Das Ministerium für Soziales und Integration erprobt ein Konzept für mehr weibliche Führungskräfte in der Landesverwaltung. Das kündigte Staatsekretärin Bärbl Mielich anlässlich einer aktuellen Debatte im Landtag zum Weltfrauentag an.
„Es gibt weiterhin zu viele Barrieren, die Frauen von einer Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt abhalten. Das ist im Jahr 2018 nicht zeitgemäß. Und es ist nicht klug, weder aus gesellschaftlicher noch aus wirtschaftlicher Sicht. Noch immer nutzen wir Talente und Potentiale der weiblichen Bevölkerung nicht genug“, sagte Bärbl Mielich, Staatsekretärin im Ministerium für Soziales und Integration, anlässlich einer aktuellen Debatte zum Weltfrauentag am 8. März.
Insbesondere bei der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf sei in der Verwaltung, aber besonders auch in der Wirtschaft noch sehr viel Luft nach oben. Auch die Politik könne hier ihren Beitrag leisten und weiter für bessere Rahmenbedingungen sorgen. „Erst wenn wir die professionellen Pflegeangebote – gerade in der ambulanten Pflege – verbessern, wenn wir die Kindertagesbetreuung weiter ausbauen und mehr Ganztagsangebote an Schulen schaffen – erst dann durchbrechen wir die gläserne Decke“, so Mielich weiter.
Sozialministerium erprobt Konzept zur Personalentwicklung
Trotz vieler Verbesserungen in den letzten Jahren gelte das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern auch für die Führungspositionen in der baden-württembergischen Landesverwaltung. Mielich kündigte an, im Ministerium für Soziales und Integration ein aus drei Bausteinen bestehendes Konzept zur Personalentwicklung zu erproben, um den Frauenanteil in Führungspositionen gezielt zu steigern. Bei entsprechendem Erfolg könnten dann auch andere Ministerien und Landesbehörden diese Blaupause anwenden. „Ich freue mich sehr, dass es Manne Lucha und mir in unserem Haus bereits gelungen ist, vier unserer sieben Abteilungsleiterstellen mit Frauen zu besetzen. Auch in der Führungsebene darunter, also bei den Referatsleiterinnen und -leitern sowie ihren Stellvertreterinnen und Stellvertretern, haben wir beinahe eine paritätische Verteilung erreicht. Dieses Niveau wollen wir halten“, so die Staatssekretärin.
Das neue Konzept für mehr Frauen in Führungspositionen steht auf drei Säulen:
- Transparenz herstellen: Für die Amtsspitze und die Personalchefinnen und -chefs soll ein kontinuierliches Monitoring erarbeitet werden. Es soll transparent darstellen, wie hoch der aktuelle Frauenanteil in welcher Besoldungsgruppe ist. So kann auf jeder Ebene eine gezielte Förderung stattfinden, zudem können Ungleichgewichte schneller erkannt und es kann entsprechend gegengesteuert werden.
- Coaching, Mentoring und Peergroups: Das Ministerium möchte Frauen und Männer bei ihrer individuellen Berufsplanung frühzeitig noch besser unterstützen. Dafür sollen Erfahrungen und Angebote sowohl aus der modernen Arbeitsorganisation wie auch aus dem klassischen Netzwerkgedanken stärker miteinander verzahnt und als Instrument der beruflichen Entwicklung für eine breite Zielgruppe nutzbar gemacht werden.
- Vereinbarkeit von Beruf, Pflege und Familie: Dieser Baustein richtet sich insbesondere an Frauen und Männer in Führungsfunktionen. Das Ministerium möchte hier die bereits erworbenen positiven Erfahrungen mit geteilter Führung und geteilter Arbeit weiter ausbauen. Ziel ist es, eine grundsätzliche Offenheit für neue Modelle der Arbeit auch in den Führungsebenen zu etablieren und diese zu ermöglichen. Übernahme von Führung am Arbeitsplatz und Übernahme von Verantwortung in der Sorgearbeit sollen einander nicht ausschließen.
Ausgewählte landesweite Indikatoren:
- Von 11 Ministerinnen und Ministern im aktuellen Kabinett sind 4 Frauen. Dies entspricht rund 36 Prozent. Gleiches galt für den Beginn der vergangenen Legislaturperiode.
- Auf Ebene der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre, der Ministerialdirektorinnen und Ministerialdirektoren sind 10 von 23 weiblich. Das sind 43,5 Prozent, 2011 waren es 5 von 17, also nur 29,4 Prozent.
- In den 44 Stadt- und Landkreisen gibt es lediglich vier Landrätinnen, das entspricht nur 9 Prozent. Dies stellt sogar eine Verbesserung zum Jahr 2011 dar, als es landesweit nur eine Landrätin gab.
- In den Landesministerien gibt es aktuell 67 Abteilungsleitungen, 17 davon – also rund 25 Prozent – sind Frauen. 2011 waren es dagegen nur 10 Abteilungsleiterinnen.
- Mit Stand 1. März 2018 gab es folgende Verteilung bei den vom Land zu besetzenden Aufsichtsratspositionen: Von den insgesamt 359 Aufsichtsratspositionen sowie den Stellvertreterpositionen waren 229 mit Männern und 130 mit Frauen besetzt. Der Frauenanteil beträgt demnach 36,21 Prozent.
Ausgewählte bundesweite Indikatoren:
- Laut dem aktuellen 3. Gleichstellungsatlas der Bundesregierung lag 2014 der Anteil von Frauen in Führungspositionen deutschlandweit bei unverändert 29 Prozent und damit unter dem EU-Durchschnitt.
- Nach dem Inkrafttreten des Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst zum 1. Januar 2015 wuchs der Anteil der Frauen unter Aufsichtsratsmitgliedern um 3,7 Prozent auf 25,8 Prozent.
- Im öffentlichen Dienst der Länder leiteten zwischen 13 Prozent (Thüringen) und 35 Prozent (Bremen) Frauen Abteilungen in den obersten Landesbehörden. Im Bund werden ein Drittel der Abteilungsleitungen von Frauen wahrgenommen.
- Im Bereich der Justiz sind Leitungsfunktionen ab einer Besoldungsstufe R3 zu 13 Prozent (Baden-Württemberg) bis 37 Prozent (Berlin) mit Frauen besetzt.
- An Hochschulen sind Professuren zu 22 Prozent mit Frauen besetzt.