Was passiert, wenn es mehrere Elektrofahrzeuge in einer Straße gibt und alle laden wollen? Dieses Szenario testet Netze BW jetzt mit zehn Familien in Ostfildern. Während des Tests will Netze BW verschiedene Strategien erproben, möglichen Engpässen im Netz entgegenzuwirken.
Zehn Haushalte, elf Elektroautos, aber nur ein Stromkreis: In der Belchenstraße in Ostfildern-Ruit nahe Stuttgart hat der Härtetest für das örtliche Stromnetz begonnen. Mit einem sommerlichen Straßenfest und viel Information rund um die Elektromobilität haben Teilnehmer, Anwohner und die Netze BW am 30. Juni 2018 den offiziellen Start der „E-Mobility Allee“ gefeiert. Zu den Gästen gehörten auch Oberbürgermeister Christof Bolay und Helmfried Meinel, Amtschef im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.
Bis zum Herbst leben die zehn teilnehmenden Familien die Mobilität von morgen. Die EnBW-Tochter Netze BW stellt ihnen dazu für die Dauer des Projekts Fahrzeuge und Ladeboxen zur Verfügung und wirft so einen Blick in die Zukunft des Stromnetzes. Und sie erprobt verschiedene Strategien, möglichen Engpässen im Netz entgegenzuwirken. „Wir wollen uns nicht allein auf theoretische Berechnungen und Prognosen verlassen, sondern live beobachten und testen. Wenn der Hochlauf der Elektromobilität dann tatsächlich Fahrt aufnimmt, sind wir gerüstet“, begründete Netze BW-Geschäftsführer Dr. Martin Konermann die Initiative des Netzbetreibers.
„Für die Landesregierung ist die Elektromobilität ein wichtiger Baustein der notwendigen Mobilitätswende“, betonte Helmfried Meinel. „Auf den damit verbundenen Ausbau der E-Fahrzeugflotte müssen die Stromnetze vorbereitet sein. Deshalb freuen wir uns sehr, dass Netze BW sich mit diesem Pilotprojekt den Herausforderungen der Elektromobilität stellt und verschiedene Lösungsansätze testet.“
„Wir freuen uns, dass die Netze BW Ostfildern als Standort für ihren Versuch ausgewählt hat. Damit kommen wir unserem Ziel, die Elektromobilität als wichtiger Baustein in eine innovative Verkehrsstrategie zu integrieren, ein gutes Stück näher“, erklärte Oberbürgermeister Christof Bolay.
Belchenstraße wird zur E-Mobility Allee
Wenn viele Elektrofahrzeuge gleichzeitig am gleichen Stromkreis laden wollen, stellt das das örtliche Stromnetz vor neue Herausforderungen. Bislang dominieren in Wohngebieten die typischen Haushaltsgeräte wie Herd, Wasch- oder Spülmaschine den Strombedarf: Die Schwankungen sind vergleichsweise gering, und das Netz ist auf die benötigte maximale Stromstärke ausgelegt.
Aber was geschieht, wenn alle Bewohner der E-Mobility Allee – die alle über ein und denselben Stromkreis versorgt werden – am Abend gleichzeitig ihr E-Auto aufladen wollen? Oder tun sie das vielleicht gar nicht? Kann durch den Einsatz von Batteriespeichern bei Bedarf die Netzstabilität verbessert werden? Und wie lässt sich das Ladeverhalten möglicherweise kunden- und zugleich netzfreundlich steuern? Genau diese Fragen soll das Projekt in den nächsten Monaten beantworten und damit wichtige Erkenntnisse für die Planung der Stromnetze gewinnen.
Mix aus verschiedenen Nutzungs- und Anforderungsprofilen
Mit der Belchenstraße wurde gezielt ein typisches Wohngebiet mit Eigenheimen im Ballungsraum ausgesucht. Dahinter steht die Annahme, dass die Elektromobilität in solchen Gebieten am schnellsten Fuß fassen wird und damit dort auch zuerst Herausforderungen für das Stromnetz entstehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind bunt gemischt: vom Vielfahrer bis zum Gelegenheitsfahrer, von der Familie mit kleinen Kindern bis zum Rentner. Im Einsatz sind E-Autos, die ganz unterschiedliche Bedarfe decken, was die Reichweite und Ladeleistung angeht. Neben den Fahrzeugen stellt der Netzbetreiber jedem Haushalt kostenlos eine Ladebox mit einer möglichen Leistung von bis zu 22 Kilowatt zur Verfügung. Auch die Stadt Ostfildern unterstützt das Projekt; mehrere Hochschulinstitute begleiten es wissenschaftlich.
Mit Initiativen wie der E-Mobility Allee und mit dem stetigen Ausbau der Netzinfrastruktur treibt die Netze BW die Alltagstauglichkeit der Elektromobilität voran. Bis 2025 sind hierfür im Netzgebiet zusätzliche Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro geplant.
Verkehrsministerium: Elektromobilität
Quelle:
Netze BW