonte Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart und Vorsitzender der Jury.
Den Festvortrag zur Preisverleihung hielt Professor Dr. Matthias Wemhoff, der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin. Er gewährte interessante Einblicke in das Leben und Wirken des Archäologen Heinrich Schliemann anlässlich dessen 200. Geburtstags.
Archäologie-Preis Baden-Württemberg
Der Archäologie-Preis Baden-Württemberg wird seit 1981 alle zwei Jahre im Rahmen eines Festakts durch das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD), die Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern e. V. und den Förderkreis für Archäologie in Baden e. V. verliehen. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des LAD, entscheidet eine Jury über die Vergabe des Preises. Die Wüstenrot Stiftung stiftet den Archäologie-Preis Baden-Württemberg seit dem Jahr 2000.
Die Preisträgerinnen und Preisträger
Reinhold Feigel aus Backnang arbeitet seit dem Jahr 2004 ehrenamtlich für das Landesamt für Denkmalpflege. Er legte Luftbildakten an und beging Luftbildfundstellen, digitalisierte Kleindenkmale und begleitete Baumaßnahmen. Die Zusammenarbeit mit dem LAD mündete 2008 in seiner offiziellen Bestellung zum ehrenamtlichen Beauftragten der archäologischen Denkmalpflege für Backnang. In enger Zusammenarbeit mit dem LAD begeht er seitdem regelmäßig bekannte Kulturdenkmale, überprüft deren Zustand und meldet Veränderungen. Er führt alleine, zusammen mit anderen ehrenamtlichen Beauftragten oder im Rahmen von Maßnahmen des LAD Sondierungen, Notbergungen und Ausgrabungen durch. Als Beispiele seien hier die von ihm geleiteten mehrmonatigen Untersuchungen am Feuersee in Welzheim und jüngst die Ausgrabungen im mittelalterlichen Töpferquartier von Buoch, Kreis Waiblingen genannt. Seine Erfahrung als Ingenieur, sein handwerkliches Geschick sowie sein Improvisationstalent kommen der archäologischen Arbeit seit Jahren zu Gute. Dabei gibt er seine Erfahrungen regelmäßig an interessierte Laien oder Studierende der Archäologie weiter und trägt somit nicht nur zur Erforschung und Bewahrung des archäologischen Erbes bei, sondern auch zur Vermittlung archäologischer Inhalte.
Klára und Bernd Pieper aus Oberndorf am Neckar, engagieren sich seit über zehn Jahren in außergewöhnlicher Weise ehrenamtlich für die archäologische Denkmalpflege im Landkreis Rottweil. Unermüdlich sind sie in ihrer Freizeit tätig, um Feldbegehungen und Baustellenbeobachtungen durchzuführen sowie insbesondere archäologische Fundstellen fachgerecht zu dokumentieren. 2011 begann Bernd Pieper seine ehrenamtliche Tätigkeit in der archäologischen Denkmalpflege und wurde schon bald regelmäßig von seiner Frau unterstützt – zunächst bei Begehungen von Burgstellen im Landkreis Rottweil und der Erfassung von Kleindenkmalen. Seit 2012 führen beide systematische Begehungen, so dass heute über 150 Fundmeldungen auf sie zurückgehen. Seit 2015 setzen sich Klára und Bernd Pieper verstärkt für den Schutz und Erhalt von Burg-Ruinen ein. Die Ergebnisse ihrer Tätigkeit stellen sie dabei auf verschiedene Weise der Öffentlichkeit vor. Bemerkenswert sind die Homepages zu den wichtigsten Burgstellen des Landkreises Rottweil und historischen Grenzsteinen sowie der Youtube-Kanal „Minerva Productions“, daneben entstanden auch etliche Broschüren und Vorträge.
Katja Baumgärtner aus Mögglingen engagiert sich auf besonders vielfältige Weise ehrenamtlich für die archäologische Denkmalpflege. Egal ob bei der Baubegleitung, der Grabungsorganisation oder der Grabungslogistik – Katja Baumgärtner unterstützt bei nahezu allen typischen archäologischen Tätigkeiten. Auch bei der Begehung von archäologischen Flächen und der Fundbearbeitung unterstützt sie bei jeder Gelegenheit. Seit dem Jahr 2000 ist sie Mitglied beim Arbeitskreis Archäologie in Schwäbisch Gmünd. 2004 ließ sie sich zur „Limes-Cicerone“ ausbilden und war auch als Grabungshelferin bei der Kastell-Grabung in Aalen aktiv dabei. 2008 wurde sie zur ehrenamtlich Beauftragten berufen. Katja Baumgärtner leitet seit 2013 den von ihr initiierten Arbeitskreis für die ehrenamtlich Beauftragten der Region Ostwürttemberg und legt dabei großen Wert auf den regelmäßigen Austausch zwischen den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Denkmalpflegern. Im Frühjahr dieses Jahres wurde sie in den Beirat der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern gewählt. Nicht nur am Limes entlang, im Limesmuseum oder am Dalkinger Tor begeistert sie die Menschen mit ihren Führungen. Der Leitsatz: „Nur was man kennt, das schützt man“, steht im Mittelpunkt ihrer Vermittlungsarbeit. Kindergeburtstage, Schülerprogramme und vor allem auch Ferienprogramme finden großen Zuspruch und ermöglichen schon Kindern und Jugendlichen einen Zugang zur Archäologie.