Wirtschaft

Wirtschaftsministerin und IHK-Spitzen beraten über Zukunftsthemen

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Gespräch am 4. Dezember 2019

Im Mittelpunkt eines Gesprächs von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut mit führenden Vertretern der Industrie- und Handelskammern standen die Themen Digitalisierung, Aus- und Weiterbildung sowie Konjunktur und Außenwirtschaft.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat sich mit den Spitzen der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern zum jährlichen Austausch getroffen. Dabei standen vor allem die Digitalisierung in den Unternehmen, Aus- und Weiterbildung sowie Konjunktur- und Außenwirtschaftsthemen im Zentrum. Einig waren sich die Gesprächspartner darin, dass der konjunkturellen Eintrübung, wie sie beispielsweise die jüngste BWIHK-Konjunkturumfrage insbesondere in der Industrie aufzeigt, mit geeigneten Instrumenten begegnet werden muss. „Unsere Unternehmen brauchen jetzt Planungssicherheit. Der Bund muss schnell handeln und großzügige Regelungen schaffen, um möglichst viele Arbeitsplätze in dieser schwierigen Situation zu sichern. Unsere Forderungen haben wir bereits in einem gemeinsamen Brief an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gerichtet“, betonte die Ministerin.

Ein wichtiger Schritt, um das Land zukunftssicher aufzustellen, sei das stetige Vorantreiben digitaler Prozesse in Unternehmen: „Baden-Württemberg soll auch künftig eine der innovativsten Regionen Europas bleiben. Wir dürfen beispielsweise bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz für neue Geschäfts-, Produktions- oder Vertriebsmodelle nicht den Anschluss verlieren.“

Vor diesem Hintergrund lobten die IHK-Spitzen das Engagement vor allem auch des Wirtschaftsministeriums zur Digitalisierung des Landes. „Ob Digital Hubs oder die Landesstrategie Künstliche Intelligenz: Die Landesregierung hat viele Projekte bereits in die Fläche gebracht und mit Leben gefüllt, wo der Bund sich noch in der Findungsphase aufhält“, sagte Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK). Erfreut zeigte sich der BWIHK-Präsident, dass im Zuge der Haushaltsberatungen nun doch Mittel zur Fortsetzung der äußerst erfolgreichen Digitalisierungsprämie bereitgestellt werden sollen.

Geflüchtete werden zu Fachkräften von morgen

Grenke verwies zudem im Bereich Aus- und Weiterbildung auf die Bedeutung, weiter Geflüchtete zu Fachkräften ausbilden zu können: „Dass das Kümmerer-Programm des Landes mit dem kommenden Haushalt weitergeführt und ausgeweitet wird, freut uns sehr. Die Zahlen dieser Gruppe steigen bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen stetig an und der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen trotz konjunktureller Delle noch lange nicht gelöst. Unsere Erhebungen zeigen, dass vor allem mangelnde Sprachkenntnisse den Prüfungserfolg und damit die Ausbildung gefährden. Durch Intensivsprachkurse und den fortgeführten Einsatz der Kümmerer können wir dem sicher besser beikommen.“

Auch Hoffmeister-Kraut hob den Erfolg des Kümmerer-Programms hervor: „Wir haben damit bereits über 1.600 Geflüchtete erfolgreich in eine Ausbildung vermittelt. Um die Erfolge zur gesellschaftlichen Integration und Fachkräftesicherung fortzuschreiben, stellt das Wirtschaftsministerium ab 2020 weitere 3,6 Millionen Euro für 42 „Kümmerer“-Vollzeitstellen bereit“, so die Ministerin. Auch in den kommenden zwei Jahren werden sie auf dem Weg in Ausbildung begleiten und Unternehmen beraten: „Wir weiten unser Angebot auf alle Neuzugewanderten aus. Auch Neuzugewanderte aus der EU und aus Drittstaaten können Unterstützung erhalten.“ Mit dem auf Bundesebene verabschiedeten neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz werde die Zuwanderung aus Drittstaaten an Bedeutung gewinnen. „Darauf bereiten wir uns mit der Ausweitung unseres Förderangebots vor“, betonte Hoffmeister-Kraut.

Herausforderungen im Außenhandel

Europapolitisch sahen sich Hoffmeister-Kraut und Grenke mit der im Oktober ins Leben gerufenen EU-Monitoring-Gruppe auf einem guten Weg, auf europäischer Ebene mehr Einfluss zu nehmen. Der Expertenkreis biete die Möglichkeit, frühzeitig und kontinuierlich die EU-Gesetzgebung für das Land wirtschaftsfreundlich mitzugestalten.

Nun sei es entscheidend, dass die schwelenden Unsicherheiten beim noch immer offenen Brexit-Prozess nach den Neuwahlen am 12. Dezember endlich gelöst werden. „Die Hängepartie belastet unsere Unternehmen zunehmend, was sich im stetig abnehmenden Handelsvolumen niederschlägt“, kommentierte die Ministerin. „Für Südwest-Betriebe mit UK-Geschäft drohen noch immer massive Probleme durch beispielsweise Zölle und Schutzmaßnahmen oder entfallende Marktzugangsvoraussetzungen und steuerliche Verwerfungen“, ergänzte der BWIHK-Präsident. „Außenwirtschaftliche Herausforderungen zeigen vor allem, dass Top-Standorte wie der Südwesten in eigene Digitalisierungsmaßnahmen und zentrale Zukunftsfelder investieren müssen.“

Hürden im grenznahen Handel gibt es auch bei den Entsenderegelungen für deutsche Arbeitnehmer im Frankreich-Geschäft. Eine jüngst veröffentlichte Umfrage der IHK-Organisation zeigt die Auswirkungen des Entsendegesetzes als Wirtschaftsbremse. Laut den Umfrageergebnissen haben 13 Prozent der Unternehmen das Frankreich-Geschäft aufgrund der bürokratischen Hürden bei Entsendungen bereits eingestellt. Fast ein Viertel der Firmen (24 Prozent), vor allem kleine Betriebe, wollen keine Mitarbeiter mehr nach Frankreich entsenden. „Auch wenn es zuletzt in Gesprächen positive Signale zu Verbesserungen von französischer Seite gab, brauchen wir vor allem vorbehaltlos grünes Licht für langfristig gültige Entsendemeldungen, um Einsätze möglichst einfach zu gestalten und den Aufwand so gering wie möglich zu halten“, sprechen Wirtschaftsministerin und BWIHK-Präsident mit einer Stimme. „IHKs könnten und würden gerne helfen, indem sie die Mitgliedsbetriebe dabei unterstützen“, ergänzt Grenke.

Weitere Meldungen

Zwei Monteure einer Firma für Solartechnik installieren auf einem Dach Solarpanele. (Bild: © dpa)
Erneuerbare Energien

Über neun Millionen Euro für Solarforschung

Weihnachtskarte: Die Anbetung der Könige
Weihnachten

Weihnachtsgrüße des Ministerpräsidenten

Auslandseinsatz in Gambia, Polizei Baden-Württemberg
Polizei

Weihnachtliche Grüße an Einsatzkräfte im Ausland

Die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd (rechts) schüttelt der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen (links), nach einer Pressekonferenz die Hand.
Europa

Land begrüßt neues Abkommen zwischen EU und Schweiz

Blick von vorne auf Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Mitte), der mit vier Kindern am Kabinettstisch in der Villa Reitzenstein sitzt. Rechts von ihm sitzen zwei Jungen, links zwei Mädchen.
Interview

„Wichtig ist, dass man miteinander redet, damit man weiß, was andere denken.“

Straßenbaustelle an der B31 im Schwarzwald (Bild: © dpa).
Strasse

Querspange Erbach der B 311 freigegeben

Der Erste Senat beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verkündet das Urteil zur Grundsteuer (Foto: © dpa)
Bundesrat

Stärkung der Resilienz des Bundesverfassungsgerichts

Eine Laborantin untersucht Lebensmittel im Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart. (Foto: © dpa)
Verbraucherschutz

Prüfung von Advents- und Weihnachtsprodukten

Ein Baufahrzeug hobelt auf der Salierbrücke in Speyer den Asphalt ab. Die Brücke, eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, ist wegen Modernisierungsarbeiten für mehr als zwei Jahre gesperrt.
Verkehrsinfrastruktur

Land reagiert bei Brückensicherheit

Bauarbeiter erneuern den Fahrbahnbelag auf einer Straße (Bild: © dpa).
Verkehr

Ortsumfahrung Güglingen-Pfaffenhofen freigegeben

Move your idea
Start-up BW

Rocket Stabilizer im Landesfinale des „Start-up BW Elevator Pitch“

Ein Mitarbeiter einer Biogasanlage von Naturenergie Glemstal befüllt die Anlage mit Biomasse.
Bioökonomie

Land fördert neue Projekte für Nachhaltige Bioökonomie

Eine Frau zeigt auf eine Leinwand auf der eine Balkengrafik zu sehen ist (Symbolbild: © dpa).
Konjunkturprognose

Kein Wachstumsschub am Jahresende

Luchs Verena
Artenschutz

Dritter Luchs in Baden-Württemberg ausgewildert

Eine gebrochene Tafel "Dubai-Schokolade" von "Kikis Kitchen"
Verbraucherschutz

Vorsicht bei importierter Dubai-Schokolade