Wie lässt sich der Zusammenhalt in Zeiten des Umbruchs stärken? Diese Frage hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann in seiner Weltethos-Rede an der Universität Tübingen thematisiert – und beantwortet.
Für den Zusammenhalt der Gesellschaft hat Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann auch eine Orientierung an humanistischen Werten gefordert. „Ich kann uns nur raten, uns an den Grundwerten und dem Menschenbild unserer Verfassung zu orientieren“, sagte Kretschmann am Freitagabend an der Universität Tübingen. „Und darüber hinaus an den Kernwerten, wie sie das Parlament der Weltreligionen beschrieben hat.“ Dazu zählten etwa Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit. Kretschmann hielt eine sogenannte Weltethos-Rede zum Thema „Zusammenhalt in Zeiten des Umbruchs“.
Die Weltethos-Rede wurde zum zwölften Mal seit dem Jahr 2000 von der Stiftung Weltethos und der Universität organisiert. Zur Frage, ob es einen Grundkonsens über Werte gibt, die alle Menschen teilen, haben auch schon Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan und Altbundeskanzler Helmut Schmidt in Tübingen gesprochen.
Zusammenhalt in Vielfalt
„Nur wenn wir uns unverbrüchlich an das halten, wovon wir überzeugt sind, nur dann bieten wir auch Halt. Und nur dann fördern wir Zusammenhalt“, sagte Kretschmann.
Zusammenhalt in Vielfalt – nicht in möglichst großer Homogenität - macht für Kretschmann demnach gutes Leben aus. „Genau dieser Zusammenhalt wird aber derzeit auf die Probe gestellt”, sagte er. Umbrüche durch Zuwanderung, durch islamistischen Terror, durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Modernisierung verunsicherten viele Menschen.
„Zivilisierter Streit hält die Gesellschaft zusammen“
Kern des Vortrags waren Kretschmanns Ideen, wie ein Auseinanderdriften der Gesellschaft verhindert werden kann. Zum einen sieht er Politiker in der Pflicht, sich so ausdrücken, dass jeder sie versteht, ihre Quellen offenzulegen und Argumente der Gegner ernst zu nehmen. Kretschmann: „Zivilisierter Streit hält die Gesellschaft zusammen, unzivilisierter Streit treibt sie auseinander.“
Unter den Gästen waren auch der Begründer der Weltethos-Idee, der katholische Theologe Hans Küng, und Baden-Württembergs früherer Ministerpräsident Erwin Teufel.
Quelle:
dpa/lsw