Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat sich mit Spitzenvertretern von Automobilindustrie, Zulieferern und Arbeitnehmerorganisationen zum Dialog in Stuttgart getroffen. Themen des Austauschs waren unter anderem die Zukunft des Diesels, der Markthochlauf der Elektromobilität, das automatisierte Fahren und mögliche Auswirkungen des bevorstehenden Brexit.
„Die Elektromobilität und die Digitalisierung bieten der Fahrzeugbranche viele neue Möglichkeiten“, betonte Ministerin Dr. Hoffmeister-Kraut. „Wir stehen erst am Anfang des Markthochlaufs. In diesem und dem nächsten Jahr werden noch einige weitere Modelle unserer Hersteller auf den Markt kommen“, so die Ministerin. Ein beschleunigter Markthochlauf sei unter dem Gesichtspunkt Luftqualität für Baden-Württemberg und die Region Stuttgart besonders wichtig. „Das gemeinsame Ziel von Politik und Wirtschaft muss es daher sein, Fahrzeuge und Wertschöpfung im Land zu allokieren und zu etablieren“, betont die Ministerin. „Zur zeitnahen Umsetzung unserer Klimaschutzziele und für den Bereich der Nutzfahrzeuge im Fernverkehr wird die Branche mittelfristig neben der zunehmenden Elektrifizierung aber auch den Dieselmotor benötigen. Und gerade hier am Standort besteht großes Potenzial und Knowhow für die Entwicklung und den Bau sauberer Dieselmotoren. Moderne Euro6-Dieselmotoren werden in den kommenden Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Lösung unserer Luftreinhalteproblematik beitragen können“, ergänzt die Ministerin.
Weiteres Thema des Automobildialogs waren die Auswirkungen des bevorstehenden Brexit auf die Fahrzeugbranche. Großbritannien ist für die deutsche Automobilindustrie das weltweit größte Exportland. Im vergangenen Jahr wurden 810.000 Pkw, die in Deutschland vom Band liefen, nach Großbritannien ausgeführt. Der britische Pkw-Markt erreichte 2015 ein neues Rekordniveau mit einem Volumen von 2,6 Millionen Neuwagen. Jeder zweite davon (1,3 Millionen) zählt zu einer deutschen Konzernmarke. „Der EU-Austritt von Großbritannien daruf nicht dazu führen, dass mit Zollschranken zwischen Großbritannien und dem Festland der internationale Warenverkehr verteuert wird“, mahnte die Ministerin.
„Die Dialogteilnehmer haben mir heute eindrucksvoll aufgezeigt, welche zukünftigen Technologien und Fahrzeuge uns aus Baden-Württemberg erwarten werden. Am Standort müssen die Fragestellungen zukünftiger Fahrzeuge und Mobilitätslösungen erforscht und mit innovativen Lösungen, Technologien und Komponenten zukunftsweisende Antworten gegeben werden. Mein Ministerium wird deshalb auch weiterhin alles dafür tun, von Seiten des Landes optimale Rahmenbedingungen für die Branche zu schaffen. Dies werden wir auch zukünftig in einem kontinuierlichen engen Dialog mit der Wirtschaft im Land umsetzen“, resümierte Hoffmeister-Kraut.
Teilnehmer des Automobildialogs waren Wilko Andreas Stark (Leiter Daimler Strategie & MBC Produktstrategie/-planung, Daimler AG), Michael Hankel (Mitglied des Vorstandes für Produktion, Pkw-Antriebstechnik, Pkw-Fahrwerktechnik, E-Mobility der ZF Friedrichshafen AG), Dr. Peter Biesenbach (Leiter Zentralabteilung Außenangelegenheiten, Regierungs- und Politikbeziehungen, Robert Bosch GmbH), Wolf-Henning Scheider (Vorsitzender der Geschäftsführung und u.a. verantwortlich für Forschung und Vorausentwicklung der Mahle GmbH), Alfred Weber (Vorsitzender der Geschäftsführung der Mann+Hummel GmbH), Heinrich Baumann (Geschäftsführender Gesellschafter der Eberspächer Gruppe GmbH & Co. KG) und Roman Zitzelsberger (Bezirksleitung der IG Metall Baden-Württemberg).
Hintergrund
Die Fahrzeugindustrie mit ihren Zulieferern, Komponenten- und Fahrzeugherstellern nimmt in Baden-Württemberg eine Schlüsselrolle ein. Rund 18 Prozent der Beschäftigten in der Industrie im Land sind direkt im Umfeld des Fahrzeugbaus tätig. Rund 40 Prozent der Gesamtausfuhren der Industrie in Baden-Württemberg werden durch die Automobilindustrie erbracht. Rund ein Drittel des Umsatzes der Industrie in Baden-Württemberg wird direkt durch die Fahrzeugbranche erwirtschaftet.
Baden-Württemberg ist in Deutschland der bedeutendste Standort für die „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“: Jeder vierte Arbeitsplatz im Kraftwagensektor ist in Baden-Württemberg angesiedelt. Mehr als ein Fünftel des Branchenumsatzes werden hier erwirtschaftet und rund 30 Prozent der deutschlandweiten Investitionen des Wirtschaftszweiges werden in den baden-württembergischen Standorten getätigt. Auch bei den Investitionen in Forschung und Entwicklung ist die Fahrzeugbranche führend.
In 2015 waren laut amtlicher Statistik rund 228.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Wirtschaftszweigen „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen” sowie „Sonstiger Fahrzeugbau” in Baden-Württemberg beschäftigt.