Borkenkäfer haben die Wälder in Mitteleuropa fest im Griff. Mit einem intensiven Waldschutzprogramm sowie zusätzlichen Fördermöglichkeiten begegnet das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz dieser Herausforderung.
Ausgehend vom extremen Dürre-Sommer 2018 und verschärft durch teils gravierende Sturm- und Schneebruchschäden im laufenden Jahr, stellt der Borkenkäfer auch die Fortwirte heimischer Wälder vor große Herausforderungen. Experten prognostizieren allein für Baden-Württemberg für das Jahr 2019 Schäden für die Waldbesitzer in einer Größenordnung von rund 100 Millionen Euro. „Mit einem intensiven und konsequenten Waldschutzprogramm sowie zusätzlichen Fördermöglichkeiten werden wir der drohenden Käferkatastrophe bestmöglich begegnen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, im Nachgang an die Kabinettsitzung vom Dienstag. Waldbesitzer werden nach den Vorschlägen des Ministers bei Präventionsmaßnahmen und der Wiederbewaldung stärker unterstützt.
Kein Markt für Holzüberschuss
Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Waldschutzsituation im Verlauf des Jahres aller Voraussicht nach weiter verschärfen wird. Aktuell sind mit rund 185.000 Kubikmetern verbuchtem Käferholz über alle Waldbesitzarten hinweg etwa die fünffache Schadholzmenge angefallen wie zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Das Sturmtief ‚Eberhard‘ von Anfang März 2019 hat für circa 500.000 Kubikmeter Sturmholz gesorgt. In vielen Wäldern hat zudem der nasse Schnee gravierende Bruchschäden verursacht. „Große Mengen an bruttauglichem Material in Verbindung mit Hitze und Trockenheit spielen dem Käfer in die Karten“, erklärte Minister Hauk.
Die Waldbesitzer sind in einem Dilemma. Die Borkenkäfer fressen ihnen unkontrolliert und im großen Stil die wertvollen Nadelholzbestände kaputt. Das dabei anfallende Käferholz müsste eigentlich rasch verkauft und aus dem Wald gefahren werden um weitere Schäden zu vermeiden. Das gibt der angespannte Markt allerdings nicht her. Im Wald verbleibende und unverkäufliche Holzpolter entwickeln sich so zu einer hohen Gefährdungslage.
Bewährte Mechanismen, um dem Problem Herr zu werden, wie die Entrindung, frühzeitige Abfuhr, Konzentrierung von Aufarbeitungskapazitäten oder eine Holzlagerung, wurden durch den Minister teilweise zugelassen. Hauk stimmte zudem der Verlängerung des Einschlagsstopps für frisches Nadelstammholz im Staatswald bis auf weiteres zu.
Hauk stellt Vorgehensweise im Kabinett vor
„Es müssen insgesamt Maßnahmen ergriffen werden, mit denen die Waldbesitzer bei der Bewältigung der Schäden und insbesondere der dringend notwendigen präventiven Maßnahmen unterstützt werden. Darüber hinaus müssen im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel und dessen gravierende Auswirkungen auf die Wälder die forstliche Klimafolgenforschung und die Wald-Klimaberatung intensiviert werden“, erklärte der Minister.
Zusätzlich zu den bewährten Fördertatbeständen müssen neue Maßnahmen kurzfristig eingeführt werden. So wird ab sofort das Hacken käferbruttauglicher Gipfelstücke und schwachen Stammholzes, insbesondere bei fehlender Vermarktbarkeit, durch das Land gefördert. „Wir rechnen in kommenden Jahren mit einem finanziellen Mehrbedarf in Höhe von rund zehn Millionen Euro jährlich, die im Doppelhaushalt 20/21 abgebildet werden müssen“, sagte Hauk. Dabei sollen keine Schäden ausgeglichen werden, sondern die Waldbesitzer ausschließlich bei Präventionsmaßnahmen und der Wiederbewaldung unterstützt werden.
„Es muss uns gelingen, dem Käfer auf großer Fläche Brutmaterial zu entziehen. Eine gründliche Kontrolle der Waldbestände steht dabei am Anfang jedes Handelns. Verantwortungsbewusste Waldbesitzer müssen ihre Fichtenbestände jetzt und bis in den September hinein laufend alle ein bis zwei Wochen kontrollieren. Dort, wo Sturm- und Schneebruchschäden vorhanden sind, ist besondere Vorsicht geboten“, betonte Hauk. Im Zweifelsfall helfen die zuständigen Försterweiter.
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Wald und Naturerlebnis
Dürre-, Sturm- und Insektenschäden Nadelholzeinschlag nach Forstbezirken Baden-Württemberg (PDF)