Die Mobilitätswende bringt insbesondere für schwächere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer und benachteiligte Gruppen in der Gesellschaft Vorteile mit sich. Menschen mit geringem Einkommen profitieren besonders von einem besserem Angebot im öffentlichen Personennahverkehr und Carsharing.
Eine klimaschutzorientierte Mobilitätswende bringt Vorteile für schwächere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sowie benachteiligte Gruppen in der Gesellschaft. Denn mehr Platz für Fuß- und Radverkehr kommt Kindern und Jugendlichen sowie älteren oder Menschen mit Einschränkungen zugute. Menschen mit geringen Einkommen profitieren davon, klimaschädliche Subventionen abzubauen und stattdessen öffentliche Verkehrsmittel und Carsharing zu stärken.
„Fünfzig Prozent der Menschen mit niedrigem Haushaltseinkommen haben kein Auto oder fahren durchschnittlich nur 9.000 Kilometer im Jahr und damit deutlich weniger als andere. Sie profitieren deshalb auch stärker vom Ausbau des öffentlichen Personennahverkehr, von besserem Fußverkehr und von günstigen Tickets für Busse und Bahnen“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann anlässlich des Beginns der mehrjährigen Tagungsreihe „Mobilitätswende gerecht gestalten“, die das Ministerium zusammen mit der Evangelischen Akademie Bad Boll ins Leben gerufen hat. Die Auftaktveranstaltung war am vergangenen Freitag in Stuttgart.
Soziale Aspekte zukünftiger Mobilität stärker beachten
Minister Hermann betonte: „Die Erhöhung des Kohlenstoffdioxid (CO2)-Preises kann einen doppelt positiven sozialen Effekt haben. Denn Menschen mit niedrigem Einkommen verursachen in der Regel deutlich weniger CO2, als Menschen mit einem höheren Verdienst. Geringverdienerinnen und Geringverdiener müssten zudem gezielt unterstützt werden, indem Einnahmen aus der CO2-Steuer an Haushalte mit niedrigen Einkommen zurückgegeben werden.“ Der Minister unterstrich: „Die sozialen Aspekte zukünftiger Mobilität müssen stärker beachtet werden. Unser Anspruch ist es, nachhaltige Mobilität für alle Menschen fair und gerecht zu gestalten.“
Dazu erklärte der Kooperationspartner Evangelische Akademie: „Nachhaltigkeit und soziale Teilhabe sind Grundwerte unserer Gesellschaft, die realisiert werden müssen. Mit der Tagungsreihe ‚Mobilitätswende gerecht gestalten‘ möchte die Evangelische Akademie Bad Boll dazu beitragen, dass den unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen bei der Realisierung der Mobilitätswende mehr Beachtung geschenkt wird.“
Themenschwerpunkte der Tagungsreihe
In der Tagungsreihe werden in den Jahren 2022 bis 2025 folgende Themenschwerpunkte gesetzt:
- Kinder und Jugendliche sowie Familien
- Menschen mit Handicaps und ältere Menschen
- Migrantinnen und Migranten
- Menschen in Armut und von Armut bedrohte Menschen
Mit der Veranstaltungsreihe sollen Vertreterinnen und Vertreter von Sozialverbänden und Initiativen ermutigt werden, ihre Bedürfnisse und Anregungen in die politische Diskussion einzubringen.
Stimmen aus den Sozialverbänden
„Die Caritas ist davon überzeugt, dass eine umfassende sozial-ökologische Transformation notwendig ist, um die Lebensgrundlage für alle zu sichern. Diese notwendigen Veränderungen werden in der Mobilitätswende für alle Menschen ganz unmittelbar spürbar.“
„Die Mobilitätswende ist eine große Aufgabe – aber auch eine große Chance für eine gerechtere Gesellschaft. Uns ist wichtig: Wie soziale Gerechtigkeit durch die Mobilitätswende gefördert werden kann, muss von Anfang mitgedacht und die Menschen, um die es geht, am Gespräch beteiligt werden.“
„Die Diakonie Baden unterstützt alle notwendigen Klimaschutzmaßnahmen, auch bezogen auf den Verkehr. Diese Maßnahmen müssen als Chance genutzt werden, um die individuelle Mobilität der Menschen mit keinem oder geringem eigenen Einkommen oder mit persönlichen Handicaps nicht nur zu bewahren, sondern zu verbessern.“
„Eine sozial gerechte und nachhaltige Mobilitätswende sollte gleichwertige Lebensverhältnisse spiegeln: egal ob Stadt oder Land – die Mobilität der nahen Zukunft muss besser werden und sollte sowohl Zielgruppenbedarfen als auch Lebensphasen gerecht werden: Die junge Familie braucht mal das Lastenrad, mal Carsharing, Teenies einen ÖPNV, der leistbar, gut erreichbar, verlässlich und ausreichend getaktet ist, Senioren vielleicht mal das E-Bike, mal das Anruf-Sammeltaxi. Allen gemeinsam ist aber sicher der Wunsch nach wohnortunabhängiger, klimafreundlicher und bezahlbarer Mobilität.“
„Für den Paritätischen Baden-Württemberg ist die Mobilitätswende dann sozial gerecht gestaltet, wenn Chancengleichheit und Teilhabe für Alle sichergestellt ist. Die Fokussierung auf den Individualverkehr per Privatauto muss der Mobilität für alle weichen – #SchieneVorStraße ist unser anschaulicher Slogan dazu.“