Mit einem Fachkongress begeht das Land Baden-Württemberg das 50-jährige Bestehen der beruflichen Gymnasien im Land. Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann sprach anlässlich des Jubiläums von einem bundesweit einmaligen Erfolgsmodell.
„Durch seinen berufsbezogenen pädagogischen Ansatz und seine vielfältige fachliche Ausrichtung bereitet das berufliche Gymnasium in besonderer Weise auf ein Studium und die Arbeitswelt vor“, sagt die Ministerin bei der Eröffnung der Veranstaltung in der Schwabenlandhalle in Fellbach. 50 Jahre nach ihrer Einführung gibt es in Baden-Württemberg ein flächendeckendes Angebot von 225 beruflichen Gymnasien mit mehr als 60.000 Schülerinnen und Schülern. Jedes dritte Abitur wird inzwischen an einem beruflichen Gymnasium erworben.
Paradebeispiel für die Durchlässigkeit in unserem Bildungswesen
Indem sie Jugendlichen die Chance bieten, nach dem mittleren Bildungsabschluss die allgemeine Hochschulreife zu erreichen, schaffen die beruflichen Gymnasien Bildungswege für Schülerinnen und Schüler, die zuvor eine Realschule, Werkrealschule, zweijährige Berufsfachschule, Gemeinschaftsschule oder ein allgemein bildendes Gymnasium besucht haben. „Das berufliche Gymnasium ist somit das Paradebeispiel für die Durchlässigkeit in unserem Bildungswesen“, hebt Kultusministerin Eisenmann hervor. Darüber hinaus ermögliche es einen Weg zum Abitur in neun Schuljahren und komme so dem Wunsch vieler Eltern nach einer längeren Lernzeit für ihre Kinder entgegen.
Am „Tag des beruflichen Gymnasiums“ tauscht sich Ministerin Eisenmann in einem Podiumsgespräch mit Absolventinnen und Absolventen dieses Bildungsgangs aus, die heute verantwortungsvolle Positionen in Wirtschaft und Gesellschaft einnehmen – darunter Muhterem Aras, Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg, und Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga. Landtagspräsidentin Aras sagt mit Blick auf ihren eigenen Abschluss dieses Bildungsgangs: „Berufliche Gymnasien tragen ganz wesentlich zur Bildungsgerechtigkeit bei und erfüllen damit unsere Landesverfassung.“
Innovatives Erfolgsmodell
Im Anschluss an das Podiumsgespräch diskutieren die Teilnehmer in mehreren Fachforen Chancen und Herausforderungen der beruflichen Gymnasien. Die Vielfalt der möglichen Bildungswege zeigen Schülerinnen und Schüler mit einer Projektmesse auf, auf der die 14 verschiedenen Profile des Bildungsgangs vorgestellt werden. Abschließend betrachtet Prof. Dr. Ulrich Trautwein vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen das berufliche Gymnasium aus bildungswissenschaftlicher Sicht. „Die beruflichen Gymnasien haben sich über die vergangenen Jahrzehnte als innovatives Erfolgsmodell erwiesen“, so Trautwein. „Wie unsere Studien zeigen, unterstützen sie die Interessendifferenzierung, erhöhen die Durchlässigkeit zum Abitur für Schüler aus weniger privilegierten sozialen Schichten und setzen dabei hohe Leistungsstandards um. In Zukunft wird es wichtig werden, die vom beruflichen Gymnasium angebotene Form der ‚beruflichen Allgemeinbildung‘ in innovativer Weise weiterzuentwickeln“.
Kultusministerin Eisenmann ist überzeugt, dass diese Weiterentwicklung gelingen kann. So begegne man einer der wichtigsten Herausforderungen der nächsten Jahre, der Digitalisierung, mit dem derzeit größten schulischen Tabletprojekt Deutschlands, das mit mehr als 5.000 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern an 40 Schulen im Land erprobt wird. Darüber hinaus wird von diesem Schuljahr an der Bildungsplan für das berufliche Gymnasium grundlegend überarbeitet, um wirtschaftliche und technologische Veränderungen abzubilden. „Auf diese Weise wollen wir die hohe Qualität und Innovationskraft der beruflichen Gymnasien erhalten“, so Eisenmann.
Hintergrund: Richtungen des beruflichen Gymnasiums mit Profilen
- Technisches Gymnasium (TG)
mit den Profilen Informationstechnik, Gestaltungs- und Medientechnik,
Mechatronik, Technik und Management, Umwelttechnik, Angewandte
Naturwissenschaft - Wirtschaftsgymnasium (WG)
mit den Profilen Wirtschaft, Internationale Wirtschaft, Finanzmanagement - Sozial- und Gesundheitswissenschaftliches Gymnasium (SGG)
mit den Profilen Gesundheit, Soziales - Ernährungswissenschaftliches Gymnasium (EG)
- Biotechnologisches Gymnasium (BTG)
- Agrarwissenschaftliches Gymnasium (AG)