Rund sieben Jahre nach dem offiziellen Spatenstich ist die sogenannte „Querspange Erbach“ jetzt für den Verkehr freigegeben worden.
Bündelung der Verkehre
Die neu gebaute Querverbindung der Bundesstraße (B) 311 zur B 30 verläuft südlich von Erbach und sorgt künftig für eine Bündelung der Verkehre auf der leistungsfähig ausgebauten, vierstreifigen B 30 in Richtung Ulm. Heute haben Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Landesverkehrsministerium, und der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser den neuen Straßenabschnitt für den Verkehr freigegeben – zusammen mit Landrat Heiner Scheffold, dem Erbacher Bürgermeister Achim Gaus sowie örtlichen Bundes- und Landtagsabgeordneten.
Sören Bartol, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr (BMDV), sagte anlässlich der Verkehrsfreigabe: „Eine effiziente und moderne Verkehrsinfrastruktur ist ein wichtiger Standortvorteil für Deutschland. Der Neubau der Querspange Erbach trägt dazu bei, dass die Infrastruktur an der Verknüpfung zwischen den Bundesstraßen B 311 und der B 30 sowie dem Autobahnnetz leistungsfähiger und vor allem sicherer wird. Rund 70 Millionen Euro investiert der Bund in dieses Projekt. Dies ist eine gute und sinnvolle Investition, um die Verkehre außerhalb der Ortsdurchfahrten zu bündeln, um somit die Bürgerinnen und Bürger insbesondere von Erbach und seinen Teilgemeinden vom Durchgangsverkehr zu entlasten und die Verkehrsinfrastruktur im Raum Ulm zu verbessern.“
Höhere Lebensqualität möglich
Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Landesverkehrsministerium, machte deutlich: „Die Querspange Erbach ermöglicht eine Entlastung vom Durchgangsverkehr für die Ortsdurchfahrten von Erbach sowie den Süden der Stadt Ulm. So wird eine höhere Lebensqualität vor Ort möglich, und neue Gestaltungsmöglichkeiten entstehen.“
„Mit der heutigen Fertigstellung und Freigabe der Maßnahme pünktlich vor dem Jahresende ist uns ein echtes Weihnachtsgeschenk für Erbach und die gesamte Region gelungen. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, die dies mit ihrem großen Engagement und Einsatz ermöglicht haben“, ergänzte Regierungspräsident Klaus Tappeser.
Entlastung der Ortsdurchfahrten
Die B 311 und B 30 sind wichtige Verkehrsverbindungen zur Region rund um Ulm. Die B 30 stellt die Haupterschließungsachse Oberschwabens dar und bindet an das Autobahnnetz beim Oberzentrum Ulm/Neu-Ulm an. Die Maßnahme stärkt die Leistungsfähigkeit dieser West-Ost-Achse als überörtliche und überregionale Verkehrsverbindung, in dem Verkehre von der stark belasteten B 311 auf die B 30 gelenkt werden. So können Rückstaus, Lärm- und Schadstoffbelastung in den Ortsdurchfahrten reduziert, sowie der Verkehrsfluss verbessert werden. Zudem wird ein Anschluss an das Autobahnnetz der Autobahn (A) 7 und A 8 geschaffen, welcher nicht mehr durch enge Ortschaften führt. Die Verkehrsinfrastruktur wird durch die Querspange B 311 im Raum südlich von Ulm erheblich verbessert.
Die Trasse hat eine Länge von rund 5.850 Metern, Anschlussstrecken und Rampen der Knotenpunkte sind rund 4.220 Meter lang. Im Zuge der Maßnahme wurden 14 Brückenbauwerke errichtet.
Naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen
Vor dem Baubeginn der Straßen- und Brückenbauarbeiten waren umfangreiche landschaftspflegerische und artenschutzrechtliche Vorarbeiten (sogenannte CEF-Maßnahmen) notwendig. So wurde in 2017 zunächst mit dem Bau eines rund 5,8 Hektar großen Limikolengewässers begonnen. Dieses auch als Polder bezeichnete Gewässer zeichnet sich durch seichtes Wasser und einen weichen, schlammigen Boden aus, der reich an Insekten, Würmern und kleinen Krebstieren ist. Es bietet ideale Nahrungs- und Brutplätze für Wat- und Schnepfenvögel.
Bauablauf
Nach und nach wurden die 14 Brückenbauwerke erstellt, von denen bis zu acht zeitgleich in unterschiedlichen Stadien im Bau waren. Spektakuläre Bilder boten sich hier beispielsweise während der Arbeiten an den beiden Großbrücken über die Donau und den Donaukanal. Parallel zu den ersten Brückenbauwerken waren Leitungen für Gas, Wasser und Abwasser umzuverlegen. Die eigentlichen Straßenbauarbeiten begannen am 20. Juni 2022.
Kosten
Gemäß der letzten Kostenfortschreibung aus dem Jahr 2024 betragen die Baukosten der Gesamtmaßnahme voraussichtlich rund 58 Millionen Euro. Weitere rund 12 Millionen Euro entfallen auf den Grunderwerb, der im Rahmen zweier getrennter Flurbereinigungsverfahren realisiert wurde. Sämtliche Kosten werden vom Bund getragen.
Die ersten Planungen haben bereits in den 1990er Jahren begonnen. Der Planfeststellungsbeschluss erlangte seine Bestandskraft am 6. August 2013, der feierliche Spatenstich fand am 3. August 2017 statt.