Baden-Württemberg war erneut erfolgreich bei der Einwerbung europäischer Forschungsgelder. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von vier Universitäten im Land erhalten insgesamt 12,5 Millionen Euro im Rahmen sogenannter „Advanced Grants“ des Europäischen Forschungsrats.
Baden-Württembergische Forscherinnen und Forscher haben bei der aktuellen Ausschreibung der Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC) Mittel in Höhe von rund 12,5 Millionen Euro eingeworben. „Das ist erneut ein überragender Erfolg der Exzellenz baden-württembergischer Forscherinnen und Forscher“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
„Ich gratuliere unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu diesem Erfolg, eine derart stolze Summe für die Forschung ins Land zu holen. Dies zeigt, dass sich mit unserer Forschungspolitik wissenschaftliches Potential im Land auf hervorragende Weise entfalten kann und wir damit auf dem richtigen und erfolgreichen Weg in die Zukunft sind“, betonte Theresia Bauer.
Die Advanced Grants für Baden-Württemberg haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Disziplinen Lebenswissenschaften, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Sozial- und Geisteswissenschaften eingeworben. Sie gehen nach Heidelberg, Konstanz, Stuttgart und Tübingen:
An der Universität Heidelberg warben Prof. Dr. Anna Wienhard und Prof. Dr. Henrik Kaessmann jeweils einen Advanced Grant ein. Die renommierte Professorin für Mathematik erhält die Förderung für ein Projekt im Bereich ihres Forschungsschwerpunkts der „Lie’schen Gruppen“. Professor Kaessmann, der am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) die Forschungsgruppe „Evolution des Säugetiergenoms“ leitet, wird in seinem Projekt die zelluläre Diversifikation von Wirbeltierhirnen im Laufe der Evolution weiter erforschen.
Prof. Dr. Andreas Marx, Professor am Lehrstuhl für Organische Chemie / Zelluläre Chemie der Universität Konstanz, erhält einen ERC Advanced Grant im Bereich der Natur- und Ingenieurswissenschaften. Sein Forschungsinteresse gilt insbesondere der Entwicklung neuer chemiebasierte Ansätze zum Studium komplexer biologischer Systeme, die mit gängigen Methoden nicht zu erfassen sind.
An der Universität Stuttgart warb Prof. Dr. Tilman Pfau, Leiter des 5. Physikalischen Instituts, einen Advanced Grant ein. Der Mitbegründer und Direktor des Zentrums für Integrierte Quantenwissenschaft und -technologie IQST fokussiert sich auf die Erforschung der Quanteneigenschaften von Atomen.
Prof. Dr. Katerina Harvati-Papatheodorou, Professorin für Paläoanthropologie an der Universität Tübingen und Leiterin der Arbeitsgruppe für Paläoanthropologie am Senckenberg Center of Human Evolution and Palaeoenvironment, erhält die ERC-Förderung für die weitere Erforschung der Ausbreitung, Adaption und Interaktion des Homo sapiens in Südosteuropa im Pleistozän.
Mit den ERC-Grants wurde 2007 ein europaweiter Wettbewerb in der Grundlagenforschung in Gang gesetzt, der mittlerweile die Standards für Forschungsexzellenz in Europa setzt. Der European Research Council (ERC) fördert riskante, aber bahnbrechender Pionierforschung, die wissenschaftliche Exzellenz der Projektidee und des Antragstellenden sind dabei alleiniges Evaluierungskriterium. Die Ausschreibungen der Grants tragen dazu bei, internationale Spitzenforscher aus der ganzen Welt nach Europa zu holen. Ministerin Bauer sagte: „Die Spitzenforschung ist für die Lösung der großen Zukunftsfragen der Gesellschaft unverzichtbar. Deshalb unterstützt das Land die Vorhaben in diesem Bereich nachdrücklich. Baden-Württemberg ist damit gut gerüstet, um im harten nationalen und internationalen Wettbewerb der Forschungsexzellenz nachhaltig erfolgreich zu bleiben.“
European Research Council
Der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) ist eine von der Europäischen Kommission eingerichtete Institution zur Finanzierung von grundlagenorientierter Forschung. Er existiert seit 2007 unter mehreren Rahmenprogrammen der Europäischen Union (EU) für Forschung und Innovation.
Die ERC Advanced Grants 2020 stellen die letzte ERC-Förderung unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ dar. Von 2021 bis 2027 wird der ERC über das neue EU-Rahmenprogramm "Horizont Europa" finanziert. Gefördert werden Forschende aller Disziplinen. Je nach Karrierestand ist eine Bewerbung in den folgenden vier Förderlinien möglich:
- Starting Grants für Forschende in einem Zeitfenster von zwei bis sieben Jahren nach Promotion, mit bis zu 1,5 Millionen Euro über maximal fünf Jahre
- Consolidator Grants für für Forschende in einem Zeitfenster von sieben bis zwölf Jahren nach Promotion, mit bis zu 2 Millionen Euro über maximal fünf Jahre
- Advanced Grants für erfahrene exzellente Forschende mit bis zu 2,5 Millionen Euro über maximal fünf Jahre
- Synergy Grants für Gruppen von zwei bis vier Forschenden und ihren Teams mit bis zu zehn Millionen Euro über maximal sechs Jahre
Forschende die bereits einen ERC Grant eingeworben haben und die aus dem Projekt entstandenen Ideen in Innovationen überführen möchten, können zusätzliche Mittel über die Proof of Concept-Ausschreibungen des ERC einwerben.