Die Landesregierung hat ein Konzept zur Nutzung von Abwärme aus Unternehmen beschlossen. Abwärme ist eine wichtige Energieressource, die in Zukunft stärker genutzt werden soll.
Der Ministerrat der Landesregierung hat das Abwärmekonzept Baden-Württemberg beschlossen. Die Landesregierung bekennt sich damit zur hohen Bedeutung der Abwärmenutzung für die Energiewende und verständigt sich auf Maßnahmen, um diese Wärmequelle künftig stärker für industrielle Prozesse oder zur Beheizung von Gebäuden einzusetzen.
Wärme wird größtenteils ungenutzt abgelassen
„Baden-Württemberg besitzt großes Potenzial, um die Abwärme aus Unternehmen zu nutzen. Viele Industrieanwendungen erzeugen Wärme, die bis jetzt größtenteils ungenutzt in die Umgebung abgelassen wird. Eine solche wertvolle Energieressource dürfen wir nicht einfach verschwenden, sondern müssen sie in Zukunft stärker beispielsweise in Wärmenetzen weiternutzen“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller. Abwärme aus Unternehmen stelle Wärme ohne zusätzliche Kohlenstoffdioxid-Emissionen zur Verfügung und könne fossile Energieträger wie Kohle und Erdgas, die bisher noch verbreitet zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden, ersetzen. „Das neue Landeskonzept trägt dazu bei, dass wir in Baden-Württemberg bei der Wärmewende entscheidende Schritte vorankommen“, ergänzte der Minister.
„Eine Reihe von Projekten beweist bereits jetzt, dass es gelingt, Abwärme für Produktionsprozesse oder Wärmenetze zu nutzen. Mit dem Landeskonzept wollen wir neue Modellprojekte anstoßen und umsetzen. Dabei unterstützen wir Projektträger unter anderem mit Förder- und Beratungsangeboten“, betonte Umweltminister Untersteller bei der Erläuterung der Ziele des neuen Abwärmekonzepts. So erweisen sich insbesondere die Projektanbahnung und die Umsetzung der Vorhaben weiterhin als komplex. Das Land werde zudem bestehende Lücken in der Förderung des Bundes mit eigenen Haushaltsmitteln schließen. Für die Jahre 2020 bis 2023 stehen dafür insgesamt 500.000 Euro im Förderprogramm Klimaschutz-Plus zur Verfügung. „Wir werden uns auch intensiv darum bemühen, in den kommenden Jahren mehr Bundesmittel zur Förderung der Abwärmenutzung nach Baden-Württemberg zu holen“, bekräftigte Untersteller das Engagement des Landes. Denn die Nutzung der Abwärme stärke die regionale Wertschöpfung und fördere den Wirtschafts- und Technologiestandort Baden-Württemberg.
Hohes Potenzial der Abwärmenutzung im Land
Das Abwärmekonzept sieht ferner die Einrichtung eines Kompetenzzentrums Abwärme bei der Landesagentur Umwelttechnik BW vor. „Mit diesem neuen Kompetenzzentrum erhalten Projektierer und Unternehmen, die Technologien zur Abwärmenutzung anbieten, eine zentrale Anlaufstelle im Land, die unabhängig Informationen, Beratung und Vernetzungsmöglichkeiten bereitstellt“, sagte der Minister weiter. Für die Förderung des Kompetenzzentrums stehen im Landeshaushalt für die Jahre 2020 bis 2023 insgesamt 900.000 Euro bereit.
Insgesamt umfasst das Konzept sieben Maßnahmen, die sich in die Themenblöcke „Fördern“, „Informieren“ und „Übergreifend“ gliedern. Zu den übergreifenden Maßnahmen gehören unter anderem die Einrichtung eines Begleitgremiums, das die Umsetzung des Landeskonzepts fachlich begleitet sowie ein Monitoring, um die Realisierung der Maßnahmen zu verfolgen und zu steuern.
In Baden-Württemberg verfügen insbesondere drei Wirtschaftszweige über ein besonders hohes Potenzial der Abwärmenutzung: „Herstellung von Glas, Verarbeitung von Steinen und Erden“, „Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus“ sowie „Metallerzeugung und -bearbeitung“. In diesen drei Branchen entstehen rund 73 Prozent der insgesamt in baden-württembergischen Unternehmen anfallende Abwärme. Aber auch die zunehmende Zahl an großen Rechenzentren bieten sich immer mehr als Abwärmequelle an.